Rassismus, Polizeigewalt und Schwarzes Leben im US-Kinofilm
Spätestens seit den Protesten im Zuge des gewaltsamen Todes von George Floyd erfährt die strukturelle Diskriminierung von Schwarzen Menschen und rassistische Gewalt auch in Deutschland eine große öffentliche Wahrnehmung – dabei dringt auch der von vielen Menschen erlebte Alltagsrassismus verstärkt in den öffentlichen Diskurs.
In unserem Sonderprogramm zu den SchulKinoWochen im Herbst 2020 zeigen wir eine Auswahl von Spiel- und Dokumentarfilmen, die eine filmische Annäherung an Ausgangspunkte der „Black Lives Matter“-Bewegung und die Lebenssituation von Schwarzen Menschen in den USA ermöglichen. Die Filme thematisieren die Geschichte und Gegenwart von rassistischen Ereignissen in den USA, sie erzählen von Polizeigewalt, Ausgrenzungserfahrungen und schwarzer Identitätssuche. Die ausgewählten Werke bieten zugleich auch einen Einblick in wichtige Werke zeitgenössischer afroamerikanischer Filmschaffenden, von Spike Lee über Raoul Peck bis Barry Jenkins, vom Essayfilm über eine Romanverfilmung bis zur sehr freien Rekonstruktion wahrer Geschehnisse.
In Zusammenarbeit mit der
Bundeszentrale für politische Bildung
Die Filme des Programms
The Hate U Give (empf. ab Klasse 9, Regie: George Tillman Jr., USA 2018, 133 Min)
Als ihr bester Freund bei einer Polizeikontrolle erschossen wird, gerät die 16-jährige Starr zwischen alle Fronten. Soll sie, einzige Zeugin des Vorfalls, eine Aussage machen? Als schwarze Schülerin an einer weißen Schule ist ihr Leben kompliziert genug. Die kraftvolle Verfilmung des Romans von Angie Thomas seziert das Rassismusproblem der US-Gesellschaft in einer frischen Bildsprache mit coolen Beats und richtet sich damit direkt an ein jugendliches Publikum.
Selma (empf. ab 8. Klasse, Regie: Ava DuVernay, USA, GB 2014, 124 Min)
Ava DuVernay zeichnet in ihrem Film, in dessen Zentrum die Vorbereitung und Durchführung der drei Märsche von Selma in die Landeshauptstadt Montgomery stehen, ein scharfsinniges und aufschlussreiches Porträt der Bürgerrechtsbewegung in den USA und ihrer charismatischen Leitfigur Martin Luther King. Dabei verweist sie auch auf die Zumutungen des alltäglichen Rassismus heute.
Nächster Halt: Fruitvale Station (empf. ab 9. Klasse, Regie: Ryan Coogler, USA 2013, 85 Min)
Am frühen Morgen des 1. Januars 2009 wird der schwarze Oscar Grant an der Fruitvale Station von einem weißen Polizisten erschossen. Ryan Coogler inszeniert in seinem Low-Budget-Spielfilm die letzten 24 Stunden von Oscars Leben nach, porträtiert diesen anhand scheinbar beiläufiger Begegnungen und Momente und plädiert für eine Welt ohne Rassismus.
BlacKkKlansman (empf. ab 9. Klasse, Regie: Spike Lee, USA 2018, 125 Min)
Mehr als 150 Jahre nach dem Verbot der Sklaverei ist die institutionelle Ungleichheit zwischen Weißen und Schwarzen in den USA keineswegs abgeschafft. In seinem Anti-Rassismus-Film „BlacKkKlansman“ erzählt der US-Regisseur Spike Lee die wahre Geschichte des afroamerikanischen Polizisten Ron Stallworth, der in den 1970er-Jahren den Ku-Klux-Klan infiltrierte, überzeugt mit einer eigenwilligen Symbiose aus Spaß, Ernst und einem dringlichen Anliegen.
I Am Not Your Negro (empf. ab 11. Klasse, Regie:Raoul Peck, USA, Frankreich 2017, 95 Min)
Mit einem brillanten Filmessay ehrt Regisseur Raoul Peck den afroamerikanischen Schriftsteller James Baldwin (1924 - 1987) und belegt dessen noch immer aktuelle Thesen mit spektakulärem Bildmaterial. Warum mussten die Bürgerrechtsikonen Malcom X und Martin Luther King sterben? Welche desaströsen Mechanismen bedingen den amerikanischen Rassismus? Als Textquelle der Kompilation dienen ausschließlich Originalzitate, in der englischen Originalversion eingesprochen von Hollywoodstar Samuel L. Jackson.
Beale Street (empf. ab 9. Klasse, Regie:Barry Jenkins, USA 2018, 119 Min)
New York in den 1970er Jahren: Obwohl sie immer wieder mit alltäglichem Rassismus konfrontiert werden, baut das junge schwarze Paar Tish und Fonny voller Tatendrang an einer gemeinsamen Zukunft. Eines Tages wird Fonny jedoch zu Unrecht einer Vergewaltigung beschuldigt und landet in Untersuchungshaft. Basierend auf einem Roman von James Baldwin entwirft Filmemacher Barry Jenkins ein aufwühlendes, kunstvoll komponiertes Liebesdrama mit stimmungsvollen Bildern.
Moonlight (empf. ab 9. Klasse, Regie:Barry Jenkins, USA 2016, 111 Min)
Ein Leben in Momentaufnahmen: Der mit dem Oscar für den Besten Film ausgezeichnete Spielfilm „Moonlight“ beleuchtet drei entscheidende Phasen aus der Kindheit und Jugend des Afroamerikaners Chiron. Mit Mobbing und der Drogenabhängigkeit seiner Mutter konfrontiert, versucht er seinen Weg zu finden. Obwohl Chiron zu dem wird, was sein Umfeld ihm gewissermaßen in die Wiege legt, läuft der Film durch seine poetische und vielschichtige Inszenierung Klischees zuwider. Vielmehr stellt er Vorstellungen von Männlichkeit infrage und zeigt sensibel den schwierigen Prozess einer Identitätsbildung unter widrigen Umständen.
Do the Right Thing (empf. ab 10. Klasse, Regie: Spike Lee, USA 1989, 119 Min)
Es ist ein heißer Tag in Bed-Stuy, Brooklyn, New York: Rund um die Pizzeria des Italieners Sal treffen immer wieder gegensätzliche Meinungen aufeinander. Die allgegenwärtigen kleinen Konflikte eskalieren, Gewalt provoziert neue Gewalt. Die drückende Hitze steht als Symbol für das schwelende Klima von Rassismus und Gewalt, das in den USA bis heute immer wieder zu Auseinandersetzungen führt.