FilmTipp ZOOM und Filmhefte
Das Format FilmTipp ZOOM wirft einen genauen Blick auf die Aspekte eines Films, die ihn zu etwas Besonderem machen. Das können gesellschaftspolitische Fragestellungen ebenso wie die ungewöhnliche Kameraarbeit sein. Neben einer ausführlicheren Filmbesprechung gibt FilmTippZOOM mit Leitfragen und ausgewählten Aufgaben wie z.B. einer Szenenanalyse konkrete Impulse für den Unterricht und Hinweise auf Lernhorizonte und Kompetenzerwerb.
Allen Lehrkräften, Pädagog:innen, Multiplikator:innen, Kinos, Medienzentren, Bildungsinitiativen und anderen Interessierten stehen die FILMTIPP ZOOMs im Rahmen ihrer Filmbildungsarbeit frei zur Verfügung.

Ansprechpartnerin
Sabine Genz
Tel. 030 / 2359 938 65

Eine moralische Entscheidung
Als der Gerichtsmediziner Dr. Nariman in seiner Klinik einen verstorbenen Jungen sieht, befürchtet er, dessen Tod durch einen Unfall verursacht zu haben, und stellt schockiert Nachforschungen an. Der Vater des Achtjährigen, der möglicherweise selbst Schuld auf sich geladen hat, sucht die Verantwortung an anderer Stelle. Vahid Jalilvand gelingt ein nuanciertes, moralisch und emotional komplexes Drama, das einfache Täter- und Opferzuschreibungen verwirft.
Bedoone Tarikh, Bedoone Emza (No Date, No Signature)
Drama
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Ethik, Psychologie, Philosophie, Sozialkunde
Schuld und Sühne, Ehre, Moral, Verantwortung, Gewissen, Menschlichkeit, Trauer, Gerechtigkeit
20.06.2019
Inhalt

Ein kleiner Zwischenfall mit großer Wirkung: Als der Gerichtsmediziner Dr. Nariman einem anderen Wagen ausweichen muss, rammt er ein Motorrad, auf dem eine vierköpfige Familie sitzt. Da der achtjährige Amir leicht am Kopf verletzt wird, rät der Pathologe dem aufwühlten Vater Moosa, sofort ins Krankenhaus zu fahren, und überreicht ihm als Entschädigung eine großzügige Geldsumme. Am nächsten Morgen trifft Nariman jedoch der Schlag, denn auf dem Autopsie-Tisch der Kollegen landet plötzlich der kleine Junge, den er angefahren hat. Obwohl kurz darauf eine Lebensmittelvergiftung diagnostiziert wird, hält der bestürzte Arzt den Unfall für die Todesursache und stellt heimlich weitere Nachforschungen an. Parallel macht Amirs Mutter Leila ihrem Ehemann schwere Vorwürfe, weil er verdorbenes Fleisch erworben hat. Moosa wiederum will sich an dem Verkäufer rächen, der in seinen Augen schuld ist.
Umsetzung

In seinem preisgekrönten Drama erzählt der Iraner Vahid Jalilvand eine fesselnde Schuld-und-Sühne-Geschichte, die sich einfachen Urteilen versperrt. Während Nariman, von Gewissensbissen geplagt, verzweifelt nach der Wahrheit forscht und sich damit selbst in Bedrängnis bringt, versucht der von Trauer übermannte Moosa, seine mögliche Verantwortung am Tod Amirs weiterzuschieben, was zu einer Entfremdung zwischen ihm und seiner Ehefrau führt. Gewöhnliche Täter- und Opferzuschreibungen greifen hier zu kurz. Schließlich verfangen sich fast alle Beteiligten in einem Netz aus kleinen, falschen Entscheidungen, die sich zu einer tragischen Abwärtsspirale verdichten. Gerade weil die Inszenierung auf Effekthascherei verzichtet, wirken die eindringlichen Gefühlsausbrüche umso stärker nach. Erwähnenswert ist sicher auch, dass Jalilvand das Ende offen hält und damit zum Meinungsaustausch anregt.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Vahid Jalilvands Drama, das eine tragische Kettenreaktion illustriert, lässt sich für eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema „Schuld“ heranziehen. Diskutieren könnte man dabei etwa folgende Fragen: Was macht die klare Zuschreibung von Verantwortung im Film so schwer? Wie unterschiedlich gehen die Protagonisten mit ihren möglichen „Verfehlungen“ um? Und wäre der Abwärtsstrudel vielleicht zu stoppen gewesen, wenn eine der Figuren an einer Stelle eine andere Entscheidung getroffen hätte? In psychologischer Hinsicht bietet die Geschichte spannende Ansatzpunkte, da vor allem Narimans Selbstzweifel intensiv beleuchtet werden. Auf filmsprachlicher Ebene kann man erörtern, wie das Zusammenspiel zwischen der unaufgeregten, konzentrierten Inszenierung und den eindringlichen Darbietungen dem Ganzen zu einer nuancierten emotionalen Ausdruckskraft verhilft.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Eine_moralische_Entscheidung.pdfSchulmaterial_Eine_moralische_Entscheidung_20190617.pdf
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmVahid Jalilvand
Vahid Jalilvand, Ali Zarnegar
Amir Aghaee, Navid Mohammadzadeh, Zakieh Behbahani, Hediyeh Tehrani, Saeed Dakh, Alireza Ostadi u. a.
104 Min
deutsche Fassung, Originalfassung in Farsi mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
farbfilm verleih
(Auswahl): Filmfestspiele Venedig 2017, Sektion Orizzonti: Preise für beste Regie, bester Hauptdarsteller; Chicago International Film Festival 2017: Preis für beste Regie; Fajr International Film Festival 2017: Preise für beste Regie, bester Nebendarsteller, bester Sound-Mix; Filmfest Hamburg 2017; Istanbul International Film Festival 2017; International Film Festival Rotterdam 2018; Sydney Film Festival 2018
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