FilmTipp ZOOM
Das Format FilmTipp ZOOM wirft einen genauen Blick auf die Aspekte eines Films, die ihn zu etwas Besonderem machen. Das können gesellschaftspolitische Fragestellungen ebenso wie die ungewöhnliche Kameraarbeit sein. Neben einer ausführlicheren Filmbesprechung gibt FilmTippZOOM mit Leitfragen und ausgewählten Aufgaben wie z.B. einer Szenenanalyse konkrete Impulse für den Unterricht und Hinweise auf Lernhorizonte und Kompetenzerwerb.
Allen Lehrkräften, Pädagog:innen, Multiplikator:innen, Kinos, Medienzentren, Bildungsinitiativen und anderen Interessierten stehen die FILMTIPP ZOOMs im Rahmen ihrer Filmbildungsarbeit frei zur Verfügung.
Ansprechpartnerin
Sabine Genz
Tel. 030 / 2359 938 65
West Side Story
Spielbergs Neuverfilmung des berühmten Musicals mit der Musik von Leonard Bernstein, das von zwei rivalisierenden Jugendbanden und einer tragischen Liebesgeschichte im New York der späten 1950er-Jahren erzählt.
Musical
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Englisch, Deutsch, Sozialkunde, Musik, Kunst
USA, Jugend/Jugendliche/Jugendkultur, Gewalt, Musik, Tanz
09.12.2021
Inhalt
Mit West Side Story realisiert Steven Spielberg eine Adaption des gleichnamigen Broadway-Musicals (1957) ebenso wie ein Remake des Filmmusicals (1961): Neben der Originalmusik und choreografierten Tanzszenen hat er dabei auch die in der New Yorker West Side der 1950er angesiedelte Handlung beibehalten, in der zwei Jugendbanden um die Vorherrschaft auf den Straßen ihres Viertels kämpfen. Auf der einen Seite finden sich die weißen, gebürtigen New Yorker/-innen, auf der anderen die kürzlich zugezogenen Puerto-Ricaner/-innen. Inmitten dieses ethnisch motivierten Bandenkrieges verlieben sich Tony, Gründungsmitglied der "Jets", und Maria, die Schwester des Anführers der puerto-ricanischen "Sharks". Gefangen zwischen den Fronten verläuft ihre Liebesgeschichte tragisch. Gegenüber des Originals von 1961 wird die Story um eine angedeutete Rahmenhandlung erweitert, in der einkommensschwache Gruppen durch die frühe Gentrifizierung Manhattans vertrieben werden. Neu ist auch, dass die puerto-ricanischen Charaktere von Darsteller/-innen verkörpert werden, die einen lateinamerikanischem Hintergrund haben. Zudem sprechen sie nun im Film auch häufig Spanisch miteinander. Zugleich bleibt der Film jedoch der Entstehungszeit des Stoffs verhaftet und hinterfragt weder den einseitigen Blick, den dieser auf die puerto-ricanische Community wirft, noch den eingeengten Handlungsraum der Frauenfiguren.
Umsetzung
Während Kennzeichen von Spielbergs Inszenierungsstil wie Plansequenzen, rasante Szenenübergänge und durchchoreografierte Bewegungsabläufe hier in das Musical-Genre überführt werden, bleibt der Film auf ästhetischer Ebene den 1950ern verschrieben. Schon das Drehen im anamorphotischen 35mm-Format ruft das opulente Hollywoodkino der frühen 1960er auf. Kombiniert mit expressivem Licht und langen Schatten wird der Studiobühnencharakter des Sets verstärkt. Auch die allgegenwärtige Farbkodierung (Rot und Braun für die puerto-ricanische Gang, Blau und Grün für die Jets) verweist auf die Farbpalette des damaligen Technicolor-Verfahrens und der Originalverfilmung. Dabei zeigt die Farbdramaturgie beispielsweise Marias sich verändernde Positionierung: Kann ihr weißes Tanzkleid anfangs als Zeichen von Unschuld und Unvoreingenommenheit gelesen werden, markiert der Wandel zu einer roten Garderobe ihr puerto-ricanisches Zugehörigkeitsgefühl. Nachdem Maria und Tony sich jedoch ewige Liebe geschworen haben, trägt sie nur noch blaue Kleidung, was ihre Nähe zu ihm verdeutlicht. Gitterstäbe und Zäune, die immer wieder zwischen den beiden Liebenden stehen und sie einengen, kennzeichnen sie als Gefangene des Bandenkonflikts.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Neben solchen filmästhetischen Merkmalen kann im Englischunterricht die Handlung auf Shakespeares Romeo und Julia zurückgeführt und analysiert werden, wie die Fehde zwischen zwei Adelshäusern in einen Jugendbandenkrieg verwandelt wird. Aufbauend darauf lässt sich mit den Schüler/-innen diskutieren, ob und wie man diese Erzählung aus den späten 1950ern in die Gegenwart übertragen kann. In Geschichte und Sozialkunde bietet der Film Anlass, sich mit den verschiedenen Einwanderungswellen in die USA und speziell nach New York auseinanderzusetzen. Thema ist dabei auch, wie Stadtplanung und urbane Entwicklung dort neben sozialen Ungleichheiten auch ethnische Konflikte verschärften – eine Problematik, auf die der Film unterschwellig verweist. Im Musikunterricht können die in West Side Story figurierten Kampftänze als Aufhänger für jenen soziohistorischen Kontext dienen, als im New York der 1970er gewaltsame Gangkonflikte tatsächlich in musikalische Ausdrucksformen übertragen und dort ausgefochten wurden, was nicht nur die Geburtsstunde von Breakdance, sondern der Hip-Hop-Kultur insgesamt markiert.
Hinweise
Dieser Text ist eine Übernahme von kinofenster.de
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
Viki-Filmtipp-ZOOM-West_Side_Story.pdfSteven Spielberg
Tony Kushner, Arthur Laurents (Bühnenspiel)
Ansel Elgort, Rachel Zegler, Ariana DeBose, David Alvarez, Rita Moreno u.a.
156 Min
deutsche Fassung, englische Originalfassung mit Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany