FilmTipp ZOOM

Das Format FilmTipp ZOOM wirft einen genauen Blick auf die Aspekte eines Films, die ihn zu etwas Besonderem machen. Das können gesellschaftspolitische Fragestellungen ebenso wie die ungewöhnliche Kameraarbeit sein. Neben einer ausführlicheren Filmbesprechung gibt FilmTippZOOM mit Leitfragen und ausgewählten Aufgaben wie z.B. einer Szenenanalyse konkrete Impulse für den Unterricht und Hinweise auf Lernhorizonte und Kompetenzerwerb.

Allen Lehrkräften, Pädagog:innen, Multiplikator:innen, Kinos, Medienzentren, Bildungsinitiativen und anderen Interessierten stehen die FILMTIPP ZOOMs im Rahmen ihrer Filmbildungsarbeit frei zur Verfügung.

Ansprechpartnerin

Ansprechpartnerin

Sabine Genz

Tel. 030 / 2359 938 65

Filmplakat Meinen Hass bekommt ihr nicht

Meinen Hass bekommt ihr nicht

Deutschland, Frankreich, Belgien 2022

Die Adaption des autobiographischen Romans von Antoine Leiris erzählt die Geschichte der verheerenden Anschläge von Paris aus der sehr persönlichen Perspektive eines Vaters. Es ist die Momentaufnahme eines Lebens im Ausnahmezustand und ein trotziges Fanal für Freiheit, für die Liebe und einen zerbrechlichen Neubeginn.

Originaltitel

Vous n'aurez pas ma haine

Genre

Drama

Klassenstufe

ab 10. Klasse

Altersempfehlung

ab 15 Jahre

Unterrichtsfächer

Französisch, Ethik, Sozialkunde, Psychologie, Politik, fächerübergreifend: Friedenserziehung

Themen

Terrorismus, Gewalt, Freiheit, Verlust, Trauer, Verantwortung, Verzweiflung, Social Media, Medien, Liebe

Kinostart

10.11.2022

SchulKinoWochen

Inhalt


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Am 13. November 2015 sieht Antoine seine Frau Hélène zum letzten Mal. Sie wird an diesem Abend mit neunundachtzig weiteren Personen im Konzertsaal Le Bataclan Opfer der Terroranschläge in Paris. Während das Umfeld und die Öffentlichkeit geschockt und in tiefer Trauer versucht, eine Erklärung für das Unfassbare zu finden, postet der Journalist auf Facebook einen offenen Brief. In bewegenden Worten wendet er sich an die Attentäter und verweigert „den toten Seelen“ seinen Hass. Der Post löst eine weltweite Welle der Anteilnahme aus und wird auf der Titelseite der Le Monde gedruckt. Doch Antoine kämpft innerlich mit seiner Verzweiflung und jenem Hass, dem er eigentlich keinen Raum geben will. Erst als er begreift, wie sehr sein kleiner Sohn ihn braucht, stellt er sich der neuen Realität: Einem Leben, das den Verlust akzeptiert und einen Neubeginn wagt. Einen Neubeginn, der um die Fragilität des Glücks weiß, aber den Glauben an das Leben nicht verliert. Denn das ist er Hélène und seinem Sohn schuldig.

Umsetzung


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Mit Respekt, aber ohne seine Hauptfigur menschlich zu überhöhen oder zum Helden zu stilisieren, erzählt der Film chronologisch von dem, was Antoine durchmacht. Was bedeutet der Verlust für den Mann, der liebt, das noch sehr kleine Kind, das die Mutter vermisst und versorgt werden muss. Der Film konzentriert sich zunächst auf den im Impuls verfassten Facebook-Post und die Reaktionen, die der öffentliche Brief auslöst. Antoine findet sich – im Schockzustand – wenige Tage nach dem Anschlag in der Situation berichten zu müssen, was die Anschläge und der gewaltsame Tod seiner Frau für ihn bedeuten. Er wird zum Botschafter einer Haltung, die den Taten der Terroristen mit einer schmerzvollen, aber humanen Größe begegnet und dafür viel Anerkennung erhält. Gleichzeitig muss Antoine seine Trauer und Gefühle verarbeiten und sich um sein kleines Kind kümmern, was ihm phasenweise nicht gelingt. Der Film erzählt diese Ebene sehr emotional und kann Menschen, die ähnliche plötzliche Verlusterfahrungen gemacht haben, triggern.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Interessant ist besonders die ethische Perspektive: zwar will Antoine die Täter nicht hassen. Er verbietet es sich, aber er wird immer wieder mit den eigenen auch widerstreitenden Gefühlen und Ängsten konfrontiert: verunsichert fixiert er als arabisch gelesene Jugendliche in der U-Bahn. Feindseligkeit schwingt zunächst mit, als er auf einem anderen Weg eine junge schwarze Frau beobachtet, die ihn erkennt und sich bei ihm für seine Worte bedankt. Es sind diese subtil inszenierten Szenen, in denen der innere Kampf des jungen Mannes, seinem eigenen Anspruch, nicht zu hassen, visualisiert wird und die auch zu einer Analyse der hier gewählten filmsprachlichen Mittel für die Darstellung von Gefühlszu-ständen einladen. Auch kann die zerstörerische Wirkung terroristischer Angriffe auf den inneren Zusammenhalt von Gesellschaften reflektiert werden: Dürfen oder müssen wir unseren freiheitlichen Lebensstil fortführen? Ein weiterer Aspekt ist die Funktion der Sozialen Medien. Leiris sucht die Öffentlichkeit. Er erhält unerwartet viel Zuspruch, Anteilnahme und das tut ihm gut. Gleichzeitig überfordern ihn die Auftritte in den Medien und können in der Situation auch kritisch hinterfragt werden.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Gabriele Blome, 30.08.2022, letzte Aktualisierung: 22.11.2023

Regie

Kilian Riedhoff

Buch

Kilian Riedhoff, Jan Braren, Marc Blöbaum

Darsteller*innen

Pierre Deladonchamps, Camélia Jordana, Zoé Iorio u. a.

Länge

103 Min

Sprachfassung

deutsche Fassung, französische Originalfassung; barrierefreie Fass. über Greta & Starks

Format

digital, Farbe

FSK

ab 12 Jahre

FBW

Prädikat "besonders wertvoll"

Verleih

Tobis Film

Festivals

Internationales Filmfestival Locarno 2022, Filmfest Hamburg 2022

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