FilmTipp ZOOM
Das Format FilmTipp ZOOM wirft einen genauen Blick auf die Aspekte eines Films, die ihn zu etwas Besonderem machen. Das können gesellschaftspolitische Fragestellungen ebenso wie die ungewöhnliche Kameraarbeit sein. Neben einer ausführlicheren Filmbesprechung gibt FilmTippZOOM mit Leitfragen und ausgewählten Aufgaben wie z.B. einer Szenenanalyse konkrete Impulse für den Unterricht und Hinweise auf Lernhorizonte und Kompetenzerwerb.
Allen Lehrkräften, Pädagog:innen, Multiplikator:innen, Kinos, Medienzentren, Bildungsinitiativen und anderen Interessierten stehen die FILMTIPP ZOOMs im Rahmen ihrer Filmbildungsarbeit frei zur Verfügung.
Ansprechpartnerin
Sabine Genz
Tel. 030 / 2359 938 65
Sonne
Nachdem die drei Freundinnen Yesmin, Nati und Bella zum Lied „Losing My Religion“ von R.E.M. in Hijabs tanzen und posieren, wird das Video unabgesprochen auf Social Media hochgeladen und geht viral. Yesmin erntet dafür Kritik und Lob: Ihre Mutter findet das Video respektlos, ihr Vater wiederum ermutigt das Trio, mit dem Lied auf kurdischen Feiern aufzutreten, wo sie auf Anerkennung stoßen – doch plötzlich steht ihre Freundinnenschaft auf dem Spiel.
Drama, Coming-of-Age
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Sozialkunde, Ethik, Religion, Philosophie
Freundinnenschaft, Freundschaft, Familie, Erwachsenwerden, Identität, Zugehörigkeit, Religion, kulturelle Aneignung, Frauen
01.12.2022
Inhalt
Als die drei Freundinnen Yesmin, Nati und Bella vor der Kamera zum bekannten Lied „Losing My Religion“ von R.E.M. mit Hijab tanzen und posieren, ahnen sie noch nicht, wie viral ihr Video werden wird. Denn dieses verbreitet sich rasch auf Social Media sowie in ihrem Umfeld, weswegen sie auf Kritik und Lob zugleich stoßen. So ist Yesmins Vater regelrecht begeistert und verhilft dem Trio, mit dem Lied auf kurdischen Feiern aufzutreten. Als sie schließlich bei einer Talkshow eingeladen werden, spricht Nati ungefragt über muslimische Erfahrungen, obwohl weder sie selbst noch Bella Muslima sind. Langsam schleicht sich ein ungutes Gefühl bei Yesmin ein und sie fragt sich, warum sich ihre Freundinnen so wohl in dieser neuen Rolle fühlen. Gleichzeitig muss sie sich mancher Kritik alleine aussetzen und argumentiert selbstbewusst, dass ihr keiner zu sagen habe, wie sie ihr Kopftuch zu tragen habe oder sie sich benehmen soll. Nachdem Nati und Bella sich schließlich zunehmend von Yesmin distanzieren und sogar verschwinden, steht ihre Freundinnenschaft auf dem Spiel.
Umsetzung
Kurdwin Ayub bindet im knalligen, selbstbewussten Debütfilm gekonnt die Social-Media-Welten der „Gen Z“ in den Film ein, denn viele der Videoaufnahmen haben die Laienschauspieler*innen selbst gedreht. Mit schnellen Schnitten zwischen TikToks, Instagram-Stories und Videocalls wird in Yesmins digitale Lebenswelt geblickt, gleichzeitig werden mit weiteren Aufnahmen ruhige und beobachtende Momente ihres Familienlebens, Schulalltags und ihrer Freizeit gezeigt. Ohne Filmmusik erzählt SONNE die Geschichte besonders über den Ton. Sei es der laufende Fernseher oder ein Streit, den sie dumpf durch ihre Zimmertür hört: Die vorsichtige Geräuschkulisse spiegelt die Stimmung der Protagonistin wider, ohne dass sie diese verbal ausdrücken muss. Und nicht zuletzt zieht sich die Coverversion von „Losing My Religion“ durch den gesamten Film und gewinnt in den verschiedenen Situationen an neuer Bedeutung.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Ausgehend von Yesmins Perspektive lassen sich die Fragen, mit denen sie aufgrund des viralen Videos konfrontiert wird, vertiefen: Wie geht ein respektvoller Umgang mit der Familienidentität und welche Handlungen sind moralisch richtig? Denn mit dem Video stößt sie bei ihrer Mutter Awini auf Irritation: „Du machst dich lustig über unsere Kultur und unsere Religion“ argumentiert diese, während ihr Vater Omar die drei Freundinnen begeistert ermutigt, auf diversen Feiern aufzutreten. Wie sich Nati und Bella zwischen Faszination und kultureller Aneignung bewegen und Grenzen der Freundinnenschaft überschreiten, zeigt die Talkshow-Szene sowie der brenzlige Streit nach einem Gesangsauftritt: Wer spricht für und über wen? Gegen welche Zuschreibungen Yesmin sich mit einer klaren Haltung wehrt, kann in Bezug auf ihre Mehrfachidentität betrachtet werden. Die sich wiederholenden Social-Media-Szenen sowie die ruhigeren Kameraaufnahmen bieten sich für eine Analyse an: Inwiefern spiegelt sich die Handlung in der Filmästhetik wider? Sowohl darin als auch auf der Tonebene lässt sich zudem die sich verändernde Stimmung der Protagonistin ablesen.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmKurdwin Ayub
Kurdwin Ayub
Melina Benli, Law Wallner, Maya Wopienka, Kerim Dogan, Omar Ayub, Awini Barwari u. a.
88 Min
Originalfassung in Deutsch und Kurdisch, teilweise untertitelt
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Neue Visionen Filmverleih
Berlinale 2022: GWFF Preis für den besten Erstlingsfilm, 60. Viennale 2022: Wiener Filmpreis Bester österreichischer Film