FilmTipp ZOOM und Filmhefte

Das Format FilmTipp ZOOM wirft einen genauen Blick auf die Aspekte eines Films, die ihn zu etwas Besonderem machen. Das können gesellschaftspolitische Fragestellungen ebenso wie die ungewöhnliche Kameraarbeit sein. Neben einer ausführlicheren Filmbesprechung gibt FilmTippZOOM mit Leitfragen und ausgewählten Aufgaben wie z.B. einer Szenenanalyse konkrete Impulse für den Unterricht und Hinweise auf Lernhorizonte und Kompetenzerwerb.

Allen Lehrkräften, Pädagog:innen, Multiplikator:innen, Kinos, Medienzentren, Bildungsinitiativen und anderen Interessierten stehen die FILMTIPP ZOOMs im Rahmen ihrer Filmbildungsarbeit frei zur Verfügung.

Ansprechpartnerin

Ansprechpartnerin

Sabine Genz

Tel. 030 / 2359 938 65

Filmplakat Gangsterläufer

Gangsterläufer

Deutschland 2011

Yehya lebt seit 1990 in Berlin-Neukölln als Sohn palästinensischer Flüchtlinge aus dem Libanon. Mit 15 Jahren fühlt er sich als „Boss von der Sonnenallee“, der sich nicht nur beim Gangsterläuferspiel im Kiez unter seinesgleichen zu behaupten weiß. Stolz auf die wachsende Zahl begangener Delikte, erreicht er mit 17 Jahren die vorerst letzte Etappe seiner „Intensivstraftäter“-Karriere, als er nach einem Raubüberfall zu drei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt wird.

Originaltitel

Gangsterläufer

Genre

Dokumentarfilm

Klassenstufe

ab 9. Klasse

Altersempfehlung

ab 14 Jahre

Unterrichtsfächer

Politik, Religion, Ethik, Sozialkunde

Themen

Migration, Familie, Geflüchtete, Heimat, Fremde, Integration, Islam, Gewalt, Kriminalität, Strafe

Kinostart

02.02.2012

Inhalt


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Yehya lebt seit 1990 in Berlin-Neukölln als Sohn palästinensischer Flüchtlinge aus dem Libanon. Mit 15 Jahren fühlt er sich als "Boss von der Sonnenallee", der sich nicht nur beim Gangsterläuferspiel im Kiez unter seinesgleichen zu behaupten weiß. Stolz auf die wachsende Zahl begangener Delikte, erreicht er mit 17 Jahren die vorerst letzte Etappe seiner "Intensivstraftäter"-Karriere, als er nach einem Raubüberfall zu drei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt wird. Im Gefängnis erlebt Yehya auch, was es heißt, Opfer zu sein. Er beginnt, sein Selbst- und Weltbild zu hinterfragen, sich ein Stück weit dem Islam zuzuwenden. Verzweifelt versucht derweil Yehyas Vater, der nach Mekka pilgert und sein zerstörtes Haus in Beirut besucht, seinen anderen Söhnen das Abrutschen in eine ähnlich kriminelle Karriere zu ersparen. Am Ende gelingt es Yehya nur mit Mühe, nach seiner Freilassung nicht abgeschoben zu werden.

Umsetzung


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Jenseits gängiger Featureformen und aufgeregter Debatten begleitet der nichts propagierende Porträtfilm seinen Protagonisten in konzentrischen Bewegungen über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren an Orten außerhalb wie innerhalb des Gefängnisses. Durch teilnehmende Beobachtung und empathische Gesprächsführung gewinnen Kamera und Regisseur Nähe insbesondere zur charismatischen Hauptfigur. Die von fließender Montage begleiteten Wechsel zwischen Knast, Familie, Kiez und Nahost schaffen filmisch Multiperspektivität und vermitteln Einblicke in sonst verschlossene Parallelwelten. Auch wenn sich die dokumentarische Methode expliziter Fragen nach den Ursachen der Delinquenz weitgehend enthält und keine bündigen Antworten gibt, fördert sie von den Konflikten und dem Schicksal einer Berliner Emigrantenfamilie Aufschlussreiches zutage.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Die authentisch wirkende Annäherung an den straffällig gewordenen jugendlichen Protagonisten kann älteren Schülern Zugänge zu einem komplexen Phänomen eröffnen. In der Auseinandersetzung mit einer realitätsnah geschilderten Figur, die kriminelle Energie, Charme, Reflektionsvermögen und Kommunikationsfähigkeit in staunenswerter Weise verbindet, lassen sich Klischees vom "Migrationshintergrund" reflektieren. Im Fachunterricht kann man vom Film ausgelegte Fährten aufgreifen, um gesellschaftliche Hintergründe und individuelle Ursachen im Zusammenhang von Migration, Delinquenz und Familie zu vertiefen. Binnenperspektivisch lassen sich tiefgründige Einblicke in eine Welt gewinnen, um die die Integrationsdebatte hierzulande meist äußerlich kreist. Vergleichend erschließen ließe sich, wie themenverwandte Spielfilme Jugendfiguren zeichnen, etwa am Beispiel der Figur des Erol in Detlev Bucks "Knallhart" (D 2006).

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Reinhard Middel, 29.01.2012, letzte Aktualisierung: 24.04.2020

Regie

Christian Stahl

Buch

Christian Stahl 

Darsteller*innen

Yehya El-Ahmad, u. a.

Länge

93 Min

Sprachfassung

deutsche Fassung

Format

HD digital

FSK

ab 12 Jahre

Verleih

Barnsteiner Film

Festivals

Max Ophüls Preis Filmfestival 2011, Filmfestival Locarno 2011, Göteburg International Filmfestival 2012

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