FilmTipp ZOOM und Filmhefte
Das Format FilmTipp ZOOM wirft einen genauen Blick auf die Aspekte eines Films, die ihn zu etwas Besonderem machen. Das können gesellschaftspolitische Fragestellungen ebenso wie die ungewöhnliche Kameraarbeit sein. Neben einer ausführlicheren Filmbesprechung gibt FilmTippZOOM mit Leitfragen und ausgewählten Aufgaben wie z.B. einer Szenenanalyse konkrete Impulse für den Unterricht und Hinweise auf Lernhorizonte und Kompetenzerwerb.
Allen Lehrkräften, Pädagog:innen, Multiplikator:innen, Kinos, Medienzentren, Bildungsinitiativen und anderen Interessierten stehen die FILMTIPP ZOOMs im Rahmen ihrer Filmbildungsarbeit frei zur Verfügung.
Ansprechpartnerin
Sabine Genz
Tel. 030 / 2359 938 65
La Buena Vida - Das gute Leben
Weil Deutschland aus der Steinkohleförderung aussteigt, aber den Rohstoff noch immer zur Energiegewinnung braucht, muss dieser aus Ländern wie Kolumbien importiert werden. Die riesige El-Cerrejón-Mine ist dabei eine der Hauptlieferanten. Um den Abbaubedarf zu decken, soll das kleine Wayúu-Dorf Tamaquito der Mine weichen. Die Betreiber versprechen der indigenen Dorfbevölkerung ein ‚besseres Leben‘ an einem neuen Ort, wenn sie bereit sind, ihr Land freizugeben. Nach zähen Verhandlungen zwischen den Betreibern und dem junge Dorfvorsteher Jairo kommt es zur Umsiedlung. Das neue Zuhause ist eine kahle Siedlung, fernab von den Bergen und Flüssen, die zuvor das Leben der Wayúu bestimmten. Das größte Unglück der Indios ist aber, dass El-Cerrejón auch nach Monaten die versprochene Wasserversorgung schuldig bleibt. Jairo reist in die Schweiz zum Energiekonzern Glencore, der hinter El-Cerrejón steht, um dessen Chef Tony Hayward mit der Misere zu konfrontieren. Doch Hayward wiegelt den Vorwurf, die indigene Bevölkerung werde auf Kosten der europäischen Energieverbraucher ausgebeutet, nur kühl ab.
La Buena Vida - Das gute Leben
Dokumentarfilm
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Geographie, Sozialkunde, Wirtschaft, Recht, Ethik, Religion, Geschichte, Biologie, Spanisch, Deutsch
Globalisierung, Vertreibung, Lateinamerika, Ausbeutung, Energie, Umwelt, Ökologie, Heimat, Kapitalismus
14.05.2015
Inhalt
Weil Deutschland aus der Steinkohleförderung aussteigt, aber den Rohstoff noch immer zur Energiegewinnung braucht, muss dieser aus Ländern wie Kolumbien importiert werden. Die riesige El-Cerrejón-Mine ist dabei eine der Hauptlieferanten. Um den Abbaubedarf zu decken, soll das kleine Wayúu-Dorf Tamaquito der Mine weichen. Die Betreiber versprechen der indigenen Dorfbevölkerung ein ‚besseres Leben‘ an einem neuen Ort, wenn sie bereit sind, ihr Land freizugeben. Nach zähen Verhandlungen zwischen den Betreibern und dem junge Dorfvorsteher Jairo kommt es zur Umsiedlung. Das neue Zuhause ist eine kahle Siedlung, fernab von den Bergen und Flüssen, die zuvor das Leben der Wayúu bestimmten. Das größte Unglück der Indios ist aber, dass El-Cerrejón auch nach Monaten die versprochene Wasserversorgung schuldig bleibt. Jairo reist in die Schweiz zum Energiekonzern Glencore, der hinter El-Cerrejón steht, um dessen Chef Tony Hayward mit der Misere zu konfrontieren. Doch Hayward wiegelt den Vorwurf, die indigene Bevölkerung werde auf Kosten der europäischen Energieverbraucher ausgebeutet, nur kühl ab.
Umsetzung
Der Dokumentarfilm kommt ohne Off-Kommentar und Interviews aus und setzt zur seines brisanten Stoffes auf zurückhaltende Beobachtungen, führende Montage und eine zum Teil poetische Bildsprache. Immer wieder werden dabei ‚das Dorf‘ und ‚die Kohlemine‘ visuell gegenübergestellt: Während das Leben in Tamaquito unbeschwert und glücklich wirkt – die Menschen sind hier im Einklang mit der Natur –, erscheint El-Cerrejón wie ein grauer Industrie-Moloch, der seine Umwelt allmählich verzehrt. Zu diesem Antagonismus passt, dass die Abgesandten der Mine, anders als die Dorfbewohner, kaum charakterisiert werden. Die kahle Ersatzheimat, in die die Wayúu vertrieben werden, wirkt wie ein Trabant der Mine selbst. Die Rahmung des Dorfporträts mit Material aus Deutschland ordnet das Geschehen in ein globales Wirtschaftsgefüge ein: Der Film beginnt mit einer Montage aus Einstellungen und Texttafeln zur Schließung hiesiger Kohleminen und endet mit O-Tönen von deutschen Konzernbossen, die vom Erfolg ihrer Energiewirtschaft schwärmen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Film funktioniert vor allem als globalisierungkritisches Fallbeispiel: Er zeigt, wie europäische Energiepolitik in Lateinamerika zur Vertreibung der indigenen Bevölkerung führt und wirft dabei große Fragen auf, die sich im Unterricht diskutieren lassen: Wie sollen wir mit unserer Umwelt umgehen? Was ist Heimat? In welchem Umfeld ist überhaupt ein gutes Leben möglich? Welche Rolle spielen dabei Tradition und Gläubigkeit? Auch lassen sich die Ereignisse im Film als moderner Vertreibungsprozess begreifen und mit anderen Fluchtbewegungen (etwa durch Kriege oder Naturkatastrophen) vergleichen. Der Film bezieht dabei eine klare antikapitalistische Position. Regisseur Jens Schanze versteht es, die Meinung der Zuschauenden durch Bildsprache und Montage subtil zu lenken. Diese Art der Manipulation kann und sollte wie bei jedem ‚engagierten‘ Dokumentarfilm auch kritisch hinterfragt werden.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Jens Schanze
Jens Schanze
Mitwirkende: Jairo Fuentes Epiayu, Henrys Ureche Epiayu, Ingris Ureche Epiayu, María Teresa Roméro, Edgar Sarmiento, Juan Carlos Restrepo, Tony Hayward u.a.
97 Min
Originalfassung (spanisch, wayúu, englisch) mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ohne Altersbeschränkung
Prädikat „besonders wertvoll“
Camino Filmverleih
Dokfest München 2015, Cine Latino Heidelberg/Mannheim 2015