FilmTipp ZOOM und Filmhefte

Das Format FilmTipp ZOOM wirft einen genauen Blick auf die Aspekte eines Films, die ihn zu etwas Besonderem machen. Das können gesellschaftspolitische Fragestellungen ebenso wie die ungewöhnliche Kameraarbeit sein. Neben einer ausführlicheren Filmbesprechung gibt FilmTippZOOM mit Leitfragen und ausgewählten Aufgaben wie z.B. einer Szenenanalyse konkrete Impulse für den Unterricht und Hinweise auf Lernhorizonte und Kompetenzerwerb.

Allen Lehrkräften, Pädagog:innen, Multiplikator:innen, Kinos, Medienzentren, Bildungsinitiativen und anderen Interessierten stehen die FILMTIPP ZOOMs im Rahmen ihrer Filmbildungsarbeit frei zur Verfügung.

Ansprechpartnerin

Sabine Genz

Tel. 030 / 2359 938 65

Filmplakat Madonnen

Madonnen

Deutschland, Schweiz, Belgien 2007

Wegen zahlreicher kleinkrimineller Delikte kommt Rita ins Frauengefängnis und lässt vier ihrer Kinder bei Isabella, ihrer Mutter. Von Isabella behauptet Rita, dass sie ihr nie eine Mutter gewesen sei. Und es überrascht nicht, dass auch die vier Enkelkinder schnell eine Überforderung für Isabella darstellen.

Originaltitel

Madonnen

Genre

Drama

Klassenstufe

ab 11. Klasse

Altersempfehlung

ab 16 Jahre

Unterrichtsfächer

Deutsch, Pädagogik, Philosophie Informationen zum Film Website des Verleihs:www.peripherfilm.de/madonnen

Themen

Frauen, Generationen, Gender/Geschlechterrollen, Erziehung, Kinder, Werte, Außenseiter, Strafe/Strafvollzug, Kriminalität

Kinostart

06.12.2007

Inhalt


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Rita ist eine umherschweifende Frau und sie ist Mutter von fünf Kindern. Die Kinder, wie zum Zeichen ihrer Bindungslosigkeit, hat Rita von verschiedenen Männern. Zu Beginn des Films sucht Rita ihren leiblichen Vater, doch das eigentliche Thema von "Madonnen" ist das Verhältnis zur Mutter. Wegen zahlreicher kleinkrimineller Delikte kommt Rita ins Frauengefängnis und lässt vier ihrer Kinder bei Isabella, ihrer Mutter. Von Isabella behauptet Rita, dass sie ihr nie eine Mutter gewesen sei. Und es überrascht nicht, dass auch die vier Enkelkinder schnell eine Überforderung für Isabella darstellen. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis nimmt Rita die Kinder zu sich. Mit ihrem neuen Freund Mark, einem amerikanischen Soldaten, der in Deutschland stationiert ist, mietet sie sich in eine Wohnung ein. Ritas Auffassung von Familienleben gleicht einem Camping in vier Wänden – provisorisch, instabil, von kurzer Dauer.

Umsetzung


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Der Titel "Madonnen" lenkt die Spur unvermittelt auf das Kernthema des Films. Das Bild der Jungfrau mit dem Kinde evoziert in einer christlich geprägten Kultur die Vorstellung der unbefleckten Empfängnis und daher die Abwesenheit eines so genannten leiblichen Vaters. Auch verbindet sich mit der "Mutter Gottes" das Bild einer "Übermutter". Zu diesem kulturell tradierten Bild stehen die Mütter im Film in einem deutlichen Spannungsverhältnis. Sie verweigern sich ihrer Rolle und unterwandern sämtliche Moralcodes, die Müttern gemeinhin zugeschrieben werden. Der Film bleibt nah an seinen Figuren und zeichnet ein realistisches Bild von ihnen, ohne wertend Stellung zu nehmen. Der Realismus des Films stellt keine allgemeine Behauptung über den Zustand der Gesellschaft auf. Eher zeigt er eine individuelle Situation, anhand derer er seine Fragen provoziert, ohne dass er die Antwort bereits kennt.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Die Fragen nach kulturell bestimmten Rollenbildern von Frauen und Müttern sollten im Verbund mit der realistischen Inszenierungsweise des Films untersucht werden. Dabei lassen sich Bezüge zu den Filmen der beiden belgischen Regisseure Jean-Pierre und Luc Dardenne herstellen, die "Madonnen" koproduziert haben und deren Stammschauspieler Olivier Gourmet die Rolle von Ritas Vater spielt. Filme wie "Rosetta", "L’enfant" und "Le fils" eignen sich zum Vergleich. Die Dardennes sind wie Maria Speths Film dem Realismus verpflichtet und zeigen Mütter, Väter, Kinder und Jugendliche an den Rändern der Gesellschaft. Was die spezifische Auseinandersetzung mit der Frage nach Frauen- und Mutterrollen betrifft, lassen sich die Filme der französischen Regisseurin Agnès Varda zum Vergleich heranziehen: "Le Bonheur", "L’Une chante l’autre pas" und "Sans toit ni loi". Auch die widersprüchliche, unberechenbare Rolle der Rita sowie die schauspielerische Leistung von Sandra Hüller, ließen sich gewinnbringend untersuchen.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Stefanie Schlüter, 21.10.2007, letzte Aktualisierung: 15.05.2020

Regie

Maria Speth

Buch

Maria Speth

Darsteller*innen

Sandra Hüller, Olivier Gourmet, Susanne Lothar, Luisa Sappelt, Gerti Drassel, Coleman Orlando Swinton

Länge

125 Min

Sprachfassung

Deutsch, mit französischen und englischen Teilen

Format

35mm

FSK

ab 12 Jahre

Verleih

Peripher Filmverleih

Festivals

Internationales Forum des Jungen Films, Berlinale 2007; Hessischer Filmpreis; Internationales Filmfestival Mar del Plata, Argentinien: Sandra Hüller, beste Darstellerin

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