Filmempfehlungen zu Rechtsextremismus in Deutschland
Am 19. Februar 2022 jährte sich der rechtsextreme Anschlag in Hanau, bei dem zehn Menschen getötet wurden: Eine Gelegenheit, sich auch über das Medium Film mit rassistischen und rechtsextremen Kontinuitäten in Deutschland auseinanderzusetzen. Die folgenden Spiel- und Dokumentarfilme setzen sich auf unterschiedliche Art mit Rechtsextremismus und rechtsextremem Terror in Deutschland seit den 1990er Jahren auseinander.
Weiterführende Materialien:
„Film ab! Gegen Nazis“: Die pädagogische Handreichung der Amadeu Antonio Stiftung unterstützt bei der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus anhand von Filmen und enthält auch weitere Filmvorschläge zum Thema.
„Rechtsterrorismus im deutschen Film“: Dossier von Kinofenster
Spuren – Die Opfer des NSU
Regie und Drehbuch: Aysun Bademsoy, Deutschland 2019, 81 Minuten
Empfohlen ab 15 Jahre
Zwischen 2000 und 2007 wurden zehn Menschen von der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) ermordet, darunter acht türkischstämmige Männer. Im Prozess von 2013 bis 2018 blieben – nicht nur aus Sicht der Opferangehörigen – viele Fragen offen. Der Film dokumentiert, wie die Hinterbliebenen versuchen, mit dem jahrelangen Geschehen umzugehen und insbesondere das Andenken an die Opfer lebendig zu halten.
Der Film bietet keine (weitere) täterzentrierte Aufarbeitung der NSU-Verbrechen, auch keine Analyse des teilweise unbefriedigenden Gerichtsverfahrens. Regisseurin Aysun Bademsoy stellt ihren Film vielmehr konsequent in den Dienst der oftmals vernachlässigten Perspektive der Hinterbliebenen und kompensiert gewissermaßen den medialen Mangel der Opferperspektive.
FilmTipp von VISION KINO
Dossier und Begleitmaterial von Kinofenster
Verfügbar in der Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung
Die Arier
Regie und Drehbuch: Mo Asumang, Deutschland, 2014, 92 Minuten
Empfohlen ab 14 Jahre
Die Filmemacherin Mo Asumang findet, es sei an der Zeit, der Sache mit den Ariern auf den Grund zu gehen. In einer persönlichen Reise begibt sie sich auf die Suche nach den Ursprüngen des Arierbegriffs und dessen Missbrauch durch Rassisten in Deutschland und den USA. Sie besucht Demonstrationen und Propaganda-Veranstaltungen der selbsternannten Arier in Gera, Wismar und Potsdam, wo sie jedoch nur Schweigen und Ablehnung erntet. Sie forscht in Archiven und reist schließlich in den Iran, wo sie alte Inschriften findet, die den Ursprung des Arierbegriffs bezeugen und ihm eine ganz andere Bedeutung geben. In den USA trifft sie sich mit dem Ku-Klux-Klan und einem Top-Rassisten von schauerlichem Weltruf: Tom Metzger, dem Gründer der „White Aryan Resistance“, dessen Ziel es ist, mit der sogenannten „Lone-Wolf“-Taktik eine „arische“ Revolution zu starten.
Unterrichtsmaterial vom Film & Medienbüro Niedersachsen
Verfügbar in der Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung
Wir sind jung. Wir sind stark.
Regie: Burhan Qurbani, Deutschland 2014, 128 Minuten
Drehbuch: Martin Behnke, Burhan Qurbani
Empfohlen ab 15 Jahre
„Wir sind jung. Wir sind stark.“ zeigt die Beteiligung von rechten Jugendlichen an den rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992. Angetrieben von den Anwohner*innen und von der Politik geduldet, steigern sich ihre Gewalttaten gegen Asylbewerber*innen und vietnamesische Vertragsarbeiter*innen ohne Rücksicht auf Menschenleben. Der Spielfilm bietet Raum für die Suche nach Antworten auf die Fragen nach Ursachen und Zusammenhängen – damals und heute.
FilmTipp von VISION KINO
Unterrichtsmaterial von FILMERNST
Material für den DaF-Unterricht vom Goethe-Institut
Kriegerin
Regie und Buch: David Wnendt, Deutschland 2011, 105 Minuten
Empfohlen ab 14 Jahre
Die Zeiten sind vorbei, in denen weibliche Neonazis nur eine Minderheit waren und in der Szene kaum etwas zu sagen hatten. In dem gut recherchierten Debütspielfilm von David Wnendt wird die 20-jährige Marisa selbst zur Täterin. In ihrem Hass auf Ausländer nimmt sie den Tod von zwei Asylbewerbern in Kauf. Als der eine von ihnen dringend ihrer Hilfe bedarf, gerät ihr Weltbild ins Wanken.
Wenn auch nicht unumstritten, ist „Kriegerin“ ein mutiger Film, der ohne pädagogisch wirkenden Zeigefinger auf der Gefühlsebene ansetzt. Dabei konzentriert er sich nicht allein auf die rechte Jugendszene, sondern zeigt, dass rechte Tendenzen längst in alle Gesellschaftsschichten vorgedrungen sind.