Parvis wächst als Kind der Millenial-Generation im komfortablen Wohlstand seiner aus dem Iran stammenden Eltern in der niedersächsischen Provinz auf. Sie akzeptieren, dass er schwul ist, so kann er sich unbekümmert zwischen Raves und Grindr-Dates ausprobieren. Nach einem Ladendiebstahl muss Parvis jedoch Sozialstunden als Übersetzer in einer Unterkunft für Geflüchtete ableisten und findet sich plötzlich in Befragungen zu Aufenthalt oder Abschiebung wieder. Er verliebt sich in Amon, der mit seiner selbstbewussten Schwester Banafshe aus dem Iran geflüchtet ist. Von da an ziehen die drei gemeinsam los und verteidigen ihre aufkeimende Beziehung gegen alle Widerstände in diesem Sommer voller Freundschaft und der ersten Liebe im Zeichen des Aufbruchs in eine ungewisse Zukunft.
In seinem teilweise autobiographischen Regiedebüt erzählt Faraz Shariat, Jahrgang 1994, authentisch-realistisch und zugleich durch popkulturelle Referenzen überhöht, in beeindruckend schön komponierten Bildern vom queeren Heranwachsen eines Einwanderersohns in Deutschland. Er liefert damit einen entschlossenen Gegenentwurf zu einem konventionellen deutschen Kino, in dem post-migrantische Erlebnisse und Geschichten von Migrant*innen und ihren Familien allzu oft ausgeschlossen oder missrepräsentiert werden. Mit präzisem Gespür für soziale Zusammenhänge positioniert sich FUTUR 3 selbstbewusst gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus und gibt zugleich einen feinfühligen Einblick in die Erfahrungswelten deutscher Migrant*innen zwischen Fremdsein, Ausgrenzung und Bleiberecht. Nicht zuletzt zeigt der Film, wie das Ankommen auch bei nachfolgenden Generationen noch spürbar ist.
Tag 1
Inhalt: SCREENING mit Filmgespräch und Vorstellung der Projektidee
Ort: Kino
Filmlänge: 92 Minuten
Zeitlicher Rahmen: ca. 3,5 Stunden
Tag 2
Ort: Schule
Zeitlicher Rahmen: 1 Schultag / ca. 7 Unterrichtsstunden
Ziele und Chancen:
Anhand von beispielhaften Situationen und Aussagen des Films, sowie anhand eigener Erfahrungen und Beobachtungen aus ihrem eigenen Lebensumfeld beschäftigen sich die Schüler*innen mit:
- Film als einem Kulturgut: Film als Beitrag zu einem Diskurs und zur kulturellen Vielfalt
- den 15 Thesen kultureller Integration
- einer jungen, migrantischen und queeren Perspektive auf die Lebensrealität von Migration und Flucht in Deutschland
- der Rolle, die Akzeptanz von diversen kulturellen und sexuellen Identitäten (wie z.B. der Homosexualität) für unser Zusammenleben spielt
- den Filmfiguren und ihren Zukunftperspektiven und Träumen, in denen Menschen mit Migrationsbiographien oder Fluchterfahrung selbstverständlich dazugehören und dabei sein können
Der Workshop setzt Impulse für:
- die Aueinandersetzung mit Homosexualität, Queersein und Heteronormativität
- die Analyse der einerseits realistischen, andererseits autobiographischen und subjektiven Inszenierung und ihrer Ästhetik
- das Reflektieren der verengten Lebensbedingungen und zerstörerischen Auswirkungen von Flucht und Asyl
- das Verstehen unterschiedliche Zukunftschancen und -Perspektiven innerhalb migrantischer Gruppierungen
- die Entwicklung eigener Zukunftsvisionen im Kontext eines Zusammenlebens in Vielfalt
Enthaltene Module: Filmbesprechung
Thematisierung der 15 Thesen
Inhalt: ZUSATZWORKSHOP: Gender und Queersein
Ort: Schule
Zeitlicher Rahmen: + 1 Schultag / mind. 6 Stunden
Ziele und Chancen:
In dieser Workshoperweiterung setzen sich die Schüler*innen vor dem Hintergrund des Films mit Genderrollen und Feminismus, Queersein als Identität und als Perspektive im Film, Sensibilisierung der Schüler*innen gegen Homo- und Transphobie. Sie beschäftigen sich mit:
- Queersein als einer sexuellen Orientierung und Identität
- queerer Ästhetik im Film
- realen Lebensbedingungen marginalisierter Gruppierungen
- der Reflektion, inwiefern eine Gemeinschaft aus kulturellen und sozialen Gemeinsamkeiten und Unterschieden besteht
- der Frage, warum Vielfalt spannend und wertvoll ist
Die Workshoperweiterung setzt Impulse:
- ungleiche Chancenverteilung und Dominanzverhältnisse in der Gesellschaft zu erkennen
- das Einfühlungsvermögen in die realen Lebensbedingungen marginalisierter Gruppierungen zu stärken
- die eigene Position und Betroffenheit von Vorurteilen innerhalb der Gesellschaft und ihre strukturelle Verankerung darin zu reflektieren
- eigene Handlungsspielräume zu erproben
Enthaltene Module: Sensibilisierung für Sexismus und Homofeindlichkeit
Queere Ästhetik in FUTUR DREI
Inhalt: ZUSATZWORKSHOP: Intersektionalität und Erwachsenwerden
Ort: Schule
Zeitlicher Rahmen: + 1 Schultag / mind. 6 Stunden
Ziele und Chancen:
Weiße Deutsche, Migrant*innen und Geflüchtete in Deutschland machen unterschiedliche Erfahrungen in Deutschland. Der Workshop wirft einen Blick auf die Voraussetzungen, die zu Privilegierung oder Diskriminierung führen.
Hierbei geht es konkret um:
- die Frage, was es heißt, in der Gesellschaft privilegiert zu sein oder Diskriminierung zu erleben
- die Bedeutung von Intersektionalität, also Mehrfachidentitäten und -diskrimininierung aufgrund von Gender, Alter, Herkunft, Sexualität, Klasse, Aufenthaltsstatus etc.
- die Rolle des Aufenthaltsstatus und das Beherrschen der deutschen Sprache in diesem Zusammenhang
Enthaltene Module: Intersektionalität
Coming-of-Age
Regie: Farau Shariat
Deutschland 2020, 92 Minuten
Spielfilm, Coming-of-Age
Produzent*innen Paulina Lorenz, Faraz Shariat, Jost Hering. Produktion Jünglinge Film mit Jost Hering Filme, Iconoclast Germany und La Mosca Bianca Films. Buch: Faraz Shariat, Paulina Lorenz. Kamera: Simon Vu. Mit: Benjamin Radjaipour, Banafshe Hourmazdi, Eidin Jalali, Hadi Khanjanpour, Paul Lux, Mashid Shariat, Nasser Shariat, u.a.. Ton: Jakob Hüffell. Sound Design: Janis Grossmann. Montage: Friederike Hohmuth. Musik: Jakob Hüffell, Säye Skye, Jan Gunther. Kostüm: Klara Mohammadi. Szenenbild: Katja Deutschmann