Dìdi
Der 13-jährige Chris, von seiner Familie Dìdi (was in Mandarin so viel wie "kleiner Bruder" bedeutet) und von seinen Freunden Wang-Wang genannt, hat gerade die Grundschule hinter sich gebracht und freut sich auf die Highschool. Doch der Sommer bringt viele Veränderungen mit sich.
(弟弟)
Drama, Coming-of-Age
ab 8. Klasse
ab 13 Jahre
Deutsch, Englisch, Religion, Ethik, Sozialkunde, Kunst, Medienkunde
Erwachsenwerden, Familie, kulturelle Identität, Rassismus, Medien
15.08.2024
Inhalt
Fremont, Kalifornien im Jahr 2008. Der 13-jährige Chris, von seiner Familie Dìdi (was in Mandarin so viel wie "kleiner Bruder" bedeutet) und von seinen Freunden Wang-Wang genannt, hat gerade die Grundschule hinter sich gebracht und freut sich auf die Highschool. Doch der Sommer bringt viele Veränderungen mit sich: Chris verliebt sich das erste Mal, erstellt einen Facebook-Account, um mit seinem Schwarm Madi zu chatten, und merkt, wie es seinen bislang besten Freunden ähnlich geht und sie weniger Zeit für ihn haben. Er lernt ältere Skater kennen, vor denen er sich als erfahrener Filmemacher ausgibt, um bei ihnen zu punkten. Zuhause fühlt er sich zunehmend eingeengt: Krach gibt es nicht nur mit seiner Schwester Vivian, sondern auch zunehmend mit seiner Mutter, die ihrerseits versucht, mit der Situation flügge werdender Kinder, einem fernab arbeitenden Mann, eigenen künstlerischen Ambitionen und der streitbaren Schwiegermutter im Haus klarzukommen. Mal mehr, mal weniger schmerzhaft wird Chris bewusst, dass nicht alle Freundschaften von Dauer sind und auch er sich verändert.
Umsetzung
In seinem Langfilmdebüt, den er überwiegend mit Laien besetzt hat, erzählt Sean Wang auch seine eigene Geschichte als Asian American, der im Kalifornien der Nuller-Jahre aufgewachsen ist. In dunklen Bildern (Glossar: Licht und Lichtgestaltung), effektvoller Tongestaltung und immer wieder auch dokumentarischer Erzählweise (Glossar: Dokumentarfilm) – gerade auch dann, wenn Chris mit seiner Handkamera selbst Videos dreht, – vermittelt Dìdi die Welt eines Jugendlichen, der sich plötzlich in seiner Haut nicht mehr wohlfühlt und sich neu finden muss. Voller Empathie und leisem Humor beobachtet der Film, wie Chris sich in ausgedachte Geschichten verstrickt und im beginnenden Online-Zeitalter versucht, etwa durch Videos auf YouTube, ein Image als "cooler" Teenager zu etablieren. Immer wieder blickt die Kamera zusammen mit der jungen Hauptfigur auf einen alten Windows XP-Bildschirm und spielt mit Detailaufnahmen (Glossar: Einstellungsgrößen) eines blinkenden Cursors oder der Delete-Taste mit den Erwartungen des Publikums, vor allem wenn Chris beim Chat mit Madi ständig seine Sätze umschreibt, bevor er sie abschickt.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Die Entwicklungsgeschichte von Smartphones und (sozialen) Medien kann anhand von Dìdi fächerübergreifend aufgegriffen und diskutiert werden: Die Schüler/-innen können in Gruppen die verschiedenen Plattformen und ihre Geschichte recherchieren. Im Anschluss daran beschreiben sie ihre Darstellung im Film und wie Chris diese Plattformen nutzt. Davon ausgehend diskutieren sie, welche Rolle Instagram, Tik-Tok & Co in ihrem eigenen Leben spielen. Darüber hinaus bietet sich Dìdi an, um über die Themen Freundschaft, Erwachsenwerden und Familie als soziales Gefüge zu sprechen. Im Mittelpunkt des Films steht jedoch Chris' Identitätsfindung und seine Auseinandersetzung mit den ihn prägenden Kulturen: Er ist in den USA als Kind taiwanischer Eltern geboren. Was vermittelt der Film über seine Situation? In welchen Momenten wird er mit Vorurteilen oder gar Rassismus konfrontiert, etwa wenn seine Skater-Freunde ihn einmal als "Asian Chris" anfeuern? Und wie geht er mit diesen Zuschreibungen um? Im Sprach- und Kunstunterricht lassen sich die filmästhetischen Mittel untersuchen – vor allem der Einsatz von Licht und Schatten sowie die ausgefeilte Tonebene. Diese Beobachtungen können Schüler/-innen dann – inspiriert von Chris‘ filmischen Experimenten – in eigenen kurzen Filmprojekten umsetzen, wobei sich etwa die Frage "Wer bin ich?" als ein Thema anbietet.
Hinweise
Dieser FilmTipp ist eine Übernahme von kinofenster.de
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Sean Wang
Sean Wang
Izaac Wang, Joan Chen, Shirley Chen, Chang Li Hua, Mahaela Park, Raul Dial u.a.
94 Min
deutsche Fassung, englische Originalfassung mit Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Universal Pictures
Sundance Film Festival 2024: Bester Film (Publikumspreis), Bestes Ensemble (U.S. Dramatic Special Jury Award); Filmfest München 2024: Bester Kinder-/Jugendfilm (CineKindl Publikumspreis); Heartland Film 2024: Truly Moving Picture Award