Jeder stirbt für sich allein
Der Tod ihres Sohnes, der an der Front gefallen ist, ist der Auslöser: Das Arbeiterehepaar Quangel schreibt Postkarten gegen Hitler und gegen den Krieg und legt diese in Treppenhäusern und Hauseingängen aus, in der Hoffnung, damit viele Menschen wachzurütteln. Neueste Verfilmung des Romans von Hans Fallada, der erst rund 60 Jahre nach seinem Erscheinen 1947 zum Welterfolg wurde.
Alone in Berlin
Literaturverfilmung, Drama
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Geschichte, Deutsch, Ethik, Politik, Philosophie
Nationalsozialismus, Widerstand, Zivilcourage, (Deutsche) Geschichte, Zweiter Weltkrieg, Krieg/Kriegsfolgen, Denunziation, Verrat
17.11.2016
Inhalt
Juni 1940 in Berlin. Anna und Otto Quangel trauern um ihren Sohn, der an der Front gefallen ist. Bisher hatte das Arbeiterehepaar sich mit dem nationalsozialistischen Regime arrangiert, doch ihre Haltung wandelt sich nun radikal. Die beiden beginnen Postkarten zu schreiben. Postkarten mit Aufrufen gegen den Führer und die Partei, gegen den Krieg, und um ihre Mitmenschen aufzurütteln. Unter Lebensgefahr legen sie die Aufrufe in den Hauseingängen und Treppenhäusern ab. Anna und Otto träumen von einem weitreichenden Erfolg, doch Angst ist das beherrschende Gefühl der Zeit: Die meisten Menschen, die eine Postkarte aufheben und lesen, liefern diese sofort bei den Behörden ab. Bald fahndet die Kriminalpolizei fieberhaft nach den Postkartenschreibern, und die Gestapo drängt auf Ergebnisse. Dabei können sogar die eigenen Nachbarn den Quangels gefährlich werden.
Umsetzung
Hans Falladas letzter Roman, innerhalb von vier Wochen niedergeschrieben, entwirft anhand einer Hausgemeinschaft in einem Arbeiterbezirk ein dichtes Bild des Berliner Alltags jener Zeit: mit Tätern, Opfern, Gewinnern und Verlierern, überzeugten Parteigenossen, Mitläufern und Widerständlern. Naturgemäß muss der Film verkürzen und fokussiert mehr noch als der Roman auf das Ehepaar Quangel und dessen Wandel zu überzeugten Kämpfern gegen das Unrechtsregime, von Emma Thompson und Brendan Gleeson glänzend gespielt. Das unmenschlich kalte Klima, das Ausgeschlossen-Sein aus der Gesellschaft macht der Film spürbar, ohne melodramatisch zu werden. Zu dieser Stimmung tragen auch die gedämpften Farben bei, die kaum jemals strahlen. Wie etwas ausgeblichene Fotografien verweisen sie damit gleichzeitig auf die historische Zeit.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Wie bei allen Adaptionen bietet sich der Vergleich mit der literarischen Vorlage an. Interessant ist vor allem die in beiden Werken etwas unterschiedliche Charakterisierung von Anna und Otto Quangel. Da Falladas Roman auf einer Gestapo-Akte über den Prozess gegen ein Ehepaar Hampel beruht, kann auch zu den realen Ereignissen recherchiert werden. „Jeder stirbt für sich allein“ gibt Anlass, sich mit dem Alltagsleben im totalitären Staat auseinander zu setzen. Welchen Einfluss nimmt das Regime auf Arbeit und Freizeit sowie auf Gemeinschaften wie die Familie oder den Freundeskreis? Auf welche Art und mit welchen Konsequenzen kann man sich dem entziehen? Schließlich können sich die Schüler/innen mit Ausmaß und Akzeptanz des Widerstands, insbesondere mit dem Widerstand der sogenannten „kleinen Leute“ beschäftigen. Können Akte des zivilen Ungehorsams, „Sandkörner im Getriebe“, wie Otto Quangel sie im Film bezeichnet, den Lauf der Geschichte ändern?
Veranstaltungen
Kinofinder: www.kinofenster.de
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Vincent Pérez
Achim von Borries, Vincent Pérez, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Hans Fallada
Emma Thompson, Brendan Gleeson, Daniel Brühl, Mikael Persbrandt, Katrin Pollitt, Lars Rudolph u.a.
100 Min
deutsche Fassung, englische Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
X-Verleih
Berlinale 2016: Sektion Wettbewerb