Filmplakat Kalle Kosmonaut

Kalle Kosmonaut

Deutschland 2022

Zehn seiner 20 Lebensjahre wird Kalle mit Unterbrechungen von der Kamera begleitet. Seine Mutter scheint alles zu versuchen, um das zu vermeiden, was irgendwann doch geschieht: Kalle gerät "auf die schiefe Bahn". Wenn man Kalle als umgängliches Kind miterlebt, glaubt man nicht, dass diese Entwicklung zwangsläufig war. Der Film kann und will sie aber auch nicht erklären, stellt den Zuschauer*innen vielmehr die Aufgabe, jenseits pauschaler Urteile zu differenzieren.

Genre

Dokumentarfilm, Biografie

Klassenstufe

ab 9. Klasse

Altersempfehlung

ab 14 Jahre

Unterrichtsfächer

Deutsch, Religion, Ethik, Sozialkunde, Politik

Themen

Kindheit, Jugend/Jugendkultur, Rap, Erwachsenwerden, Freundschaft, Identität, Anerkennung, Liebe, Vertrauen, Verantwortung, Gender/Geschlechterrollen, Zusammenhalt, Familie, Trennung, Außenseiter, Drogen, Gewalt, Strafe/Strafvollzug, Sinnsuche, Konflikte/ Konfliktbewältigung, Selbstbewusstsein, Träume

Kinostart

26.01.2023

SchulKinoWochen

Inhalt


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Zehn seiner 20 Lebensjahre wird Kalle mit Unterbrechungen von der Kamera begleitet. Ein „Kosmonaut“ ist er, weil er in einer Plattenbausiedlung nahe der „Allee der Kosmonauten“ in Berlin Hellersdorf lebt. Seine zunächst alleinerziehende, später neu verheiratete Mutter scheint alles zu versuchen, um das zu vermeiden, was irgendwann doch geschieht: Kalle gerät ‚auf die schiefe Bahn‘. Als Kind und als junger Teenager ist er noch unauffällig, will er ausdrücklich kein „Ghettokind“ werden, das „nur Scheiße baut“. Doch dann beeinflussen ihn Drogen – und falsche Freunde –, er wird gewalttätig und muss wegen Körperverletzung über zwei Jahre ins Gefängnis. Man glaubt ihm, dass er danach vieles versucht, um ein besseres Leben zu führen. Doch wenn er dann verbal mit dem Vater abrechnet, der ihm immer gefehlt hat, wird deutlich, welch eine schwere Bürde auf ihm lastet.

Umsetzung


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Bis auf den Filmeinstieg, der die lebensbestimmende Episode der Gewalttat vorwegnimmt, addiert der Film linear die Aufnahmen aus zehn Jahren. Ergänzt werden die teils emphatischen, teils distanziert-neutralen Dokumentaraufnahmen durch Animationen, die Kalles Innenleben oder die Zeiten visualisieren, in denen ihn keine Kamera begleitet hat. Es wird gezeigt, wie er seine Gefühle und seine Vorstellungen reflektiert verbalisiert, er rappt oder spricht offen von seinen Fehlern, seiner Angst, Gewalt, Wut, Reue und seinen Träumen, seinem „Neustart“. Aber was davon hat er wirklich verinnerlicht, wenn er dann scheitert? Kein Wunder bei zehn Jahren in 99 Minuten: Immer wieder gibt es Lücken in der Lebenserzählung, vieles bleibt offen oder ist unvollständig, sodass die Zuschauer*innen, wenn sie ehrlich sind, am Ende eigentlich genau das nicht können, was viele am liebsten tun: ein einfaches Urteil über Kalle fällen.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Kalle ist, bei allen Schwierigkeiten, offen, kommunikativ und sympathisch. Was er durchlebt, können viele in seinem Alter verstehen – oder erleben es (teilweise) selbst. Von einem umgänglichen und humorvollen Jungen wird er zu einem Jugendlichen mit Angstzuständen, Alpträumen, unkontrollierbarer, sich gewaltsam durchbrechender Wut, Drogenkonsum, der sich auch immer etwas vorzumachen scheint – all dies birgt viel Gesprächspotential. Zentrale Fragen sind: Was ist ein gutes Leben und wer ist schuld, wenn etwas schiefläuft? Die Wohngegend, die Freunde oder die gesellschaftliche Gegenwart und die sogenannte Wendezeit? Ist das Gefängnis ein Ort der Besserung oder der Isolation, der die Perspektivlosigkeit befördert? Aus filmischer Sicht stellen sich die Fragen: Ist es überhaupt möglich, jemanden über zehn Jahre aussagekräftig mit der Kamera zu begleiten? Welche Rückkopplungen auf das beobachtete Leben könnte sich ergeben? Welche Aufgabe haben die Animationen im Film? Und welchen Stellenwert hat die Rapmusik und Anspielungen auf politisch rechtslastige Positionen?

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Dr. Olaf Selg, 02.01.2023, letzte Aktualisierung: 08.11.2023

Regie

Tine Kugler, Günther Kurth

Buch

Tine Kugler, Günther Kurth

Darsteller*innen

Mitwirkende Pascal (Kalle) u. a.

Länge

99 Min

Sprachfassung

deutsche Originalfassung

Format

digital, Farbe

FSK

ab 12 Jahre

Verleih

mindjazz pictures

Festivals

Berlinale 2022: Generation 14plus; Jugendpreis RAKETE beim 32. Filmfest Lünen

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