
Als wir tanzten
Als Irakli neu an die Ballettakademie kommt, sieht Merab in ihm einen Rivalen. Aber bald begehren die beiden jungen Männer einander. Im homophoben Umfeld der Tanzschule halten sie ihre Liebe geheim. Dann ist Irakli verschwunden. Symbolisches Drama, das, über das Aufeinandertreffen von schwuler Liebe und traditioneller Tanzschmiede, von Widersprüchen in der georgischen Gesellschaft erzählt und ein Erwachsenwerden unter prekären Bedingungen verhandelt.
And Then We Danced
Drama, Coming-of-Age
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Deutsch, Religion/Ethik, Sozialkunde, Geschichte, fächerübergreifend: Erziehung zur sexuellen Selbstbestimmung
Homosexualität, Gender/Geschlechter-rollen, Tanz, Tradition, Menschenrechte/-würde, Gesellschaft, Erwachsenwerden, Jugendliche/ Jugendkultur, Diskriminierung, Europa, Sowjetunion/Russland, Armut, Arbeitslosigkeit, Familie, Rivalität
23.07.2020
Inhalt

Tagsüber trainiert Merab an der Akademie des Georgischen Nationalballetts in Tiflis, abends arbeitet er als Kellner. Seiner Familie, darunter dem Vater mit Ballettvergangenheit und dem ebenso tanzenden, aber wenig ambitionierten Bruder, fehlt es an Geld. Als Irakli zur Tanzklasse stößt, sieht Merab in ihm einen Rivalen für das anstehende Vortanzen um den ersehnten Platz im festen Ensemble. Doch aus der Konkurrenz wird bald ein immer stärkeres Begehren. Die beiden jungen Männer halten ihre Liebe geheim, denn nicht nur in der homophoben Gesellschaft Georgiens, sondern auch in der Tanzkompagnie gelten konservative Geschlechterrollen. Dann ist Irakli verschwunden. Nach seiner Wiederkehr verkündet er Merab, sich mit einem Mädchen in der Heimatstadt verlobt zu haben. Beim Vortanzen trotzt Merab daraufhin den vorherrschenden Normen: er interpretiert er den traditionellen georgischen Volkstanz neu.
Umsetzung

Mit der Tanzakademie erzählt der Film verdichtet von widersprüchlicher Männlichkeit und Tradition: Männer tanzen miteinander, aber dem strengen Tanzlehrer sind Merabs Bewegungen nicht stramm und männlich genug. Der Volkstanz symbolisiere das Alte und das schwule Paar das Neue, gibt der Regisseur Levan Akin an. Wie in der Tanzschule zeigt sich in der kleinen Wohnung von Merab und seiner Familie das Gespür von Kamera und Regie für Räumlichkeiten. Merab, so wird deutlich, lebt in beengten und prekären Verhältnissen. Virtuos ist die Kamerafahrt geraten, die ihn beim Verlassen der Hochzeit seines Bruders begleitet. Die Entfernung aus der Gesellschaft wird im finalen Bild pointiert, in dem Merab nach seiner Tanzperformance durch eine Tür geht. Auch in verschiedenen Handlungssträngen und Nebenfiguren geht es um den Wunsch auszubrechen und somit um ein Grundgefühl georgischer Jugendlicher.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

„Als wir tanzten“ kann als Ausgangspunkt dienen, um über Männlichkeitsnormen, sexuelle Identität und Homophobie zu diskutieren. Wie wirkt sich das Umfeld auf das Begehren und Beziehungen aus? Wie ist es um die Menschenrechte von Lesben, Schwulen und Transgender in verschiedenen Ländern bestellt? Die homophobe Gegenwehr, die der schwedisch-georgischen Produktionen während des Drehs und der Uraufführung entgegenschlug, macht es sinnvoll, auch die Entstehung und Rezeption zu berücksichtigen. Anhand des Films lassen sich zudem die georgische Gesellschaft und speziell die prekäre Situation dortiger Jugendlicher besprechen. Anknüpfend an den georgischen Volkstanz können weitere Tanzstile sowie Tanzdarstellungen im Film behandelt werden. Allgemeiner stellt das Drama ein fruchtbares Beispiel dar, um Filmästhetik zu analysieren, etwa in Hinblick auf Kamerabewegungen und die Inszenierung von Räumen.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Als_wir_tanzten.pdfLevan Akin
Levan Akin
Levan Gelbakhiani, Bachi Valishvili, Ana Javakishvili, Giorgi Tsereteli, Tamar Bukhnikashvili, Marika Gogichaishvili, Kakha Gogidze, Aleko Begalishvili u. a.
106 Min
deutsche Fassung, Originalfassung mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Edition Salzgeber
(Auswahl 2019) Filmfest Gent: Pubikumspreis; Odessa Film Festival: Bester Film und Bester Hauptdarsteller; Chicago International Film Festival: u.a. Publikumspreis; Sarajevo Film Festival: Bester Schauspieler; Cannes Quinzaine des Réalisateurs (Directors‘ Fortnight); Sundance Filmfestival; schwedischer Filmpreis Guldbagge u. a. Bester Film und Bestes Drehbuch