BlacKkKlansman
Mehr als 150 Jahre nach dem Verbot der Sklaverei ist die institutionelle Rassenungleichheit in den USA keineswegs abgeschafft. Seinen Anti-Rassismus-Film „BlacKkKlansman“ drehte der US-Regisseur Spike Lee offenkundig mit viel Wut auf die Verhältnisse. Die wahre Geschichte des afroamerikanischen Polizisten Ron Stallworth, der in den 1970er-Jahren den Ku-Klux-Klan infiltrierte, überzeugt mit einer eigenwilligen Symbiose aus Spaß, Ernst und einem dringlichen Anliegen.
Literaturverfilmung, Drama, Komödie, Biografie
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Englisch, Geschichte, Politik, Sozialkunde, Ethik, fächerübergreifend Demokratieerziehung
Rassismus, Antisemitismus, Extremismus, Politik, (US-amerikanische) Geschichte, Diskriminierung, Biografie, USA, kulturelle Identität, multikulturelle Gesellschaft, Demokratie, Bürgerrechte, Menschenrechte, Ethik, Werte, Anerkennung, Macht/Machtgefüge, Filmgeschichte
23.08.2018
Inhalt
1972 tritt Ron Stallworth als erster Afroamerikaner seinen Polizeidienst in Colorado Springs an. Zunächst wird er im Archiv beschäftigt und muss rassistische Anfeindungen mancher Kollegen aushalten. Doch bald steigt der motivierte Neuling zum verdeckten Ermittler auf. Nach einem Undercover-Einsatz bei einem Vortrag des Bürgerrechtlers Kwame Ture, wo Ron die Aktivistin Patrice kennenlernt, kontaktiert der Polizist den örtlichen Verband des Ku-Klux-Klan, der zur Gewinnung neuer Mitglieder in der örtlichen Zeitung inseriert hatte. Am Telefon gibt er sich als überzeugter Rassist aus, was auf Gehör stößt. Weil Ron den lokalen KKK-Ortsgruppenleiter Walter Breachway freilich nicht in persona treffen kann, übernimmt dies sein jüdischer Kollege Flip Zimmerman. Während Ron den „Kameraden“ telefonisch eine radikale Gesinnung vorgaukelt, infiltriert Flip die Organisation als sein weißes Double. Bald spricht Ron gar mit David Duke, dem damaligen höchsten Führer des KKK, der sein „unsichtbares Imperium“ politikfähig machen will.
Umsetzung
Die umständliche Undercover-Aktion mag unrealistisch erscheinen, basiert jedoch auf der wahren Geschichte von Ron Stallworth, die der frühere Polizist 2006 in Buchform festhielt. Spike Lee inszeniert die skurrile Begebenheit als satirisch-unterhaltsame Farce, die insgesamt unbeschwert daherkommt, doch immer wieder den Finger in die Wunde legt. Lee zieht glasklare Parallelen von den 1970er Jahren zur Gegenwart („America First“) und sucht die Wurzeln des Hasses in der Vergangenheit, etwa mit Verweisen auf D.W. Griffiths rassistischen Stummfilm „Die Geburt einer Nation“, der 1915 das Wiedererstarken des KKK befeuerte. Einerseits erzählt Lee die absurde Anekdote betont lässig, indem er z. B. das US-Blaxploitation-Kino zitiert, andererseits rüttelt er mit bitteren Bezügen zur politischen Realität auf, wobei Mitschnitte der 2017 von Neonazis attackierten Anti-Rassismus-Demonstration in Charlottesville den Höhepunkt markieren.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Zum Auftakt erinnert eine Szene aus „Vom Winde verweht“ an die Ursprünge des Ku-Klux-Klans, den konföderierte Veteranen 1865 unmittelbar nach dem verlorenen Bürgerkrieg gründeten. Im Anschluss stellt ein nachgestellter „White Supremacy“-Spot die Frage: „Willst du dein wertvolles, weißes Kind mit Negern zur Schule schicken?“. Zuallererst liefert die historische Lehrstunde eine Basis für ein Gespräch über Rassismus und Antisemitismus sowie für eine Diskussion zum aktuellen politischen Rechtsruck. Spike Lee zieht eine Verbindungslinie vom Sezessionskrieg über die bis etwa 1950 vor allem in den US- Südstaaten verübten Lynchmorde an Afroamerikaner*innen bis hin zum rechten Terror in Charlottesville im August 2017. Wie schätzen die Schüler*innen diese Perspektive ein? Wo sehen sie Parallelen, wo Unterschiede zwischen damals und heute? Die inszenatorische Strategie – das Publikum sanft zu unterhalten, um es anschließend rabiat wachzurütteln – kann eine Unterrichteinheit zu filmischen Erzähltechniken anregen. In einer Parallelmontage prallen zornige „White Power“-Rufe auf ein ruhiges Treffen schwarzer Bürgerrechtler*innen. Der so betonte Kontrast spiegelt Lees Ansatz, dem Rassismus ein klares „Black is beautiful“ entgegen zu setzen.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_BlacKkKlansman.pdfSpike Lee
Charlie Wachtel, David Rabinowitz, Kevin Willmott, Spike Lee nach den Memoiren von Ron Stallworth „Black Klansman: Race, Hate, and the Undercover Investigation of a Lifetime“
John David Washington, Adam Driver, Ryan Eggold, Topher Grace, Laura Harrier, Jasper Pääkkönen, Damaris Lewis, Paul Walter Hauser, Robert John Burke, Frederick Weller, Michael Buscemi u. a.
135 Min
deutsche Fassung, englische Originalfassung mit Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat "besonders wertvoll"
Universal Pictures International Germany
Filmfestspiele von Cannes 2018: Großer Preis der Jury; Oscar 2019 für das Beste adaptierte Drehbuch