
Dahomey
Mati Diop begleitet in ihrem bemerkenswerten Dokumentarfilm die Rückkehr von 26 Artefakten aus einem Pariser Museum in ihre Heimat, dem heutigen Benin. Die kostbaren Objekte wurden während der Kolonialherrschaft aus dem Königreich der Homie geraubt. Sie werden poetisch und multiperspektivisch beleuchtet und einfühlsam personifiziert. Aktuelle Diskussion zu den individuellen sowie gesellschaftlichen Folgen der Ausbeutung fängt DAHOMEY auf, ohne zu werten. Das Publikum wird Zeuge eines Teils moderner postkolonialer Geschichte.
Dokumentarfilm
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Geschichte, Französisch, Kunst, Ethik, Sozialkunde
Kolonialismus, postkoloniale Verantwortung und Restitution, (französische) Geschichte, Kunst, Museum, Rückforderung
24.10.2024
Inhalt

DAHOMEY zeigt die bewegende Rückführung von 26 Artefakten vom Musée du quai Branly in Paris in ihr Ursprungsland, dem heutigen Benin, im November 2021. Die Wissenschaftler*innen Bénédicte Savoy und Felwine Sarr erhoben 2019 ihre Stimmen für die Rückgabe dieser wertvollen Kulturgüter, die aus dem einst mächtigen Königreich Dahomey stammen. Unter den Artefakten befinden sich ein majestätischer Yoruba-Thron und beeindruckende Statuen der Könige Gélé und Béhanzin. An der Universtité d‘Abomey-Calavi in Benin entflammt eine lebhafte Diskussion unter den Studierenden, die die Rückführung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Dabei werden auch kritische Fragen zur Intention des französischen Präsidenten Emmanuel Macron sowie zur Kolonialgeschichte gestellt. Die Debatte kreist u. a. um die Bedeutung der Rückgabe, angesichts der insgesamt rund 7.000 geraubten Artefakte. Sie thematisiert die Konzepte von Heimat und das Gefühl der Fremdheit, insbesondere im Kontext von Veränderung und Entwicklung.
Umsetzung

DAHOMEY ist ein künstlerisches, dokumentarisches Werk, das sowohl durch seine farbliche Komposition als auch durch die auditiven Beiträge poetischer Erzählungen heraussticht. Eine Erzählerstimme im Voice-Over führt das Publikum immer wieder durch stimmungsvolle Segmente, in denen „26“ stellvertretend für die 26 deklarierten Objekte das Thema Kulturerbe emotional bespricht, vor allem auch das Trauma beschreibt, das durch Kolonialraub entsteht. Kamerafrau Josephine Drouin Viallard hält sowohl die Rückführung der Objekte als auch die studentische Debatte mit scharfem Blick fest. Mati Diop und Gildas Adannou, der die Debatte moderiert, haben die Studierenden gemeinsam ausgesucht. Der Film zeigt außerdem Aufzeichnungen aus Überwachungskameras des Museums in Paris und von Räumlichkeiten eines staatlichen Gebäudes in Benin.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der Film bietet eine gute Grundlage, um Kolonialismus und seine Auswirkungen zu untersuchen: Aktuelle Diskussionen zu den individuellen sowie gesellschaftlichen Folgen der Ausbeutung greift DAHOMEY auf, stößt weiterführende Gedanken an, aber verzichtet auf eine abschließende Wertung. Mit fachspezifischen Schwerpunkten lassen sich so Gespräche weiterführen, Poesie interpretieren und die Bedeutung von Kunst und Besitztum reflektieren. Auf filmischer Ebene lassen sich die Aufnahmen aus Überwachungskameras, die listig und metaphorisch wirken, untersuchen. Wer beobachtet und überwacht wen? Wie verändern sich Perspektiven und Bild? Nicht zuletzt bietet sich ein Vergleich zur deutschen Kolonialgeschichte und der Rückführung geraubte Artefakte an ehemalige deutsche Kolonien an. DAS LEERE GRAB (Agnes Lisa Wegner, Cece Mlay, D, Tansania 2024) kann hierzu gesichtet und vergleichend analysiert werden.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Dahomey.pdfMati Diop
Mati Diop
Mitwirkende Gildas Adannou, Habib Ahandessi, Joséphine Guedes u. a.; Voice-Over: Makenzy Orcel als „26“
71 Min
Originalfassung in Französisch, Fon, Englisch mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ohne Altersbeschränkung
MUBI
(2024) Berlinale, Sektion Wettbewerb: Goldener Bär für den Besten Film; Toronto International Film Festival; San Sebastián International Film Festival; BFI London Filmfestival