Filmplakat Der Zeuge

Der Zeuge

Deutschland 2022

Carl Schrade ist als Überlebender mehrerer Konzentrationslager der Nationalsozialisten 1946 Kronzeuge der Anklage in einem Prozess des Militärgerichts gegen eine Reihe von beschuldigten Lagerverantwortlichen. Woher hat der Zeuge sein detailliertes Wissen, wie konnte er überleben? Das Kammerspiel-Gerichtsdrama mit Regisseur Bernd Michael Lade in der Hauptrolle wirft am Beispiel der besonderen Gruppe von Funktionshäftlingen wie den „Grünen Kapos“ komplexe Fragen nach Schuld, Tätern und Opfern auf.

Genre

Drama, Gerichtsfilm

Klassenstufe

ab 10. Klasse

Altersempfehlung

ab 15 Jahre

Unterrichtsfächer

Geschichte, Politik, Deutsch, Ethik, Religion, Philosophie

Themen

(deutsche) Geschichte, Recht und Gerechtigkeit, Justiz, Nationalsozialismus, Holocaust, Konzentrationslager, Opfer, Täter, Schuld (und Sühne), Strafe, Verantwortung, Werte

Kinostart

02.03.2023

Inhalt


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Der aus der Schweiz stammende ehemalige Juwelenhändler Carl Schrade war als „asoziales Element“ und „Berufsverbrecher“ elf Jahre in den Konzentrationslagern Buchenwald, Lichtenburg, Esterwegen und Flossenbürg inhaftiert. Im Jahre 1946 ist er nun der Kronzeuge der Anklage in einem Prozess des Militärgerichts gegen eine Reihe von beschuldigten SS-Männern, NSDAP-Funktionären, Wehrmachtssoldaten und Ilse Koch, der Frau des berüchtigten Lagerkommandanten von Buchenwald. Detailgenau vermag Carl Schrade im Zeugenstand die menschenverachtenden Verbrechen und kriminellen Machenschaften einzelner Angeklagter zu schildern, worauf diese immer wieder mit kaum glaubwürdigen Ausflüchten und Rechtfertigungsversuchen zu antworten versuchen. Aber woher weiß der so gut informierte Zeuge der Anklage von all den schrecklichen Details des Lagerlebens, mit Hilfe von deren Schilderungen die Angeklagten schlussendlich verurteilt werden sollen? Und wie konnte Carl Schrade in den Lagern überhaupt überleben?

Umsetzung


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Basierend auf Gerichtsprotokollen sowie Carl Schrades posthum publizierten Selbstzeugnissen zu seinen Lager-Inhaftierungen ist Bernd Michael Lades Film mit ihm selbst in der Kronzeugenrolle als ein dialektisch arrangiertes, sehr reduziertes, auch farbdramaturgisch ungewöhnlich umgesetztes Kammerspiel-Gerichtsdrama inszeniert. In Farbe gehalten stehen Schrades in Englisch vorgetragene und dann ins Deutsche übertragene Aussagen im Vordergrund, ohne Unterbrechung durch Fragen der Ankläger oder Richter. Demgegenüber werden die kurzen deutschsprachigen Repliken der beschuldigten Lageraufseher von der amerikanischen Gerichtsreporterin übersetzt und jeweils in Schwarzweiß eingeblendet. Auf diese Weise werden Opfer- und Täterperspektiven in wiederkehrenden Wechseln kontrastiv gegenüberstellt, jedoch immer zugunsten der Opfersicht verdichtet; ebenso wie die Zweisprachigkeit der Verhandlungsführung mit ihren sich wiederholenden Einstellungsfolgen das Prozessgeschehen dramaturgisch verlangsamt, wodurch das Vorgetragene in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit und Abgründigkeit verstärkt wird.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Der aufgrund seiner Machart die Sehgewohnheiten Heranwachsender herausfordernde Film bedarf außerfilmischer Kontextualisierung. Dann vermag er am Beispiel der besonderen Figur Carl Schrades Einblicke in Mechanismen systematischer Ausbeutung und Vernichtung von Menschen in den NS-Konzentrationslagern zu vermitteln – dies auch mit Blick darauf, dass es die Erzählungen lebender Zeitzeug*innen bald nicht mehr geben wird. DER ZEUGE lädt ein zum Nachdenken über den Status der „Grünen Kapos“ und Häftlingsvorsteher*innen im KZ-Lagersystem und ermöglicht eine Auseinandersetzung mit einem immer noch viel zu wenig bekannten bzw. tabuisierten Sachverhalt der NS-Geschichte und einer ihrer Opfergruppen, der nach Ende des Krieges lange die Anerkennung ihres vollgültigen Opferstatus verwehrt worden war. Angesichts der insiderhaften Aussagen des Kronzeugen und seines Überlebens mehrerer KZs drängt sich die Frage nach dem Verstehen seiner ambivalenten Sonderrolle als Täter wie als Opfer geradezu auf.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Reinhard Middel, 02.03.2023, letzte Aktualisierung: 02.03.2023

Regie

Bernd Michael Lade

Buch

Bernd Michael Lade, nach Gerichtsprotokollen sowie dem Selbstzeugnis „Elf Jahre. Ein Bericht aus deutschen Konzentrationslagern“ von Carl Schrade

Darsteller*innen

Bernd Michael Lade, Maria Simon, Lina Wendel, Torsten Spohn, Thomas Schuch, Jörg Seyer, Christian Kuchenbuch u. a.

Länge

93 Min

Sprachfassung

deutsch-englische Originalfassung

Format

digital, Farbe und Schwarzweiß

FSK

ab 12 Jahre

Verleih

Neue Visionen Filmverleih

Festivals

56. Hofer Filmtage 2022

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