Die Unbeugsamen
Ein gelungenes Portrait der mutigen Frauen, die seit den Tagen der Bonner Republik darum kämpften, dass Politik nicht allein Männersache ist. Politikerinnen aller Parteien wie Herta Däubler-Gmelin, Christa Nickels, Ingrid Matthäus-Maier und Rita Süssmuth verfolgten ihr Ziel unerschrocken und mit viel Geduld und ließen sich auch von Vorurteilen und sexueller Diskriminierung nicht abschrecken. Eine bewegende und radikal aktuelle Chronik der Emanzipation.
Dokumentarfilm
ab 8. Klasse
ab 13 Jahre
Sozialkunde, Politik, Geschichte, Ethik, Deutsch, fächerübergreifend: Demokratieerziehung
Politik, Gleichberechtigung, Emanzipation, Feminismus, Demokratie, Diversität, Geschichte der BRD, Politische Prozesse, Parteipolitik
26.08.2021
Inhalt
„Die Unbeugsamen“ erzählt von mutigen Frauen, die die Politik nicht allein den Männern überlassen wollen. Waren es in den Anfangsjahren der Bonner Republik zunächst nur Einzelkämpferinnen, bestanden seit den 1960er Jahren immer mehr Frauen darauf, als Politikerinnen ernstgenommen zu werden. Sie waren konfrontiert mit massiven männlichen Abwehrreaktionen, die von Vorurteilen bis zu offener sexueller Diskriminierung reichten. Die teilweise schockierenden Archivaufnahmen belegen, wie ungeniert viele Männer die Politikerinnen verhöhnten, beleidigten und bedrohten. Der Journalist Torsten Körner hat mit vielen Frauen, die die westdeutsche Politik bis zur Wiedervereinigung entscheidend geprägt haben, gesprochen. Entstanden ist eine emotional bewegende Chronik, die nichts an Aktualität eingebüßt hat: 2020 ist der Frauenanteil im Bundestag erstmals seit langem wieder gesunken. Daher endet der Film nicht von ungefähr mit der deutlichen Warnung von Annemirl Bauer: „Frauen, wenn wir heute nichts tun, dann leben wir morgen wie vorgestern.“
Umsetzung
Gerade durch den Blick auf die von Sexismen durchzogene Vergangenheit wird deutlich, wie wichtig es war, dass die „Unbeugsamen“ den Schritt auf die politische Bühne gewagt haben. Indem die Interviews an historischen Schauplätzen der Bonner Republik aufgenommen wurden, werden die Gesprächspartner-innen ein Stück weit zurück in diese Zeit versetzt. Die typisch kantig-kühle Bonner Nachkriegsarchitektur wird in statischen Einstellungen in Szene gesetzt. Herausragende Archivmaterialien machen spürbar, wie frauenfeindlich das politische Establishment damals war. Die beeindruckende Riege an portraitierten Politikerinnen bildet dazu einen starken Gegenpol. Sie reflektieren ernsthaft, aber nie ohne ein Augen-zwinkern darüber, wie es Ihnen gelungen ist, die Politik zu erobern. Die angenehm zurückgenommene Gesprächsführung lässt ihnen Zeit für scharfsinnige Analysen und Emotionen. Wenn sich die ehemaligen Weggefährtinnen im letzten Drittel des Films schließlich vor der Kamera treffen, wird die Verbindung spürbar, die sie – über parteipolitischen Grenzen hinweg – bis heute verbindet. Der Film schließt mit einer Zusammenschau von Fakten zum Stand der Gleichberechtigung, die deutlich macht, dass Emanzipation täglich neu erarbeitet, erstritten und verhandelt werden muss.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Da Jugendliche heute keine der Protagonistinnen als aktive Politikerin kennen werden, wird für sie vor allem der Kontrast zwischen den damaligen und den aktuellen gesellschaftlichen Umgangsformen einen Aha-Effekt bereithalten. Wer daran gewöhnt ist, über gendergerechte Sprache zu diskutieren und als Bundeskanzlerin nur Angela Merkel kennt, der wird auf den unverhohlenen Sexismus mit Befremden reagieren. Dieser soziale Wandel (im speziellen der Wandel der politischen Gesprächskultur) kann anhand verschiedener Ausschnitte im Fach Geschichte thematisiert werden. Mit Petra Kelly und Ingrid Matthäus-Maier portraitiert der Film auch zwei der damaligen ‚Shooting-Stars‘, deren Leben und Wirken durchaus mit den Vertreterinnen der heutigen ‚Fridays for Future‘ Bewegung wie Greta Thunberg oder Luisa Neubauer verglichen werden kann. Die durchgehende Einteilung des Films in Kapitel ermöglicht eine gezielte thematische Nachbereitung einzelner Themenfelder (z.B. die Gleichstellung von Mann und Frau, den Wandel der Sexualmoral, den politischen Umgang mit der NS-Vergangenheit oder die Medialisierung der Politik) im Gemeinschaftskunde- oder Politikunterricht.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Torsten Körner
Torsten Körner
Mitwirkende: Herta Däubler-Gmelin, Marie-Elisabeth Klee, Ursula Männle, Christa Nickels, Ingrid Matthäus-Maier, Renate Schmidt, Rita Süssmuth u. a.
99 Min
deutsche Originalfassung, barrierefreie Fassungen verfügbar
digital, Farbe und schwarz-weiß
ohne Altersbeschränkung
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