Emilia Pérez, Neue Visionen Filmverleih und Wild Bunch Germany

Emilia Pérez

Frankreich 2024

Ein buntes knalliges Musical aus einem harten Gangstermilieu in großen Bildern, das ästhetische und moralische Fragen durch artifizielle Zuspitzung provoziert. Für die Zielgruppe 16+ kann sich mit diesem aktuellen Film ein ebenso bewegendes, wie nachdenkenswertes Erlebnis eröffnen, ausdrücklich im Kino. Gängige Sehgewohnheiten auch anderer Medien werden unterhaltsam wie kritisch hinterfragt und eigene Kreativität zu künstlerischem Formenmix angeregt.

Genre

Thriller, Musical, Melodram

Klassenstufe

ab 11. Klasse

Altersempfehlung

ab 16 Jahre

Unterrichtsfächer

Spanisch, Musik, Kunst, Ethik, Psychologie, Erkunde, Politik, Philosophie

Themen

Drogenkrieg, Gewalt, Kriminalität, Verantwortung, Identität, Familie, Frauen-Solidarität, Diversität, Transgender, LGBTQIA+, Filmsprache, Musik

Kinostart

28.11.2024

Inhalt


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Der Boss eines Drogenkartells in Mexiko, Juan Manitas del Monte, möchte aussteigen und endlich so leben, wie er sich seit der Kindheit fühlt: als Frau. Die im Milieu erfahrene und beruflich ausgebeutete Anwältin Ria soll ihm dabei helfen: Eine Klinik für die Geschlechtsangleichung und ein neuer geheimer Lebensort für ihre neue Identität als Emilia Perez muss her. Um seinen fingierten Tod als Manitas kümmert er sich selbst und nimmt Schmerz und Trauer der Familie in Kauf, die er mit Rias Hilfe in die Schweiz umsiedelt. Doch Emilia sehnt sich nach ihren Kindern und holt sie und ihre Mutter einige Jahre später als „Tante Emilia“ in ein neues Leben nach Mexiko zurück. Die geplante Wiedergutmachung gegenüber den Liebsten gestaltet sich ebenso schwierig wie die an den Familien der früheren Verbrechensopfer mittels einer mit Ria gegründeten Stiftung. Die alten kriminellen Strukturen holen sie ein, und die Anwältin kann Emilia nicht vor allem retten.

Umsetzung


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Eine harte Gangstergeschichte mit melodramatischem Familiensetting als Musical in grellen Farben – das ist neu und besonders in der Filmgeschichte. Dieser Genre- und Formenmix bedient sich dabei einerseits bekannter Sehgewohnheiten von Kinofilmen wie auch von Musik- und Videoclips. Die Zeichnung der Figuren wird in Nahaufnahmen, in der Farbdramaturgie, in düsterer Lichtsetzung sowie im Score und entsprechender Tanz-Choreografie artifiziell zugespitzt. Themen wie Verbrechen und ihre Bekämpfung, Klassismus, Feminismus, Diversität bilden zwar eine glaubwürdige Folie der Realität, werden aber keineswegs in ihrer realen Problematik vertieft. Vielmehr zielen sie formal auf starke dramatische Kontraste in diesem Epos als Biografie einer Gangsterpersönlichkeit. Entsprechend ist die Frage nach Identität unter dem Aspekt von Transgender eher als Metapher einer auch moralischen Wandlung gestellt als in Alltagskonflikten detailliert abgebildet. Bunt, laut und in jeder Hinsicht bewegt wird aus der Perspektive vor allem von selbstbewussten Frauen erzählt.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Die Komplexität von Handlung und Ausdrucksformen bietet viel Diskussionsstoff. Die genannten Themen und ihre Umsetzung laden zu einer kritischen Analyse von Erzählabsicht und -wirkung ein. Andere Filme, aber auch entsprechende Videoclips, können vergleichend herangezogen werden. Gleichermaßen können reale Fallbeispiele von Verbrechensbekämpfung oder Lebensrealitäten von Transpersonen recherchiert und gegenübergestellt werden. Was kann und will Kunst und Unterhaltung aus einem solchen gesellschaftspolitischen Kontext? Was leistet sie für welches Publikum? Wie verhalten sich Erkenntnis und Eskapismus zueinander? Die betont künstlich zugespitzte filmische Erzählweise fordert unbedingt zu solchen ästhetischen wie moralischen Diskussionen heraus. Wichtig ist ein sensibler Umgang mit Schüler*innen, die durch Szenen körperlicher und seelischer Gewalt (re-)traumatisiert werden könnten.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Cornelia Hermann, 15.10.2024, letzte Aktualisierung: 04.03.2025

Regie

Jacques Audiard

Buch

Jacques Audiard nach eigenem Opernlibretto, frei nach Boris Razons Roman „Écoute“ von 2018

Darsteller*innen

Zoe Saldana, Karla Sofía Gascón, Selena Gomez, Adriana Paz, Mark Ivanir, Édgar Ramírez u. a.

Länge

130 Min

Sprachfassung

deutsche Fassung, spanische Originalfassung mit Untertiteln

Format

digital, Farbe

FSK

ab 12 Jahre

Verleih

Neue Visionen Filmverleih und Wild Bunch Germany

Festivals

Cannes Filmfestival 2024: Jury Preis und Preis als Beste Darstellerin für das gesamte weibliche Ensemble; Festivals in Toronto, Busan und Mumbai; Oscar 2025 u.a. für die beste Nebendarstellerin für Zoe Saldana

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