Little Joe - Glück ist ein Geschäft
Was ist das eigentlich, das Glück? – An dieser Frage haben sich Generationen von Menschen den Kopf zerbrochen. Für die Genwissenschaftlerin Alice ist die Antwort einfach: Glück wird schlicht durch Hormone hervorgerufen und der Duft ihrer neuesten Blumenzüchtung sorgt für die Ausschüttung eben solcher Glückshormone bei den Menschen. Doch als sie die "Little Joe" genannte Pflanze mit nach Hause nimmt, zeigt sich eine beunruhigende Nebenwirkung ihrer Schöpfung.
Little Joe
Drama, Science Fiction
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Ethik, Philosophie, Deutsch, Englisch, Biologie, Wirtschaft/WAT
Wissenschaft, Drogen, Entfremdung, Erwachsenwerden, Ethik, Familienkonflikte, Manipulation, Bio-Engineering, Konsum, Technologie und Gesellschaft
09.01.2020
Inhalt
Alice ist eine leidenschaftliche Pflanzenzüchterin, die ganz in ihrer Arbeit aufgeht. Ihre neueste Arbeit verspricht der große Renner auf der nächsten Pflanzenbörse zu werden: Die purpurrote Blume namens Little Joe verströmt bei optimaler Pflege einen hinreißenden Duft, der Menschen glücklich macht. Dass sie es dabei mit den strengen Regeln der Genmanipulation nicht ganz so genau genommen hat, verschweigt die ehrgeizige Forscherin ihren Kolleg*innen. Im Umgang mit ihrem halbwüchsigem Sohn Joe hingegen ist Alice unsicher. Alleinerziehende Mutter und erfolgreiche Wissenschaftlerin zu sein überfordert die introvertierte Frau zuweilen. Eigenmächtig nimmt sie Little Joe nach Hause, in der Hoffnung mit der besonderen Pflanze ihre mütterlichen Defizite etwas auszugleichen. Doch unmerklich schleicht sich eine schwer zu benennende Fremdheit in das Verhältnis zwischen Mutter und Kind. Liegt es nur an der Pubertät oder spielt doch Little Joe's Pollen eine unheimlich-eigenmächtige Rolle?
Umsetzung
Herrscht am Anfang eine geradezu wissenschaftliche Klarheit in Alice' Leben, so schwankt der Boden ihrer Realität im Verlauf des Films immer mehr. Eine geradezu existenzielle Unsicherheit schleicht sich ein, da die ihr nahe stehenden Menschen sich mehr und mehr von Alice entfremden. Es sind subtile Veränderungen, kaum wahrnehmbar stellen sie dennoch eine ganze Beziehung grundlegend in Frage. "Little Joe – Glück ist ein Geschäft" arbeitet diese fortschreitende Beunruhigung sehr genau heraus, ohne sie zum Ende hin aufzulösen. Hauptdarstellerin Emily Beecham sorgt mit ihrem präzisen, zurückgenommenen Spiel für die Glaubwürdigkeit ihrer Figur. Ein besonderes Augenmerk verdient die herausragende visuelle Qualität des Films. Das reicht von der äußerst sorgfältigen Bildgestaltung über die spezielle Farbgebung bis zum Kostümdesign. Zusammen schaffen sie eine kühle, artifizielle Welt, welche die Entfremdung der Protagonisten voneinander optisch schon von Beginn an vorwegnimmt.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Worauf beruht eigentlich die wahrgenommene Echtheit unserer Gefühle? Wodurch werden sie manipuliert? Und ist es nicht im Grunde genommen egal, woher unsere Glücksgefühle kommen, Hauptsache, sie sind da? Über solche Fragen lässt sich mit den Schüler*innen leidenschaftlich diskutieren. Little Joe ist eine Metapher für das bedingungslose Glücks- und Erfolgsstreben unserer Gesellschaft, in welcher der Zweck die Mittel heiligt. Auf einer anderen Ebene stellt der Film die Frage, wie wir mit den Risikoabwägungen und Unsicherheiten, die mit dem Einsatz neuer Technologien einhergehen, umgehen sollten. Auch eine Analyse der filmischen Mittel bietet sich an: Welchen Effekt ruft die eigenwillige Farbauswahl hervor oder wie werden die Figuren durch ihre Kleidung und die Einrichtung ihrer Wohnung charakterisiert?
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Little_Joe.pdfJessica Hausner
Jessica Hausner, Géraldine Bajard
Emily Beecham, Ben Whishaw, Kerry Fox, Kit Connor u. a.
106 Min
deutsche Fassung, englische Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
X-Verleih
(Auswahl) Internationale Filmfestspiele Cannes 2019: Preis für die Beste Hauptdarstellerin an Emily Beecham; Strasbourg European Fantastic Film Festival: spezielle Erwähnung der Jury für Jessica Hausner