A Thousand and One
Im Drama A THOUSAND AND ONE verbindet die Regisseurin A.V. Rockwell ein Jahrzehnt New Yorker Stadtgeschichte mit dem Porträt einer Patchwork-Familie, die sich über die Jahre zusammenrauft. Die episodisch aufgebaute Handlung vermittelt ein plastisches Gefühl für die Lebenswelt der Figuren. Zugleich spart Rockwell einige Informationen aus, was am Ende zu einer Wendung führt, die moralische Fragen aufwirft.
Drama
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Englisch, Deutsch, Sozialkunde, Ethik
Familie, Stadt, Individuum (und Gesellschaft), Ethik, Identität, Erwachsenwerden
18.05.2023
Inhalt
1994 in New York: Die 22-jährige Inez wurde gerade aus der Haft entlassen und ist in den Straßen Brooklyns unterwegs. Ihre Eltern sind bereits verstorben, der Kontakt zur übrigen Familie ist schwierig. Im Viertel sieht Inez immer wieder den 6-jährigen Terry, der von seinen Pflegeeltern oft alleingelassen wird. Die Annahme, dass Terry Inez' zurückgelassener Sohn ist, erhärtet sich, als Inez das Kind mit in ihr Heimatviertel Harlem nimmt. Dort will sie ein neues, besseres Leben mit dem Jungen beginnen. Inez findet einen Job als Friseurin, eine bezahlbare Wohnung und mit Lucky einen Partner, der nach ersten Schwierigkeiten ein Ersatzvater für Terry wird. Im Verlauf einer Dekade wächst die kleine Familie zusammen. Doch dann kommt das Geheimnis um Terrys Herkunft ans Licht...
Umsetzung
Nach einigen prämierten Kurzfilmen legt A.V. Rockwell mit A THOUSAND AND ONE ihr Langfilmdebüt vor. Darin macht die in New York geborene Filmemacherin auch den Big Apple selbst zu einer Hauptfigur. Mit viel Sinn für authentisch wirkende Straßenimpressionen porträtiert Rockwell das frühere Armenviertel Harlem im Wandel der Zeit. Erst springt die Handlung von den frühen 1990er-Jahren ins Jahr 2002, dann nochmal ins Jahr 2005. Der eigentliche Plot um Inez, Terry und Lucky entfaltet sich episodisch. Dass dabei einige Fragen zu den Hintergründen der Figuren offen bleiben, führt am Ende zu einem Twist. In erster Linie ist der Film ein Sozial- und Charakterdrama, in das Coming-of-Age-Motive einfließen. Zusammengehalten wird die Geschichte vom intensiven Auftritt der Hauptdarstellerin Teyana Taylor und der stilsicheren Umsetzung, bei der die Kameraarbeit von Eric Yue besonders heraussticht.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Für den Einstieg in eine Besprechung bietet sich eine Figurenanalyse an. Im Zentrum steht die unabhängige Inez, die laut Lucky „zu hart” ist. Inez startet nach ihrem Gefängnisaufenthalt ohne Wohnung und ohne Job. Dennoch gelingt es ihr im Laufe der Jahre, für sich und ihre Familie eine Existenz aufzubauen. Durch die gezielte Verteilung der Informationen legt A.V. Rockwell nahe, dass Terry Inez' Sohn ist – was ein spät aufgelöster Trugschluss ist. Lucky arrangiert sich mit der unverhofften Vaterrolle, während Terry bald vor den Trümmern seiner Identität steht. Anhand des Plots können Themen wie Familie und die Definition eines Zuhauses behandelt werden. Interessant ist auch die Einbindung der Metropole New York als weitere Protagonistin, deren Inszenierung von den Schüler*innen untersucht werden kann. Zum Auftakt der Handlung steht das World Trade Center noch, Mitte der Nullerjahre hat der Immobilienboom Harlem gentrifiziert. Ausschnitte aus Reden New Yorker Bürgermeister ordnen die Geschehnisse zeitlich ein. Darüber hinaus bilden Nebenfiguren wie der neue weiße Vermieter, Luftaufnahmen und ausgedehnte Kamerafahrten die Veränderung der Stadt ab.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_A_Thousand_and_One.pdfWeiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmA.V. Rockwell
A.V. Rockwell
Teyana Taylor, William Catlett, Josiah Cross, Aven Courtney, Aaron Kingsley Adetola, Terri Abney, Delissa Reynolds u. a.
116 Min
deutsche Fassung, englische Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Universal Pictures International Germany
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