Filmplakat Abteil Nr. 6

Abteil Nr. 6

Finnland, Deutschland, Estland, Russland 2021

Im „Abteil Nr. 6“ eines russischen Langstreckenzugs begegnen sich eine kulturinteressierte Finnin und ein ungehobelter Russe – und entdecken nach schlechtem Start eine unerwartete gemeinsame Basis. Der in Cannes mit dem Grand Prix ausgezeichnete finnische Oscar-Beitrag des Regisseurs Juho Kuosmanen inszeniert die lange Bahnreise mit viel zwischenmenschlichem Gespür als lebensnahen postsowjetischen Mikrokosmos der späten 1990er-Jahre.

Originaltitel

Hytti nro 6

Genre

Drama, Literaturadaption

Klassenstufe

ab 10. Klasse

Altersempfehlung

ab 15 Jahre

Unterrichtsfächer

Sozialkunde, Geschichte, Ethik, Russisch

Themen

Begegnung, Vorurteile, Freundschaft, Reisen, Sowjetunion/Russland, Gesellschaft

Kinostart

31.03.2022

Inhalt


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Russland Ende der 1990er-Jahre: Eigentlich wollte die finnische Archäologiestudentin Laura gemeinsam mit ihrer Geliebten verreisen, doch die Moskauer Professorin Irina sagt kurzfristig ab. Also bricht Laura allein zu der zweitägigen Fernbahnreise von Moskau über St. Petersburg nach Murmansk am nördlichen Polarkreis auf, wo sie prähistorische Petroglyphen besichtigen will. Ihr Abteil im Nachtzug teilt Laura mit dem Russen Ljoha. Der Bergarbeiter ist laut, trinkt zu viel Wodka und wird bei der ersten Begegnung übergriffig. Auf der rund 2.000 Kilometer langen Reise durch den winterlichen Nordwesten Russlands folgt auf das unglückliche Kennenlernen von Laura und Ljoha eine unerwartete emotionale Verbundenheit, die sie schließlich in einem Schneesturm besiegeln.

Umsetzung


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Der Finne Juho Kuosmanen und das Autoren-Duo Andris Feldmanis und Livia Ulman nutzen den Roman „Abteil Nr. 6“ von Rosa Liksom als Vorlage für eine freie Adaption, die an anderen Orten und ein Jahrzehnt später spielt. Durch die Verlegung der finnisch-russischen Annäherung in die 1990er-Jahre schwingt die Umbruchszeit nach dem Zerfall der Sowjetunion als historischer Hintergrund mit, was sich in einer gewissen Nostalgie rund um Telefonzellen oder Eurodance-Hits wie „Voyage, voyage“ niederschlägt. Die von Jani-Petteri Passi geführte Handkamera erkundet das beengte Innere der Murmanbahn sehr unmittelbar und lebensnah als postsowjetischen Mikrokosmos mit prägnanten Nebenfiguren und atmosphärischer Ausstattung. So gelingt ein episodisch aufgebautes „Railroadmovie“, das Klischees etabliert, um sie behutsam zu demontieren.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Ein Exkurs sollte den historischen Kontext des Stoffs klären, der die Zeitenwende nach dem Ende der Sowjetunion zeigt. Die Hauptfiguren gehören nicht nur zwei wechselhaft verquickten Nationen an, sondern entstammen auch unterschiedlichen sozialen Milieus. Das kann ein Gespräch über Klischees und Vorurteile anregen, die Kuosmanen über die Figur des derben Russen Ljoha erst etabliert und dann bricht. Abschätzig wirkt die Bemerkung eines Finnen über Ljoha: „Hier muss irgendwo eine Fabrik sein, wo sie solche Typen machen wie ihn.“ Tatsächlich erkennt Laura, dass sie mit Ljoha letztlich mehr verbindet als mit Irina. Eine Filmanalyse kann untersuchen, wie die Regie z. B. durch den Einsatz der Handkamera Authentizität herstellt. Diskussionswürdig ist der Eklat um den Kinostart: Wegen des russischen Darstellers Yuriy Borisov plante die CineStar-Gruppe einen Boykott, um sich mit der von Putin angegriffenen Ukraine zu solidarisieren; Protest aus der Kulturszene verhinderte das. Wie bewerten die Schüler*innen die Aktion?

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor: Christian Horn, 05.04.2022, letzte Aktualisierung: 05.04.2022

Regie

Juho Kuosmanen

Buch

Andris Feldmanis, Livia Ulman, Juho Kuosmanen, frei nach dem Roman „Abteil Nr. 6“ von Rosa Liksom

Darsteller*innen

Seidi Haarla, Yuriy Borisov, Dinara Drukarova, Julia Aug, Lidia Kostina, Tomi Alatalo, Viktor Chuprov, Denis Pyanov, Polina Aug u. a.

Länge

112 Min

Sprachfassung

deutsche Fassung, Originalfassung in russisch und finnisch mit deutschen Untertiteln

Format

digital, Farbe

FSK

ab 12 Jahre

Verleih

eksystent filmverleih

Festivals

2021: Filmfestspiele von Cannes: Grand Prix; Toronto International Film Festival; Zurich Film Festival

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