An Hour From The Middle of Nowhere
In ihrem Dokumentarfilm AN HOUR FROM THE MIDDLE OF NOWHERE werfen Ole Elfenkaemper und Kathrin Seward einen teilnehmenden Blick auf die Abschiebepraxis in den USA. Im Mittelpunkt stehen der engagierte Migrationsanwalt Marty Rosenbluth sowie die Ehefrau eines seiner Mandanten. Anhand persönlicher Perspektiven erzählt der Film von einzelnen Schicksalen, die symptomatisch für eine größere gesellschaftliche Problematik stehen.
Dokumentarfilm
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Politik, Englisch, Sozialkunde, Erdkunde, Ethik, Recht
Migration, Migrationsgesellschaft, Geflüchtete, Justiz, Recht, Gerechtigkeit, USA
12.06.2025
Inhalt
Im Stewart Detention Center im US-Bundesstaat Georgia warten bis zu 2.000 Menschen in Abschiebehaft auf ihre Verfahren. Um den Insassen, die mehrheitlich keinen juristischen Beistand haben, faire Verfahren zu ermöglichen, hat sich der private Asylanwalt und Bürgerrechtler Marty Rosenbluth 2017 in der Siedlung Lumpkin unweit der im Hinterland gelegenen Haftanstalt niedergelassen. Mit seiner Assistentin Alondra Torres übernimmt er Fälle, bei denen ein Bleiberecht wahrscheinlich ist, beantragt neue Befragungen, wenn formale Fehler vorliegen, und dient seinen Mandanten in Videotelefonaten als menschliche Stütze. Der Haupterzählstrang des Dokumentarfilms begleitet Rosenbluth bei seiner Arbeit, zu einem Radiointerview oder auch privat im Alltag. Parallel dazu lernen wir die Mexikanerin Maria kennen, deren Ehemann in Abschiebehaft sitzt und die mit Blick auf die Zukunftschancen ihrer vier Kinder auf ein Bleiberecht hofft.
Umsetzung
Ole Elfenkaemper und Kathrin Seward legen den Film teils als Porträt des charismatischen Protagonisten Marty Rosenbluth an, teils anhand konkreter Fälle als Schilderung des Ist-Zustands von Abschiebeverfahren in den USA während der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden. Die Bestandsaufnahme funktioniert als Beobachtung, bei der wir den Mitwirkenden über die Schultern schauen. Ihren kritischen Blick auf die gängige Praxis entfalten Elfenkaemper und Seward unaufgeregt und ohne aufgesetzte Dramatisierungen. Eher subtil verdeutlichen die regelmäßig eingefügten Impressionen der stillen Landschaft, die die karg-graue Haftsituation kontrastieren, den humanistischen Standpunkt der Filmschaffenden, der sich insbesondere in den Einschätzungen von Rosenbluth manifestiert. Durch den Verzicht auf einen erklärenden Off-Kommentar oder sonstige Einordnungen entwirft der Film kein größeres Bild, berichtet dafür aber umso mehr über zivilgesellschaftliches Engagement und die verzweifelte Lage der Inhaftierten.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Titel greift eine Aussage von Marty Rosenbluth auf, der im Film sagt, Abschiebegefängnisse stünden absichtlich in entlegenen Gegenden, um den Insass*innen die Inanspruchnahme eines Rechtsbeistands oder Familienbesuche zu erschweren. Diese These kann besprochen werden, wobei Hintergrundinformationen recherchiert und Begriffe wie „Abschiebeindustrie“ thematisiert werden sollten. Gedreht wurde der Film während der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden. Diskutiert werden kann, inwiefern sich die Situation von Migrationshäftlingen zum Auftakt der zweiten Amtsperiode von Donald Trump verschlechtert hat und wie der Einsatz von Rosenbluth für mehr Gerechtigkeit sorgt – auch wenn er nicht allen helfen kann. Eine Übertragung der Erkenntnisse auf die hiesige Migrationsdebatte bietet sich an. Darüber hinaus lohnt ein analytischer Blick auf die Inszenierung des Films, eine dokumentarische Beobachtung. Welche Einblicke eröffnet die begleitende Herangehensweise, welche Fragen bleiben durch die Art der Inszenierung offen?
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Ole Elfenkämper, Kathrin Seward
Ole Elfenkämper, Kathrin Seward
Mitwirkende Marty Rosenbluth, Alondra Torres u. a.
83 Min
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Barnsteiner Film
Filmfest Schleswig-Holstein 2024 u. a.
