Filmplakat Anselm - Im Rausch der Zeit

Anselm - Das Rauschen der Zeit

Deutschland 2023

Deutschland, ein Trümmerbild – für Wim Wenders ist Anselm Kiefer nicht nur der wichtigste deutsche Künstler, sondern auch Zeitgenosse. Der Filmemacher dokumentiert Kiefers lebenslange Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, ein schmerzhafter Prozess zwischen Provokation und Trauer, Philosophie und Mythos. Während wir den Bildhauer bei der Arbeit sehen, macht eine komplexe Montage von Archiv- und Spielszenen das riesenhafte Werk auch für Laien verständlich.

Genre

Dokumentarfilm mit Spielfilmelementen

Klassenstufe

ab 11. Klasse

Altersempfehlung

ab 16 Jahre

Unterrichtsfächer

Kunst, Deutsch, Geschichte, Philosophie

Themen

Kunst, Künstler*innen, (deutsche) Geschichte, Nationalsozialismus, Philosophie, Mythologie, künstlerischer Schaffensprozess

Kinostart

12.10.2023

Inhalt


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Mit großformatigen Bildskulpturen aus grobem Material wurde der Bildhauer Anselm Kiefer zu einem der wichtigsten deutschen Nachkriegskünstler. Seine Bilder gleichen Trümmerlandschaften wie jenen, die der 1945 geborene Künstler als Kind erlebte. In seinem riesigen Atelier im südfranzösischen Barjac verarbeitet er noch heute seine bevorzugten Materialien wie Asche, Sand, Stroh und vor allem Blei, im Garten stehen einige seiner irritierend kopflosen Frauenfiguren. Schon als junger Künstler hatte er sich in wechselnde Ateliers im Odenwald zurückgezogen, um fernab des Kunstbetriebs seiner Vision zu folgen. Erste Aufmerksamkeit errang er 1969 mit Fotografien, auf denen er an verschiedenen Orten Europas provokativ den Hitlergruß ausführte, um in scheinbarer Identifikation mit den Tätern gegen das Vergessen anzugehen. In Deutschland lange als Reaktionär gescholten, fand Kiefer erst über gefeierte Ausstellungen in den USA nach 1987 zu internationaler Anerkennung. In jüngerer Zeit beschäftigt er sich auch mit jüdischer und altorientalischer Mystik.

Umsetzung


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Schon der intime Titel ANSELM verrät: Wim Wenders, selbst einer der bekanntesten deutschen Filmemacher, betrachtet Anselm Kiefer als Freund und Zeitgenossen. Dennoch lässt seine Hommage an Leben und Werk, auf einen eigenen Kommentar verzichtend, vor allem die Bilder sprechen. In seinem fabrikartigen Atelier, wo er mit Baggern, Hebebühnen und mehreren Assistenten arbeitet, sieht man den Bildhauer malen, Blei gießen und auch einmal – aufgrund der großen Entfernungen – von Bild zu Bild radeln. Wie schon in seinem Tanzportrait PINA (Deutschland 2011) verwendet der Regisseur 3D, um die physische Plastizität der Arbeiten hervortreten zu lassen. Aber auch in 2D ist der Film visuell eindrucksvoll. Während sich Kiefers Selbsterklärungen auf wenige Worte beschränken, visualisiert Wenders dessen Werdegang durch Archivbilder und sogar einige Spielszenen, in denen Schauspieler Kiefer als kleinen Jungen sowie als jungen Künstler am Anfang seiner Karriere verkörpern. So sieht man den jungen Kiefer im Odenwald erste Bildrollen auf einen orangenen Käfer packen, um sie in Düsseldorf seinem frühen Mentor Joseph Beuys zu präsentieren.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Der biografische Rahmen erscheint als adäquater Zugang zu einem Künstler, der sich zeitlebens mit Vergangenheit und Gegenwart seines Landes beschäftigte. Im Unterricht lässt sich nachvollziehen, wie das Aufwachsen in Deutschlands Ruinen Kiefers Werk inspirierte. Sein umstrittener Umgang mit Nazisymbolik und germanischen Mythen kann im Kontext betrachtet, diskutiert und auch kritisiert werden. Wie könnte der Künstler seine Aktionen gemeint haben, wie wirken sie heute? Werden durch die Inszenierung der martialischen Arbeitsprozesse gleichzeitig Deutungen der Kunstwerke angeboten? Und wie inszeniert Wenders Proportionen? Einen literarischen Zugang bieten Kiefers ebenfalls lebenslange Auseinandersetzungen mit Autor*innen wie Ingeborg Bachmann und dem jüdischen Dichter Paul Celan, dessen Shoa-Gedicht „Todesfuge“ in Bild und Ton eingespielt wird. Nicht zuletzt kann die Auseinandersetzung mit dem sperrigen Künstler als Anregung dienen, jenseits ästhetischer Vorgaben eigene künstlerische Vorstellungen umzusetzen.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Philipp Bühler, 04.10.2023, letzte Aktualisierung: 06.06.2024

Regie

Wim Wenders

Buch

Wim Wenders

Darsteller*innen

Daniel Kiefer, Anton Wenders, Mitwirkender: Anselm Kiefer

Länge

93 Min

Sprachfassung

deutsche Originalfassung

Format

digital, 3D und 2D, Farbe

FSK

ab 6 Jahre

Verleih

DCM Filmdistribution

Festivals

Internationale Filmfestspiele Cannes 2023; Dok Leipzig 2023

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