Deportation Class
Die Abschiebungen finden nachts statt, damit niemand entkommt. Elidor und Angjela werden wie viele andere zurück in ihr „sicheres Herkunftsland“ und damit in eine ungewisse Zukunft geschickt. Ihr Traum von einem Leben in Deutschland, dem Abitur und einer Ausbildung ist geplatzt. Der aufwühlende Dokumentarfilm begleitet ein nächtliches Einsatzkommando bei seiner emotionslosen Arbeit und sucht die Abgeschobenen danach in ihrer Realität in Albanien auf.
Dokumentarfilm
9. bis 13. Klasse
14 bis 18 Jahre
Politische Bildung, Ethik, Gesellschaftswissenschaften
Abschiebung, Zuwanderung, Flüchtlinge, Integration, Gesetz, Heimat, Menschenrechte, Bürokratie
01.06.2017
Inhalt
Mitten in der Nacht wird an die Tür gehämmert und ein Polizeitrupp dringt in Gezims Wohnung ein. Seine Familie wird abgeschoben. Fassungslos betrachtet er die Polizisten. Innerhalb von Sekunden zerbricht das Lebenskonzept der ganzen Familie. Doch es bleibt keine Zeit zu verlieren, heute muss das „Zuführkommando“ noch 200 Personen am Flughafen anliefern. Emotionslos und effizient arbeiten die Beamten, peinlich genau werden die Akten geordnet. Das Rückführungsmanagement ist zufrieden, alles ist unter Kontrolle. Auch Elidor und seine Familie sitzen im Charterflug nach Albanien. Die Angst steht ihnen ins Gesicht geschrieben, waren sie doch vor einer Blutrache nach Deutschland geflohen. Was erwartet sie nun in ihrem Heimatland? Zunächst kommen sie bei einer Tante unter, doch dann müssen sie wieder ins Ungewisse aufbrechen: ohne Wohnung, ohne Geld, ohne Perspektive.
Umsetzung
Der Film gewährt einen sachlichen, reportageartigen Einblick in die umstrittene Praxis der nächtlichen Abschiebungen. Dabei steht die nüchterne Pflichterfüllung der Polizeibeamten in krassem Gegensatz zum Schock der Immigranten. Bewusst wird auf einen Kommentar der Filmemacher verzichtet, doch durch die Aussagen und Handlungen der Beteiligten drängt sich von ganz allein die Frage auf, ob das, was hier im Namen des Rechtsstaates geschieht, richtig ist. Die Kamera begleitet die Abgeschobenen bis nach Albanien und findet eindrückliche Bilder für ihre Lebensrealität vor Ort: ein rastloses Wandern auf der Suche nach Zukunft. Als Stilmittel sticht der Einsatz von schwarz-weißen Großaufnahmen der Gesichter hervor, die zwar etwas pathetisch wirken, dem Film aber Ruhepunkte verleihen und die Personen hinter den Aktennotizen hervorheben.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
„Deportation Class“ eröffnet einen Einstieg in die aktuelle Debatte um die Rückführung von Asylbewerber in sogenannte sichere Herkunftsländer. Durch die Beleuchtung der Einzelschicksale ist es möglich, einen Eindruck davon zu gewinnen, was es für eine Familie bedeutet abgeschoben zu werden. Der Film kann es betroffenen Schülern/innen erleichtern, Ängste zu verbalisieren und ermöglicht es Mitschüler/innen diese Gefühle nachvollziehen zu können. Die dichte Begleitung der Beamten bei der akribischen Durchführung der „aufenthaltsbeendenden Maßnahme“ und das wiederholte Berufen auf geltendes Recht auf der anderen Seite, geben einen Einblick in den bürokratischen Apparat des Staates, der hinter diesen Abschiebungen steht. Was ist Recht und was ist im Einzelfall richtig? Die Anwesenheit des Ministers bei den Abschiebungen wirft darüber hinaus die Frage auf, wie viel Wahlkampf in solchen Aktionen steckt.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
Schulheft_Deportation_Class.pdfHauke Wendler, Carsten Rau
Hauke Wendler, Carsten Rau
Shiqirije, Elton, Elidor, Angjela, Gezim, Sonila, Sahmet, Omar, Medina. Zum Schutz der Geflüchteten, die an diesem Film mitgewirkt haben, wird auf die Nennung der Nachnamen verzichtet.
85 Min
Original mit dt. UT
digital
ab 12 Jahre
Prädikat "besonders wertvoll"
Pier 53
DOK.fest München, Kasseler Dokfest, Dokfilmwoche Hamburg, DOKUMENTARFILMPREIS des Filmfestes Schleswig-Holstein 2017
