Die brillante Mademoiselle Neïla
Neïla aus den Pariser Banlieues will Rechtsanwältin werden und beginnt als Einzige aus ihrem Umfeld ein Studium. Ein altbacken-rassistischer Professor für Rhetorik bereitet ihr gleich am ersten Vorlesungstag einen unangenehmen Empfang, was zu einer eigenwilligen Zusammenarbeit für einen Rhetorikwettbewerb führt... Das humorvolle Gesellschaftsdrama überzeugt mit hervorragendem Schauspiel und wahrer Sprachliebe.
Le Brio
Drama, Komödie
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Latein, Französisch, Deutsch, Philosophie, Sozialkunde, Ethik, Berufsorientierung
Kommunikation, Rhetorik, Manipulation, Begegnung, Diskriminierung, Autoritäten, Generationenkonflikt, Identität, Individuum (und Gesellschaft), Emanzipation
14.06.2018
Inhalt
Gleich an ihrem ersten Studientag kreuzt Neïla Salah aus dem trostlosen Pariser Vorort Creteil zu spät in einer Juravorlesung an der Pariser Universität Assas auf. Der dozierende Professor Pierre Mazard, ein jähzorniger und wie aus der Zeit gefallener Zyniker, greift die arabisch-stämmige Erstsemesterin daher vor allen Kommiliton*innen scharf an und lässt rassistische Bemerkungen fallen, etwa über Neïlas arabischen Namen oder die fehlende Arbeitsmoral von Migrant*innen. Die schlagfertige Neïla kontert den rauen Ton und steht die Attacke wacker durch. Doch Mazards abermaliger Fehltritt droht an der Universität einen Eklat auszulösen, was wiederum einen Disziplinarausschuss auf den Plan ruft. Um die Lage zu beruhigen, soll der mobbende Professor seinen guten Willen zeigen und Neïla als Mentor auf einen renommierten Rhetorikwettbewerb vorbereiten.
Umsetzung
Die französische Gesellschaftskomödie von Regisseur Yvan Attal lebt vom sympathischen Zusammenspiel der impulsiv auftretenden Newcomerin Camélia Jordana und dem Routinier Daniel Auteuil sowie den punktgenau geschriebenen Dialogen und Rededuellen, die hier freilich eine ganz besondere Rolle spielen. Trotz der aufgeworfenen gesellschaftlichen Problemfelder – Rassismus, Armut, Frauenfeindlichkeit – fällt der Film humorvoll aus, und zwar ohne die Konflikte der Figuren auszuhebeln oder gar vorzuführen. Einerseits ist „Die brillante Mademoiselle Neïla“ ein simpel aufgebauter Porträtfilm mit Hang zur Überdeutlichkeit, andererseits überzeugt er schauspielerisch und als eingängiger Kinobeitrag, der ganz unverstellt für Sprache und Poesie schwärmt – und die Begeisterung auf das Publikum zu übertragen vermag.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Das Sprachfaszination des Films – bei der Arthur Schopenhauers „Die Kunst, Recht zu behalten“ (1830) eine Schlüsselrolle spielt – kann eine Unterrichtseinheit zum Thema Rhetorik bereichern. Schopenhauers 38 Kunstgriffe können vor der Filmsichtung gelesen werden, bevor die filmische Umsetzung des Stoffs zur Debatte steht. Hier bieten sich Dialoganalysen an, z. B. das eröffnende Wortgefecht zwischen Neïla und Mazard, oder die Abschlussszene, in der Neïla einen begriffsstutzigen Kerl allein mit Worten weichkocht. In einem weiteren Schritt können die Erkenntnisse auf die aktuelle gesellschaftliche Situation übertragen werden (Fake News; Verschiebung des gesellschaftlich Akzeptierten im politischen Diskurs) oder in einem spielerischen Versuch erprobt werden, etwa bei einer aus dem Film entlehnten Pro-Contra-Diskussion zum Thema „Kleider machen Leute“. In punkto Figurenzeichnung liefern Neïlas Beziehungen zu Familie und Freunden und vor allem zu ihrem Mentor/Konterpart Mazard viel Redestoff. Wie erlebt es Neïla, als studierendes Banlieue-Kind zwischen den Sphären zu stehen? Wie verändert sich ihre Beziehung zu ihrem Freund Mounir? Wie reagiert sie auf Mazards Rassismus?
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Webseite zum Film mit UnterrichtsmaterialYvan Attal
Victor Saint Macary, Yaël Langmann, Yvan Attal, Noé Debré
Camélia Jordana, Daniel Auteuil, Yasin Houicha, Nozha Khouadra, Nicolas Vaude, Jean-Baptiste Lafarge, Virgil Leclaire, Zohra Benali, Damien Zanoli u. a.
95 Min
deutsche Fassung, französische Originalfassung mit Untertiteln
digital, Farbe
ohne Altersbeschränkung
Square One/Universum Film
