Erdmännchen und Mondrakete
Die 13-jährige Gideonette ist geradezu besessen von dem Gedanken, dass ein Fluch über ihrer Familie lastet. Nun trägt auch sie ausgerechnet den Namen ihrer Vorfahren, die besonders davon gefährdet sind. Als auch ihr Vater eines Tages plötzlich stirbt, zieht sie sich ängstlich zurück. Doch dann lernt sie den ein paar Jahre jüngeren Bhubesi kennen, der davon träumt, mit seiner Rakete aus Holz und Stahl ins All zu fliegen und der keine Angst zu kennen scheint.
Drama, Kinderfilm
ab 7. Klasse
ab 12 Jahre
Deutsch, Ethik/Religion, Kunst
Angst/Ängste, Freundschaft, Tod/Sterben, Familie, Trauer/Trauerarbeit
15.07.2021
Inhalt
"Seit ich denken kann, ist mein Leben eine einzige Gruselgeschichte", sagt die 13-jährige Gideonette. Sie ist überzeugt davon, dass auf ihr der Familienfluch lastet, der angeblich schon vielen Verwandten mit dem Namen Gideon das Leben gekostet hat. Ihr Vater, der sie seine "starke Maus" nennt, hält dies jedoch für Aberglauben. Als er plötzlich stirbt, ist ihre Mutter wie gelähmt vor Trauer. Gideonette soll deshalb für einige Zeit bei ihren Großeltern auf einer Farm leben. Das Mädchen ist alles andere als erfreut, hat sie diese doch schon lange nicht mehr gesehen. Dort angekommen, traut sie sich zunächst kaum aus ihrem Zimmer. Doch dann lernt sie den etwas jüngeren Bhubesi kennen, der sich auf einen langen Flug in einem selbst gebastelten Raumschiff vorbereitet. Sie freundet sich an mit dem Jungen, der nicht sprechen kann, erkundet mit ihm die neue Umgebung und wird gelassener. Als sie auf Aufzeichnungen ihres Vaters stößt, in denen dieser kurz vor seinem Tod seine Ängste festgehalten hat, wird Gideonette wieder an den Fluch erinnert. Es kommt zum Bruch mit Bhubesi, dessen Spiele sie plötzlich für sinnlos hält. Sie ahnt nicht, das Bhubesi dem Tod näher ist als sie.
Umsetzung
Ruhig und langsam hat Hanneke Schutte ihren Film inszeniert, der auf einem Roman der Kinder- und Jugendbuchautorin Riana Scheepers beruht. Die getragene Stimmung prägt den Film von Anfang an: Matt und erdig sind die Farben, viele Szenen spielen in dunklen und beengten Innenräumen, die nur durch das helle Licht von außen erleuchtet werden. Hinzu kommt die zumeist reduzierte, melancholische Klaviermusikuntermalung, die gleichwertig neben den natürlichen Umgebungsgeräuschen steht. Die filmische Gestaltung vermittelt die Gefühlslage der jungen Protagonistin, die durch einen Voice-Over-Kommentar immer wieder unmittelbare Einblicke in ihre Gedanken gibt. Trotzdem ist der Film, der mit märchenhaften Bezügen und magischem Realismus spielt, nicht hoffnungslos oder deprimierend, da die Melancholie immer wieder aufgebrochen wird, etwa wenn Bhubesi und Gideonette zusammen durch die Natur streifen. Der Film bringt so auch jüngeren Zuschauer/-innen nahe, dass Ängste und der Tod ein Teil des Lebens sind.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Erdmännchen und Mondrakete lädt dazu ein, sich in Fächern wie Ethik oder Religion mit Ängsten sowie dem Tod zu beschäftigen. Dabei kann etwa betrachtet werden, wie sich Gideonette in Folge des Aberglaubens immer mehr zurückzieht und einschränkt – und wie sie durch Bhubesi wieder mehr Lebensmut gewinnt. Ein Vergleich von Gideonette und Bhubesi kann sichtbar machen, wie unterschiedlich die beiden mit ihren Sorgen umgehen und welche Konsequenzen dies jeweils für die Kinder hat. Interessant ist aber auch, wie Gideonettes Ängste in Form eines zotteligen Untiers visualisiert werden, dem sie sich schließlich zu stellen wagt. Da die berührende Wirkung des Films eng mit dem Einsatz filmischer Mittel verbunden ist, lohnt sich in den Fächern Deutsch oder Kunst auch eine intensivere Betrachtung der Filmgestaltung. So kann etwa in Kleingruppen der Blick auf das Spiel mit Licht und Farben, auf den Einsatz von Musik und Ton oder die Inszenierung der Schauplätze gelenkt werden.
Hinweise
Dieser Text ist eine Übernahme von kinofenster.de
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Hanneke Schutte
Hanneke Schutte, nach dem Roman "Blinde Sambok" von Riana Scheepers
Anchen du Plessis, Rika Sennett, Pierre van Pletzen, Themba Ntuli, Hanlé Barnard, Drikus Volschenk u. a.
96 Min.
deutsche Fassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Sächsischer Kinder- und Jugendfilmdienst e.V.
Schlingel Internationales Filmfestival 2018: Hauptpreis der SLM, Preis der FIPRESCI-Jury, Preis der Ökumenischen Jury, South African Film and Television Awards 2019: Best Achievement in Cinematography - Feature Film, u.a.
