
Ernest Cole: Lost and Found
Mit dem Fotoband „House of Bondage“ über die erschütternde Ungleichbehandlung im Apartheidregime erlangte der südafrikanische Fotograf Ernest Cole 1967 einige Bekanntheit. Den posthumen Fund 60.000 weiterer seiner Fotonegative nimmt der renommierte Filmemacher Raoul Peck zum Anlass für ein eindringliches dokumentarisches Porträt, das sich auf Coles Fotografien und seine Gedankenwelt stützt.
Dokumentarfilm, Biografie
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Geschichte, Kunst, Politik, Sozialkunde, Ethik
Apartheid, Fotografie, Geschichte, Gesellschaft, Macht/Machtgefüge, Rassismus, Afrika, USA, Künstler*innenbiografie, Künstler*innen
17.04.2025
Inhalt

1940 im südafrikanischen Pretoria geboren, sah sich Ernest Cole seit seiner Kindheit der strikten Rassentrennung im Apartheidregime ausgesetzt. Sein Mittel der Rebellion dagegen war die Fotokamera: Mitunter heimlich fotografierte Cole die alltägliche Ungleichbehandlung auf den Straßen Südafrikas und versammelte seine entlarvenden Eindrücke im 1967 erschienenen Fotoband „House of Bondage“. Weil das Buch in Südafrika verboten wurde, lebte Cole fortan im Exil – und erkannte in den USA den Rassismus der vermeintlich freien Welt. Ab den 1980er-Jahren verlor Cole an Boden, 1990 starb er verarmt und vergessen in New York. Ein Anlass für das nun vorliegende Porträt ist der Fund von 60.000 verloren geglaubten Fotonegativen Coles, die 2017 in einem Banktresor in Schweden auftauchten. Unter welchen Umständen der Nachlass dort zur Aufbewahrung gelandet ist, bleibt eine offene Frage.
Umsetzung

Die unverhofft aufgetauchten Fotografien von Ernest Cole bilden die starke visuelle Basis des Porträts. Der Dokumentartist Raoul Peck präsentiert die mehrheitlich schwarz-weißen Fotos nicht bloß, sondern arbeitet kreativ mit dem Material, das er systematisch gruppiert, in den historischen Kontext setzt, teils mit Hintergrundgeräuschen oder zeitgenössischer Musik unterlegt. Verwoben sind die bildlichen Eindrücke mit einem essayistischen Voice Over, das Peck anhand von Coles Aufzeichnungen und Gesprächen mit ihm nahestehenden Personen aus der Ich-Perspektive seines Protagonisten formuliert hat. Der Text unterfüttert die Bilder mit zahlreichen Rassismuserfahrungen Coles, wobei die resigniert bis traurig klingende Stimme des Sprechers LaKeith Stanfield ein Teil der Aussage ist. So vermittelt Peck sehr eindrücklich die Sicht von Ernest Cole auf das Unrecht, das ihn selbst betraf und das er als Chronist dokumentierte.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der Zusammenklang von Coles Fotografien, den Schilderungen aus dem Voice-Over und ergänzenden Fakten bietet plastische Einblicke in die Alltagsrealität der Apartheid, die in einem ersten Schritt eingeordnet werden kann. Eine im Film gezeigte Collage aus Hinweis- und Verbotsschildern, Aussagen von Zeitzeug*innen im Rahmen der juristischen Aufarbeitung oder die Informationen zum „Reference Book“, das Schwarze für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben mit sich führen mussten und das ihnen jederzeit entzogen werden konnte, liefern hierfür anschaulichen Diskussionsstoff. Auf der filmischen Ebene bieten sich Bildanalysen einiger der gezeigten Fotos an, was der Film an einer Stelle exemplarisch vorführt. Wie drücken sich die Machtverhältnisse in Coles Bildern aus, welche Botschaft wollte er mit seiner Kunst vermitteln, inwiefern ist bereits die reine fotografische Dokumentation ein Akt des Widerstands? Spekulationen regen die rätselhaften Umstände an, unter denen die Fotos in eine schwedische Bank gelangten. Wie könnte es dazu gekommen sein?
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Ernest_Cole.pdfRaoul Peck
Raoul Peck
Sprecher: LaKeith Stanfield
111 Min
englisch-französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe und Schwarz-Weiß
ab 12 Jahre
Salzgeber
Internationale Filmfestspiele Cannes 2024: Bester Dokumentarfilm