Filmplakat Exil

Exil

Deutschland, Belgien, Kosovo 2020

In or out? Drinnen oder draußen? Fragen zur Zugehörigkeit begleiten uns unser ganzes Leben lang. So geht es auch dem in Deutschland lebenden Kosovo-Albaner Xhafer. Was als leichte Verunsicherung beginnt, steigert sich im Laufe des Films zur ausgewachsenen Paranoia. Regisseur Visar Morina gestaltet ein packendes, filmisches Vexierspiel um die Themen Integration und Ausgrenzung.

Genre

Drama

Klassenstufe

ab 11. Klasse

Altersempfehlung

ab 16 Jahre

Unterrichtsfächer

Deutsch, Sozialkunde, Ethik, Philosophie, Medienkunde

Themen

Ausgrenzung, Migrationsgesellschaft, Diskriminierung, Entfremdung, Identität, Integration, Mobbing, Rassismus

Kinostart

20.08.2020

Inhalt


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Der aus dem Kosovo stammende Pharmaingenieur Xhafer führt in irgendeiner deutschen Stadt mit seiner Frau und drei Kindern ein biederes Mittelstandsleben. Trotz seiner nach außen perfekt scheinenden Integration leidet der stille Mann an einer schleichenden Isolation von seiner Umgebung. In seiner Firma hat er keinen persönlichen Anschluss an die Kollegen, Freunde spielen in seinem Leben keine Rolle, auch die Ehe wirkt unterkühlt. Dann beginnen sich beunruhigende Vorfälle zu häufen: Er bekommt wichtige berufliche Emails nicht, findet eine tote Ratte in seinem Briefkasten, irgendwann brennt gar der Kinderwagen vorm Haus. Wird Xhafer gemobbt, weil ihn seine Mitmenschen vor allem als Ausländer wahrnehmen? Oder liegt es an seiner kontrollierten, unzugänglichen Art, dass er im Grunde ein Fremder geblieben ist? Vielleicht ist er einfach nur ein Arschloch, wie ihm seine Frau Nora während eines Streits unvermittelt an den Kopf wirft?

Umsetzung


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Auf all diese Fragen gibt "Exil" keine klaren Antworten. In der Vermeidung von Eindeutigkeiten liegt gerade seine Stärke. Der Film ist eine packende Versuchsanordnung über Ausgrenzung und Zugehörigkeit jenseits des oftmals formelhaft anmutenden öffentlichen Diskurses über Integration und Rassismus. Regisseur Visar Morina, der selbst aus dem Kosovo stammt und als Jugendlicher nach Deutschland kam, legt langsam Schicht für Schicht frei, ohne dass es am Ende eine letzte Gewissheit gäbe. Auf der formalen Ebene wird die wachsende Paranoia der Hauptfigur durch einen höchst artifiziellen Look, die minimalistische Inszenierung und das ausgefeilte Sounddesign des Films unterstrichen. In der Firma dominieren labyrinthartige Gänge in giftigem Gelb und sterile Büros, Xhafers Zuhause ist eine kalte Wohlstandshölle aus Glas und Kunststoff. Den Bildern sind alle kräftigen Farben entzogen, es gibt kaum natürliches Licht. Diese beklemmende Atmosphäre wird durch punktgenau eingesetzte Geräusche extrem verstärkt. Da wirkt selbst ein Klatschen bedrohlich.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Die Frage nach Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen – Familie, Clique, Beruf, Hobby, Nationalität, sexuelle Orientierung, um nur einige zu nennen – sind zentraler Bestandteil der Identität eines jeden Menschen. Gerade für Jugendliche stellt sie sich oft in brennender Intensität. An der komplexen Figur Xhafers wird deutlich, dass sich solche vermeintlichen Gewissheiten oft als trügerisch entpuppen. Der vielschichtige und herausfordernde Film lädt zu einer intensiven Auseinandersetzung um die Themenkomplexe Identität und Integration ein. Gleichzeitig bieten sich die exzellent eingesetzten filmischen Mittel für eine Analyse an: Wodurch genau wird die Beunruhigung erzeugt? Welche Rolle spielen Farben und Geräusche, um eine Atmosphäre der Beklemmung zu erzeugen? Und wie wird die Hauptfigur durch die Nebenfiguren näher charakterisiert?

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Downloads

FilmTipp_Exil.pdf

Autor*in: Dörthe Gromes, 27.07.2020, letzte Aktualisierung: 04.08.2020

Regie

Visar Morina

Buch

Visar Morina

Darsteller*innen

Mišel Matičević, Sandra Hüller, Rainer Bock, Thomas Mraz, Flonja Kodheli u. a.

Länge

121 Min

Sprachfassung

deutsche Originalfassung, mit deutsch untertitelten albanischen Passagen

Format

digital, Farbe

FSK

ab 12 Jahre

Verleih

Alamode Film

Festivals

Sundance Film Festival (2020); Berlinale, Sektion Panorama (2020), Sarajevo Film Festival (2020), Deutscher Drehbuchpreis (2018)

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