Fabian oder der Gang vor die Hunde
Das Scheitern eines Menschen und der Niedergang einer Gesellschaft – davon erzählt FABIAN ODER DER GANG VOR DIE HUNDE. Die filmische Adaption von Erich Kästners Berlinroman entwirft ein vielschichtiges Zeitbild am Vorabend der NS-Diktatur.
Literaturverfilmung, Drama
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Deutsch, Geschichte, Philosophie, Ethik, Politik, Sozialkunde, Psychologie
Literaturadaption, Großstadt, Berlin, Weimarer Republik, Demokratie, NS-Ideologie, soziale Ungleichheit, Ausbeutung, Liebe, Freundschaft, Identität
05.08.2021
Inhalt
Berlin, 1931: Jakob Fabian wäre gern Schriftsteller, schlägt sich aber als Werbetexter durch. Nach Feierabend tingelt er durch Cafés, Varietés und Bordelle. Er ist eigentlich kein Lebemann, eher ein Beobachter des Sittenverfalls, manchmal bekümmert, immer neugierig, mit einem Herz für die Verlierer*innen der Großstadtwelt. Als er sich in die Referendarin Cornelia Battenberg verliebt, wird das Leben plötzlich lebenswert. Aber das Glück vergeht wie ein Funke: Fabian verliert seinen Job und muss zusehen, wie seine Freundin sich für eine Leinwandkarriere an einen Filmproduzenten verkauft. Als sich sein bester Freund umbringt, schlittert Fabian endgültig in eine persönliche Krise, die zugleich ein Spiegel der gesellschaftlichen Krise ist. Er kehrt nach Dresden zurück, wo seine Eltern ein beschauliches Leben führen. Beim Versuch, ein Kind vor dem Ertrinken zu retten, kommt Fabian selbst ums Leben. Sein Tod ist die bittere Pointe am Ende eines unaufhaltsamen Niedergangs.
Umsetzung
Lakonisch, temporeich und voller Spitzen gegen eine überdrehte Großstadtgesellschaft – so erzählt Erich Kästner in seinem wichtigsten Roman die Geschichte von Jakob Fabian. Der Film übersetzt diesen neusachlichen, spöttisch-melancholischen Ton in eine Bildsprache, die mitten hinein führt ins Berlin um 1930: schnell und laut, getrieben von entfesselter Lust, erbärmlicher Armut und Gewaltausbrüchen. Eben noch eingetaucht in den Bilderrausch des Großstadtlebens, kommt der Film im nächsten Moment seinem Protagonisten sehr nah: Man hört seine inneren Stimmen, sieht aus großer Nähe zu, wie er mit seinem Kriegstrauma kämpft, an seinen persönlichen Enttäuschungen und den Verhältnissen leidet. Stärker als im Buch steht die unglückliche Liebe zu Cornelia im Zentrum. So mutet der Film weniger wie eine Gesellschaftssatire an, vielmehr wirkt er wie ein ausgewachsenes Drama am Vorabend einer politischen Dunkelzeit.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Woran scheiterte die Weimarer Republik? Der Film ergänzt das Schulbuchwissen über institutionelle Prozesse um einen subjektiven Blick: Er zeigt eine vom Ersten Weltkrieg traumatisierte Generation, das zerstörerische Wirken unhinterfragter Autorität und die fragile Existenz in einer ungefestigten Demokratie. Diese unruhige, haltlose Gesellschaft, die sich selbst nicht findet, fordert Jugendliche gerade heute dazu heraus, nach eigenen Positionen zu suchen. Neben der gesellschaftlichen Analyse lohnt sich ein Blick auf die Entwicklung des Protagonisten: Welche Demütigen erlebt er, woran scheitert seine Beziehung zu Cornelia, wie geht mit seinen Niederlagen um? Filmsprachlich sind verschiedene Varianten von Voice-Over-Stimmen im Zusammenspiel mit der Bildsprache von besonderem Interesse.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Dominik Graf
Constantin Lieb, Dominik Graf
Tom Schilling, Albrecht Schuch, Saskia Rosendahl, Michael Wittenborn, Petra Kalkutschke, Aljoscha Stadelmann, Meret Becker
186 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat "besonders wertvoll"
DCM Filmdistribution
Weltpremiere: 71. Berlinale 2021, Wettbewerb