
Fitzcarraldo
Iquitos, Peru. Der exzentrische Visionär Fitzcarraldo hat einen Traum: ein Opernhaus mitten im Urwald. Um seinen Traum in die Realität umzusetzen, braucht er Geld. Dafür will er ein neues Kautschukgebiet erschließen – und wenn er dafür ein ganzes Schiff über einen Berg ziehen muss! Ein Kamikaze-Unternehmen, wie sich herausstellt. Großes Kino über ein großes Thema: Obsession und Kunst – wie gemacht für die Ausnahme-Künstler Klaus Kinski und Werner Herzog.
Drama
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Kunst, Politik, Psychologie, Philosophie, Geschichte, Sozialkunde
Kunstproduktion, Filmproduktion, Kunst und Moral, Künstler*innen, künstlerisches Ego & künstlerischer Anspruch, „Genie & Wahnsinn“, Vision & Realisierung, Ausbeutung, Indigene, kulturelle Aneignung, Kolonialismus, Lateinamerika, Filmklassiker, Filmklassiker
01.09.2022
Inhalt

Iquitos, Peru, um die Jahrhundertwende. Der exzentrische Visionär Brian Sweeney Fitzgerald, genannt Fitzcarraldo, hat einen Traum: ein eigenes Opernhaus im Dschungel. Doch die Realisierung von Träumen kostet Geld. Sein tollkühner Plan: er will ein neues Kautschukgebiet erschließen. Der Weg dorthin führt durch das Gebiet von unberechenbaren Indigenen, vorbei an unpassierbaren Stromschnellen. Doch Fitzcarraldo wäre nicht Fitzcarraldo, wenn er nicht auch dafür eine geniale Lösung hätte: das ganze Transportschiff einfach über den Berg ziehen. Mit seiner zusammengezimmerten Mannschaft, bestehend aus armen Teufeln und Verlorenen, bricht er auf ins Ungewisse. Ein Kamikaze-Unternehmen. Aber für seine Obsession, die Oper, ist Fitzcarraldo bereit über Leichen zu gehen. Ein Plot, wie gemacht für die Ausnahme-Künstler Klaus Kinski und Werner Herzog. Ein Meisterwerk der deutschen Filmgeschichte von 1982, das jetzt wieder neu restauriert in die Kinos kommt.
Umsetzung

Herzog gab einmal zu Protokoll, dass es ihm im Film darum geht, Bilder zu erschaffen, die sich ins Gedächtnis einbrennen. Die epischen Tableaus, die er für „Fitzcarraldo“ schuf, geben davon ein eindringliches Zeugnis – ebenso die Produktionsgeschichte des Films: Seinen künstlerischen Anspruch zog er mit einer Obsession durch, die sein Film thematisiert. Herzog drehte nur an Originalschauplätzen und unter realen Umständen. Er ließ einen tonnenschweren Dampfer von Indigenen des Amazonasgebietes über einen Berg ziehen. Die Laiendarsteller waren dabei Protagonisten und Baubühne in Personalunion. Die spektakulären Bilder auf dem Schiff in den Stromschnellen wurden on location und unter großem Risiko gedreht. Die Stimmung der Bedrohung, die in der reizbaren Anspannung zwischen Kinski und Herzog lag, wusste er für seine Kunst nutzbar zu machen. Ein Drahtseilakt zwischen künstlerischer Technik und psychischer (Selbst-) Ausbeutung.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

In diesem Meisterwerk der deutschen Filmgeschichte gerät alles zur Parabel über die Produktion von Kunst: der Prozess des Filmemachens und das Thema „Künstler*innen und Obsession“. Das Duo Herzog/Kinski und die Figur „Fitzcarraldo“ stehen dabei für einen Künstlertypus, dessen Radikalität und Kompromisslosigkeit das Bild des Künstlers seit der Romantik prägen. Aber steht Kunst außerhalb moralischer oder ethischer Bezugsgrößen? Diese Frage wird auch bei der (kulturellen) Ausbeutung konkret, die dem Film immanent ist–- inhaltlich und produktionstechnisch. Der zeitliche Vergleich, damals zu heute, bietet darüber hinaus viel Stoff für den Einstieg in aktuelle Debatten. Die gut dokumentierte Regiearbeit Herzogs oder die Schauspielkunst Kinskis sind hochspannende Beispiele, um Techniken wie method acting, der mise-en-scène oder die Umstände eines Drehs an Originalschauplätzen im Unterschied zu einem Studio-Dreh im Unterricht zu behandeln.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Fitzcarraldo.pdfWerner Herzog
Werner Herzog
Klaus Kinski, Claudia Cardinale, José Lewgoy, Miguel Ángel Fuentes, Paul Hittscher, Huerequeque Enrique Bohorquez u. a.
158 Min
deutsche Originalfassung
35mm, digitalisiert, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat "besonders wertvoll"
StudioCanal
Auswahl: Deutscher Filmpreis 1982: Filmband in Silber in der Kategorie Weitere programmfüllende Spielfilme; Internationale Filmfestspiele von Cannes 1982: Preis in der Kategorie Bester Regisseur, Nominierung für die Goldene Palme; Golden Globe Award 1983: Nominierung für den Golden Globe in der Kategorie Bester ausländischer Film; BAFTA Awards 1983: Nominiert in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film