
Franz K.
Der Film begleitet Franz Kafka vom Kind eines herrischen Vaters bis zum einsamen Künstler, dessen Genie zu Lebzeiten verkannt bleibt. In experimentellen Bildern, Rückblenden und Blicken auf heutige Kafka-Rezeption zeigt die Biografie seine Kämpfe, Nöte und kreativen Impulse. Ein historisch-stilistisches Kaleidoskop, das die Frage stellt: Wie nah kommt Film der Figur Kafka und seinem Werk wirklich?
Drama, Biografie
ab 11. Klasse
ab 16 Jahre
Deutsch, Psychologie, Philosophie, Geschichte, Kunst, Medienkunde
Künstler*innenbiografie, künstlerischer Schaffensprozess, Kunst und Gesellschaft, Wahrheit, (häusliche) Gewalt, Filmsprache
23.10.2025
Inhalt

Der junge Franz fügt sich als Kind mehr oder weniger ein in die bürgerliche jüdische Familie Kafka – beim Friseur, am Familientisch, beim Fotografen mit der Schwester. Über allem führt der gestrenge Vater ein harsches Regiment und macht Franz´ Gespenstervisionen verständlich. Franz fühlt sich als junger Mann als Außenseiter und verspottet – zudem nicht ernst genommen für sein Schreiben, mit dem er Erfahrungen und Ängste verarbeitet. Er wird in die Arbeit in der Firma seines Vaters gegen seinen Willen hineingedrängt wie später in eine Versicherung. Ebenso wie ihn der Vater als Kind zum Schwimmenlernen einfach in den See geworfen hatte. Nur die Schwester versteht und unterstützt ihn, diskutiert mit ihm über Kunst und Theater. Er erfährt freundschaftliche und kreative Unterstützung durch Max Brod und zwei Frauen. Wobei er eine Verlobung mit eigenem Schuldgefühl löst und vom Vater bis zum Tod herabgewürdigt wird. Seinen Ruhm erlebt er nicht mehr.
Umsetzung

Diese Biografie Kafkas erzählt von Kindheit bis zum frühen Tod chronologisch mit deutlichen Flashbacks und Flashforwards. Dabei wird auch nichtlinear ein Netz gesponnen aus in die Kamera gesprochenen Bewertungen der Nebenfiguren über ihn. Ergänzt wird dieses historische Kaleidoskop durch dokumentarische Sprünge ins Kafka Museum und zu Merchandising bei einer gegenwärtigen Stadtführung in Prag. Franz Kafka wird als Genie gewürdigt und in seinen Nöten und Traumata dargestellt – in einer experimentellen Erzählweise mit sehr stilisierten Großaufnahmen oder Totalen in meist dunklen Braun-Tönen. Die Tonebene changiert zwischen nachahmender Imagination von Franz´ Wahrnehmung und Fantasie bis zu sachlichem Berichts-Dialog. Alles wirkt brüchig und bedrohlich bis hin zu einer Folterszene aus dem Text „Das Straflager“ und einer dramatischen Szene, als Brod als Jude knapp den Koffer mit Kafka-Manuskripten vor einer Kontrolle durch Nazis retten kann.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Abgesehen von klaren textlichen und bildlichen Hinweisen zu Kafkas literarischen Texten wird der Film zu einem Unterrichtsgespräch über Absicht und Ziel einer deutlich experimentellen Biografie-Erzählung anregen. Dazu bieten sich neben der Detailanalyse der filmischen Form Vergleiche an zu anderen Biopics und filmischen Werken über Kafka. Inwieweit bildet dieser Film die Erzählinhalte und -strategien von Kafkas Literatur ab? Was fügt er bereits Bekanntem hinzu? Interessant dürfte vor allem die Diskussion dazu sein, inwieweit man der Figur Kafkas und seiner Lebenswelt mit Blick auf die Historie und die Gegenwart nahekommt. Was leistet der Film in diesem sehr individuellen Blick einer Regisseurin? Nahe liegt auch ein genereller Blick auf den Zusammenhang von Leben, Werk und Wirkung eines Künstlers von der Entstehungszeit bis heute und dabei auch auf zeitübergreifenden Themen wie Mensch-Sein, Wahrheit, Gewalt und Kreativität.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Agnieszka Holland
Marek Epstein
Idan Weiss, Peter Kurth, Sandra Korzeniak, Katharina Stark, Carol Schuler, Sebastian Schwarz u. a.
128 Min
deutsche Fassung
digital, Farbe
ab 16 Jahre
X-Verleih
(2025) Toronto International Film Festival; San Sebastian International Film Festival, Polnisches Filmfestival Gdynia