
Freistatt
Der aufmüpfige Wolfgang wird von seiner Familie in das Fürsorgeheim Freistatt geschickt. Dort prägen Zwangsarbeit, Gewalt und Willkür den Alltag. Marc Brummunds bewegendes Spielfilmdebüt zeigt am Beispiel von Wolfgangs Schicksal, welchen Misshandlungen Kinder und Jugendliche in den 1950er-/1960er Jahren in kirchlichen und staatlichen Heimen zum Teil ausgesetzt waren. Der Film ist ein guter Ausgangspunkt, um im Unterricht das Thema Erziehung zu bearbeiten.
Freistatt
Drama, Coming of Age
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Geschichte, Deutsch, Ethik, Sozialkunde/Gemeinschaftskunde, Religion
Erziehung, Erwachsenwerden, Familie, (Deutsche) Geschichte, Religion, Gewalt, Menschenrechte/-würde
25.06.2015
Inhalt

Spaß haben, den eigenen Kopf durchsetzen und Grenzen austesten. Während die 68er-Bewegung gegen den Vietnamkrieg, die Nichtaufarbeitung des Nationalsozialismus und repressive Sexualmoral protestiert, rebelliert der 14-jährige Wolfgang im Sommer 1968 vor allem gegen seinen gebieterischen Stiefvater. Als der Bogen überspannt ist, wird er als „Schwererziehbarer“ in das diakonische Fürsorgeheim Freistatt geschickt. Schnell muss der selbstbewusste und freiheitsliebende Wolfgang am eigenen Leib erfahren, was Erziehung dort bedeutet. Harte Zwangsarbeit im Moor, eine strenge Hackordnung, Willkür und Schläge prägen den Heimalltag. Wolfgang will sich nicht „brechen“ lassen und riskiert drakonische Strafen für seine Fluchtversuche und das Aufbegehren gegen physische und psychische Gewalt. Die unmenschliche Behandlung hinterlässt Spuren, die Wolfgang aus der Anstalt hinaus in sein Leben trägt.
Umsetzung

Auf den Schilderungen ehemaliger Insassen und Erziehern beruhend veranschaulicht das Spielfilmdebüt von Marc Brummund, welch traumatische Erfahrung es war, in einem Heim wie Freistatt aufzuwachsen. Wolfgangs „Heimkarriere“ dient als roter Faden, um die Dynamiken der in seinem Elternhaus sowie im Erziehungsheim praktizierten Methoden aufzuzeigen und anzuprangern. An Originalschauplätzen gedreht wird die erdrückende Stimmung in gefängnisähnlichen Räumen und während der mühevollen Torfstecherei im Moor offenbar. Die Ausübung körperlicher und seelischer Gewalt wird nicht nur angedeutet, sondern in teils kaum mitansehbaren Szenen gezeigt. Eine kontrastive Farbgebung stellt die Aufbruchstimmung der Außenwelt als fröhlich-bunt und das in gedeckten Tönen gehaltene Heim gegenüber. Berühmte Songs aus der Zeit, allen voran Richie Havens‘ „Freedom“ vermitteln musikalisch, was junge Menschen damals bewegte.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der packende Film mit starker Identifikationsfigur führt Schüler/innen über das emotionale Genre Drama an den historischen Stoff heran. Recherchen zur Geschichte von Freistatt und ähnlichen Anstalten in der BRD zeigen, dass Wolfgangs Schicksal kein Einzelfall war. Über eine halbe Million Kinder und Jugendliche waren in den 1950er- und 1960er Jahren in Heimen körperlichen und seelischen Misshandlungen ausgesetzt. Ausgehend davon bietet es sich an, das Thema auf Erziehung allgemein auszuweiten. Was ist Erziehung? Welche Erziehungskonzepte gibt es (z.B. schwarze Pädagogik, Reformpädagogik, antiautoritäre Erziehung …)? Die Bedeutung unterschiedlicher erzieherischer Praktiken für Persönlichkeitsbildung und Gesellschaft können kritisch erörtert werden. Angesichts der im Film gezeigten brutalen Methoden empfiehlt es sich zu besprechen, wo Erziehung aufhört und Gewalt bzw. Misshandlung anfängt.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
Film Tipp Freistatt.pdfBegleitmaterialien FREISTATT .pdf
Freistatt_Didaktisierung_Vor_dem_Film_B1.pdf
Freistatt_Didaktisierung_Nach_dem_Film_B1.pdf
Weiterführende Links
Webseite des FilmsUnterrichtsmaterial zum Bericht des ehemaligen Freistatt-Zöglings Rosenkötter
Forschungsprojekt zur Aufarbeitung der DDR-Heimerziehung
Buch von Peter Wensierki zur Heimerziehung in der Bundesrepublik
Homepage des Vereins ehemaliger Heimkinder
Homepage des Fonds Heimerziehung
Der Film bei kinofenster.de
Der Film bei fluter.de
Ergänzungsprogramm der FWU
Der Film bei filmportal.de
Marc Brummund
Nicole Armbruster, Marc Brummund
Louis Hofmann, Alexander Held, Max Riemelt, Katharina Lorenz, Stephan Grossmann, Uwe Bohm, Langston Uibel u.a.
104 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Edition Salzgeber
Filmfestival Max Ophüls Preis 2015: Publikumspreis und Preis der Jugendjury; Bayerischer Filmpreis 2014: Bester Nachwuchsdarsteller Louis Hofmann; Deutscher Drehbuchpreis 2013 (Lola in Gold); Emder Drehbuchpreis 2012 (Grimme-Jury)
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