
Glück ist was für Weicheier
Das Leben stellt Jessica ganz schön auf die Probe: In der Schule ist sie wegen ihrer kleinen Ticks die Außenseiterin, andere nennen sie aufgrund ihres kindlichen Aussehens Neutrum und zu Hause dreht sich alles um ihre schwerkranke Schwester Sabrina. Da ist auch der alleinerziehende Vater, der als ehrenamtlicher Sterbebegleiter einen Umgang mit dem nahenden Tod seiner Tochter zu finden sucht, keine große Hilfe. Um Sabrina zu retten, schmiedet Jessi einen Plan.
Tragikomödie, Coming-of-Age
ab 8. Klasse
ab 13 Jahre
Deutsch, Sozialkunde, Religion, Ethik, Psychologie, Philosophie
Tod/Sterben, Sterbebegleitung, Erwachsenwerden, erste Liebe, Familie, Geschwister, Außenseiter, Angststörung, Identität, Sexualität
07.02.2019
Inhalt

Jessica ist 12 Jahre alt und davon überzeugt, dass bestimmte Zahlen Unglück bringen. Die 8 und die 9 etwa. Oder auch die 17. Sie sind schuld an ihren kleinen Ticks, die sie in der Schule zur Außenseiterin machen und daran, dass ihre schwerkranke Schwester Sabrina nicht mehr lang zu leben hat. Vater Stefan – Bademeister von Beruf, Sterbegleiter im Ehrenamt – gibt sich größte Mühe, für seine Töchter da zu sein, dabei hat er den Tod seiner Frau vor elf Jahren noch nicht ganz verkraftet. Zwischen den alltäglichen Herausforderungen des Erwachsenwerdens, ersten Liebesgefühlen und Sabrinas Krankheitsschüben schlägt sich Jessi hartgesotten durchs Leben und spinnt einen Plan: In einem Buch liest sie, dass man Krankheiten durch Beischlaf auf andere Menschen übergehen lassen kann. Um ihre geliebte Schwester zu retten, muss also ein Junge her! Eine feinfühlige Tragikomödie über das Leben, den Tod und andere Absurditäten.
Umsetzung

Mit großer Sensibilität und Sinn für Humor holt „Glück ist was für Weicheier“ den in unserer Gesellschaft weitestgehend tabuisierten Tod dorthin, wo er gehört: Mitten ins Leben. Und da wird – so zeigt es das Drehbuch mit grandios gezeichneten Figuren – geboren, gelebt und gestorben, gelacht, gelitten und geweint. Der Umgang, den die Figuren mit dem Tod entwickeln, öffnet dem Publikum auf befreiende Weise die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des Lebens. Die von Ella Frey beeindruckend gespielte Jessica nimmt uns dabei unverdrossen – im sonnengelben Badeanzug oder der leuchtenden Regenjacke – mit in ihren Alltag, in dem sich so manches ganz schön verzerrt anfühlt: ausdrucksstarke Nahaufnahmen, längere Slow-Motion-Passagen und eine Kamera, die mit Unschärfen spielt, bringen Jessis Innenleben konkret auf die Leinwand. Zwei herausforderndere Themen als den Umgang mit dem Tod und dem Erwachsenwerden in ein und demselben Film zu erzählen, hätte man sich kaum suchen können. Doch beides gelingt hier bestens.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Warum sterben manche Menschen früher als andere? Was zählt wirklich im Leben? Und ist Glück tatsächlich nur was für Weicheier? Mit seiner humorvollen Erzählweise holt der Film Fragen rund um Leben und Tod, Trauer und Lebenssinn unbeschwert in Filmgesprächsrunden. Anstoß dafür bieten zahlreiche Szenen – etwa wenn Jessica Schwangeren bei der Wassergymnastik zusieht, ihr Vater als Sterbegleiter über den Tod als Höhepunkt des Lebens sinniert oder nach einem Wildunfall um einen Hirsch trauert. Mit dem zweiten zentralen Themenfeld des Films lassen sich Konfliktfelder der Pubertät oder Sexualität im Allgemeinen aufgreifen. Einen Zugang hierzu schafft nicht zuletzt Jessis verrückter Rettungsplan und ihr ungezwungener Umgang mit dem Thema Sex. Die stimmigen Bilder und Metaphern, die der Film für das Unerklärbare, das Unerträgliche und das Paradoxe des Lebens findet, bieten klare Ausgangspunkte für die Filmanalyse und ermutigen das junge Publikum, sich auch schwierigen Fragen mit Offenheit zu nähern.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Glück_ist_was_für_Weicheier.pdfAnca Miruna Lăzărescu
Silvia Wolkan
Ella Frey, Martin Wuttke, Emilia Bernsdorf, Christian Friedel, Tina Ruland, Stephan Grossmann, Sophie Rois u. a.
deutsche Originalfassung, barrierefreie Fassungen über Greta & Starks verfügbar
ab 12 Jahre
Prädikat "wertvoll"
Concorde Film
Eröffnungsfilm der 52. Internationalen Hofer Filmtage