Filmplakat Große Freiheit

Grosse Freiheit

Österreich, Deutschland 2021

Hans liebt Männer. Doch das ist in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit verboten – der von den Nationalsozialisten verschärfte Paragraph 175 ist weiter in Kraft. Mehrmals landet er deshalb im Gefängnis. Dort trifft er immer wieder auf Viktor. Dem zunächst homophoben Mithäftling nötigt Hans‘ rebellischer Stolz Respekt ab. Über die Jahre entwickelt sich eine enge Verbindung zwischen den beiden Männern: Eine Schicksalsgemeinschaft, die vielleicht sogar Liebe ist.

Genre

Drama

Klassenstufe

ab 11. Klasse

Altersempfehlung

ab 16 Jahre

Unterrichtsfächer

Geschichte, Deutsch, Sozialkunde, Ethik, Biologie

Themen

Homosexualität, Diskriminierung, (Deutsche) Geschichte, Strafvollzug, Außenseiter, Liebe, Drogen, Sucht, Identität, Individuum (und Gesellschaft), Folter, Trauma, Menschenrechte/-würde, Nationalsozialismus, Konzentrationslager, Rebellion, Widerstand, Gewalt, Opfer

Kinostart

18.11.2021

SchulKinoWochen

Inhalt


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Hans landet wegen des Verstoßes gegen Paragraph 175 wiederholt im Gefängnis und trifft dort immer wieder den Häftling Viktor. Der wollte 1945, als Hans aus dem Konzentrationslager direkt in den Regelvollzug überstellt wurde, mit einem ‚175-er‘ nichts zu tun haben. Doch Hans‘ rebellischer Stolz nötigt ihm Respekt ab. 1957 ist Hans mit seiner großen Liebe Oskar inhaftiert. Oskar geling es nicht wie Hans, auf ein gemeinsames Glück zu hoffen. Er nimmt sich das Leben. So ist Hans 1968 vorsichtiger geworden, als er im Gefängnis eine Liebesbeziehung mit dem Lehrer Leo eingeht. Mit einer Falschaussage verhilft er diesem zur Freilassung. Hans unterstützt den mittlerweile drogenabhängigen Viktor beim Entzug. Die beiden Männer nähern sich auch körperlich an. 1969 wird Hans nach der Reform des Paragraphen 175 entlassen. In der Schwulenbar „Große Freiheit“ trifft er auf eine Welt, die ihm unbekannt und seltsam vertraut zugleich ist. Wohin führt ihn seine Freiheit?

Umsetzung


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Die Entwicklungen und Kontinuitäten um den Paragraphen 175 werden achronologisch und verdichtet auf Hans‘ Gefängnisaufenthalte erzählt. Neben der Enge der Haftanstalt sind Bilder der Überwachung ein wiederkehrendes Motiv: durch die nächtlichen Inspektionen, die Gucklöcher an Zellentüren oder die Super-8-Aufnahmen von Hans und anderen Männern beim Sex auf einer öffentlichen Toilette. Wenn Hans in die dunkle Isolationszelle geworfen wird, folgen Schwarzblenden und Wechsel in andere Handlungszeiten. Die Zeitebenen unterscheiden sich in der Kameraarbeit leicht voneinander: die 50er Jahre sind z. B. dynamischer gehalten als die ruhigeren 60er. Die finale Sequenz in der Schwulenbar sticht nicht nur durch das Setting, sondern auch durch die Musik hervor: Auf Free Jazz, der vielleicht Befreiung und Entladung symbolisiert, folgt ein französisches Liebeslied zur Kamerafahrt durch den Darkroom.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Anhand des Films kann ein relativer unbekannter Aspekt der deutschen Geschichte behandelt werden: die lange Aufrechterhaltung des Paragraphen 175 vor allem in Westdeutschland, die einhergehende Überwachung und die hohen Verhaftungszahlen in der Nachkriegszeit. Auch die Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus, auf die Hans‘ Tätowierung verweist, lässt sich besprechen. Daneben können aktuelle Menschenrechte von LGBTIQ in den Blick genommen werden: In welchen Ländern werden diese noch immer kriminalisiert, in welcher anderen Hinsicht sind sie Diskriminierungen ausgesetzt? In Zusammenhang mit dem historischen Thema lässt sich herausarbeiten, wie dieses filmisch umgesetzt ist. Wie unterscheiden sich die Handlungszeiten visuell voneinander, wo werden Kontinuitäten betont? Die achronologische Erzählweise kann mit der in anderen filmischen und literarischen Werken verglichen werden.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Dr. Florian Krauß, 30.10.2021, letzte Aktualisierung: 01.11.2023

Regie

Sebastian Meise

Buch

Thomas Reider, Sebastian Meise

Darsteller*innen

Franz Rogowski, Georg Friedrich, Thomas Prenn, Anton von Lucke, Ulrich Faßnacht, Andreas Patton, Ulrich Faßnacht u. a.

Länge

116 Min

Sprachfassung

deutsche Originalfassung, barrierefreie Fassungen verfügbar

Format

digital, Farbe

FSK

ab 16 Jahre

Verleih

Piffl Medien

Festivals

(Auswahl) Filmfestspiele von Cannes 2021: Jurypreis der Sektion Un Certain Regard; Sarajevo Film Festival: Bester Film, CICAE Award und Bester Schauspieler; Chicago International Film Festival: Gold Q-Hugo; Filmfest Hamburg, Zurich Film Festival, Vienna International Film Festival

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