Inhalt
Als US-amerikanische Truppen sich im August 2021 chaotisch aus Kabul zurückziehen, entscheidet sich der Filmemacher Ibrahim Nash’at nach Afghanistan zu reisen, das nun – bereits zum zweiten Mal – die Taliban beherrschen. Nash’at hat einen Deal mit den Islamisten ausgehandelt: Er darf den Luftwaffenkommandeur Mawlawi Mansour und einen seiner Offiziere begleiten, aber nur unter strengen Auflagen drehen. So zeigt er, wie Milizen die zurückgelassene US-Basis „Hollywoodgate“ inspizieren: Sie finden ein Fitness-Center, Waffendepots und Militärflugzeuge im Wert von Milliarden Dollar und versuchen die beschädigten Geräte nutzbar zu machen. Von ihrer gewaltsamen Ideologie gegen politische Gegner, den Westen oder das Nachbarland Tadschikistan machen die Männer vor der Kamera keinen Hehl. Am Ende des Films führt Mansour vor den Augen des Taliban-Anführers Hibatullah Achundsada und internationaler Gäste aus Iran und Russland auf einer Parade die erbeutete Kriegstechnik vor: Aus der Terrormiliz ist eine Militärmacht geworden.
Umsetzung
Gleich zu Beginn stellt Ibrahim Nash’at klar, was er nicht filmen durfte: das Alltagsleben in Afghanistan, das seit 2021 von extremer Not geprägt ist. Insbesondere die Situation von Frauen und Mädchen unter den Taliban wird nur angedeutet, etwa wenn verschleierte Menschen vor einer Moschee auf dem Boden knien und – mutmaßlich – um Almosen betteln; wenn der Protagonist Mansour im Dialog erzählt, dass er seine Frau, eine Ärztin, einst dazu brachte, ihren Beruf aufzugeben; oder wenn ein anderer Mann eine Frau ohne Kopftuch mit einem Stück Schokolade vergleicht, das in den Dreck gefallen ist. Der „embedded journalism“ von Nash’at, in diesem Fall unter Feinden, hat eng gesteckte Grenzen, offenbart aber intime Bilder der islamistischen Männer-Gemeinschaft. Co-Autor und Produzent Talal Derki, der wie Nash’at in Deutschland lebt, hatte mit ähnlichem Ansatz in Syrien den Film OF FATHERS AND SONS – DIE KINDER DES KALIFATS (2017) realisiert.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
In den beobachtenden Stil von HOLLYWOODGATE mischen sich immer wieder Szenen, in denen die gefährlichen Produktionsbedingungen deutlich werden: „Wenn er schlechte Absichten hat, stirbt er bald“, sagt Mansour einmal über den Filmemacher. Am Beispiel des Trailers lassen sich in der Filmvermittlung die Erwartungen abstecken: Was bedeutet „embedded“ oder „access journalism“? Welches Verhältnis hat der Regisseur zu den Protagonisten? In die Sichtung können vier Lerngruppen je ein Thema mitnehmen, auf das sie besonders achten: Wann und wie kommen im Film a) die Zivilgesellschaft, b) politische Gegner, c) Frauen und d) Regisseur Ibrahim Nash’at vor? Im Anschluss kann die Gruppe zum jeweiligen Thema vertiefend recherchieren. Im Film entsprechen die Taliban nicht immer ihrem furchteinflößenden Image aus westlichen Medien – etwa wenn der Luftwaffen-Chef an simplen Rechenaufgaben scheitert oder sich ein Laufband fürs Wohnzimmer wünscht, um Bauchfett zu verlieren. Welche Wirkung diese grotesken Szenen auf die Propaganda haben, die die Protagonisten vor der Kamera inszenieren, lässt sich gut im Plenum diskutieren.
Veranstaltungen
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einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind
wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Autor*in: Jan-Philipp Kohlmann
,
letzte Aktualisierung:
29.07.2025
Regie
Ibrahim Na'shat
Buch
Ibrahim Nash’at, Talal Derki, Shane Boris
Darsteller*innen
Mitwirkende: Ibrahim Nash’at, Mawlawi Mansour, M.J. Mukhtar u. a.
Länge
95 Min
Sprachfassung
Englisch, Paschtu, Arabisch mit deutschen Untertiteln
Format
digital, Farbe
FSK
liegt noch nicht vor
Verleih
Cine Global
Festivals
Deutscher Filmpreis 2025: Nominierung als Bester Dokumentarfilm; Full Frame Documentary Film Festival 2024: Großer Preis der Jury; Zurich Film Festival 2023: Goldenes Auge in der Kategorie Fokus