Hollywoodgate - Ein Jahr unter den Taliban, Cine Global

Hollywoodgate - Ein Jahr unter den Taliban

Deutschland, USA 2023

Der Dokumentarfilmer Ibrahim Nash’at begleitet Militärs der Taliban nach ihrer Eroberung von Kabul, nachdem internationale Berichterstattung kaum noch zugelassen wurde. Unter gefährlichen Umständen zeigt er, mit dem Einverständnis der Machthaber, eine islamistische Männer-Gemeinschaft, die von Gewaltfantasien und Todessehnsucht geprägt – und nun mit US-Militärequipment im Wert von Milliarden Dollar ausgestattet ist.

Originaltitel

The Hollywood Gate

Genre

Dokumentarfilm

Klassenstufe

ab 11. Klasse

Altersempfehlung

ab 16 Jahre

Unterrichtsfächer

Deutsch, Geschichte, Sozialkunde, Ethik, Kunst

Themen

Krieg, Diktatur, Islamismus, Afghanistan, Zeitgeschichte

Kinostart

14.08.2025

HOLLYWOODGATE - Ein Jahr unter den Taliban - Deutscher Trailer
Als US-amerikanische Truppen sich im August 2021 chaotisch aus Kabul zurückziehen, entscheidet sich der Filmemacher Ibrahim Nash’at nach Afghanistan zu reisen, das nun – bereits zum zweiten Mal – die Taliban beherrschen. Nash’at hat einen Deal mit den Islamisten ausgehandelt: Er darf den Luftwaffenkommandeur Mawlawi Mansour und einen seiner Offiziere begleiten, aber nur unter strengen Auflagen drehen. So zeigt er, wie Milizen die zurückgelassene US-Basis „Hollywoodgate“ inspizieren: Sie finden ein Fitness-Center, Waffendepots und Militärflugzeuge im Wert von Milliarden Dollar und versuchen die beschädigten Geräte nutzbar zu machen. Von ihrer gewaltsamen Ideologie gegen politische Gegner, den Westen oder das Nachbarland Tadschikistan machen die Männer vor der Kamera keinen Hehl. Am Ende des Films führt Mansour vor den Augen des Taliban-Anführers Hibatullah Achundsada und internationaler Gäste aus Iran und Russland auf einer Parade die erbeutete Kriegstechnik vor: Aus der Terrormiliz ist eine Militärmacht geworden.
Gleich zu Beginn stellt Ibrahim Nash’at klar, was er nicht filmen durfte: das Alltagsleben in Afghanistan, das seit 2021 von extremer Not geprägt ist. Insbesondere die Situation von Frauen und Mädchen unter den Taliban wird nur angedeutet, etwa wenn verschleierte Menschen vor einer Moschee auf dem Boden knien und – mutmaßlich – um Almosen betteln; wenn der Protagonist Mansour im Dialog erzählt, dass er seine Frau, eine Ärztin, einst dazu brachte, ihren Beruf aufzugeben; oder wenn ein anderer Mann eine Frau ohne Kopftuch mit einem Stück Schokolade vergleicht, das in den Dreck gefallen ist. Der „embedded journalism“ von Nash’at, in diesem Fall unter Feinden, hat eng gesteckte Grenzen, offenbart aber intime Bilder der islamistischen Männer-Gemeinschaft. Co-Autor und Produzent Talal Derki, der wie Nash’at in Deutschland lebt, hatte mit ähnlichem Ansatz in Syrien den Film OF FATHERS AND SONS – DIE KINDER DES KALIFATS (2017) realisiert.
In den beobachtenden Stil von HOLLYWOODGATE mischen sich immer wieder Szenen, in denen die gefährlichen Produktionsbedingungen deutlich werden: „Wenn er schlechte Absichten hat, stirbt er bald“, sagt Mansour einmal über den Filmemacher. Am Beispiel des Trailers lassen sich in der Filmvermittlung die Erwartungen abstecken: Was bedeutet „embedded“ oder „access journalism“? Welches Verhältnis hat der Regisseur zu den Protagonisten? In die Sichtung können vier Lerngruppen je ein Thema mitnehmen, auf das sie besonders achten: Wann und wie kommen im Film a) die Zivilgesellschaft, b) politische Gegner, c) Frauen und d) Regisseur Ibrahim Nash’at vor? Im Anschluss kann die Gruppe zum jeweiligen Thema vertiefend recherchieren. Im Film entsprechen die Taliban nicht immer ihrem furchteinflößenden Image aus westlichen Medien – etwa wenn der Luftwaffen-Chef an simplen Rechenaufgaben scheitert oder sich ein Laufband fürs Wohnzimmer wünscht, um Bauchfett zu verlieren. Welche Wirkung diese grotesken Szenen auf die Propaganda haben, die die Protagonisten vor der Kamera inszenieren, lässt sich gut im Plenum diskutieren.
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Jan-Philipp Kohlmann , letzte Aktualisierung: 29.07.2025

Regie

Ibrahim Na'shat

Buch

Ibrahim Nash’at, Talal Derki, Shane Boris

Darsteller*innen

Mitwirkende: Ibrahim Nash’at, Mawlawi Mansour, M.J. Mukhtar u. a.

Länge

95 Min

Sprachfassung

Englisch, Paschtu, Arabisch mit deutschen Untertiteln

Format

digital, Farbe

FSK

liegt noch nicht vor

Verleih

Cine Global

Festivals

Deutscher Filmpreis 2025: Nominierung als Bester Dokumentarfilm; Full Frame Documentary Film Festival 2024: Großer Preis der Jury; Zurich Film Festival 2023: Goldenes Auge in der Kategorie Fokus

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