
Im Strahl der Sonne
Der Dokumentarfilmer Vitaly Mansky erhält im sozialistischen Nordkorea eine Drehgenehmigung, um die 8-jährige Zin-mi bei der Aufnahme in die Jungpioniere zu begleiten. Im Wechsel werden das Leben zu Hause, das Berufsleben von Vater und Mutter sowie Schulunterricht und propagandistische Veranstaltungen gezeigt. Mansky thematisiert zugleich die andauernde Überwachung und Beeinflussung seiner Dreharbeiten, die unabhängige Aufnahmen nahezu unmöglich machen.
V luchakh solnca
Dokumentarfilm
ab 7. Klasse
ab 12 Jahre
Deutsch, Ethik, Politik, Gemeinschaftskunde, Geschichte, Philosophie
Autoritäten, Diktatur, Sozialismus, Propaganda, Zensur, Bildung/Bildungssystem, Erziehung, fremde Kulturen, Familie, Filmsprache, Gesellschaft, Politik
10.03.2016
Inhalt

Der Dokumentarfilm sammelt Eindrücke aus dem Alltag in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang. Regisseur Vitaliy Mansky begleitet dafür ein Jahr lang die 8-jährige Zin-mi und ihre Eltern. Im Wechsel werden das Leben zu Hause, das Berufsleben von Vater und Mutter sowie Schulunterricht und propagandistische Veranstaltungen gezeigt. Die Filmemacher müssen bei ihren Aufnahmen genauen Vorgaben des diktatorischen Regimes folgen: Ein „Drehbuch“ schreibt die Drehorte vor und systemtreue Dialoge werden von den Protagonisten mit den Aufpassern so lange eingeübt, bis sie mit der offiziellen Linie der staatssozialistischen Parolen übereinstimmen; letztendlich erfährt man im Film, wie die Machthaber eine Inszenierung ihres Wunschbildes diktieren wollen. Trotz Totalüberwachung gelingt es aber, die Inszenierung gerade mit Hilfe der Familie der jungen Protagonistin zu demaskieren.
Umsetzung

Normalerweise versucht ein Dokumentarfilm ein Stück Realität abzubilden, und zwar möglichst ohne absichtlich Einfluss auf das Geschehen zu nehmen. Das Material für „Im Strahl der Sonne“ wurde dagegen nach Vorgaben unter propagandistischen Zwängen gedreht. Dies erfahren die Zuschauer gleich zu Beginn des Films aus dem Off-Kommentar; dieser bleibt während des gesamten Films ein entscheidendes, das Vorgehen der Machthaber entlarvendes und das Verhalten der Filmemacher erläuterndes filmisches Mittel. Die Absurdität des vermeintlich „Dokumentarischen“ wird aber auch exemplarisch augenfällig gemacht durch das Hintereinander-Montieren mehrerer „Übungs“-Aufnahmen einer Szene – Belege für eine „gescriptete sozialistische Realität“ in Reinkultur. So entstehen auch Momente unfreiwilliger Komik und Absurditäten. Der Film triumphiert jedoch nicht und führt nicht vor, vielmehr geht er behutsam mit seinen Protagonisten und ihrem Schicksal um.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Für den schulischen Kontext sind die Bedeutung von Bild- und Tonebene des Films hervorzuheben: die gezeigten „Wunsch“-Bilder und die im Off-Kommentar erläuterte Entstehungs- bzw. Produktionsgeschichte. Damit bietet „Im Strahl der Sonne“ auf besondere Weise Anknüpfungsmöglichkeiten für die Hinterfragung von „Wahrhaftigkeit“ und „Inszenierung“ im Dokumentarfilmgenre: Warum muss man gezeigte Bilder bezüglich ihrer Glaubwürdigkeit hinterfragen? Wie kann ein (Dokumentar-)Film als Mittel der Propaganda entlarvt werden? Welche Bedeutung hat die Montage bzw. Nachbearbeitung des Filmmaterials? Filmkünstlerische, politische und moralische Fragestellungen gehen hier ineinander über. Weiter Themen sind das politische System Nordkoreas und seine Machthaber, unter Einbeziehung der deutschen Vergangenheit mit Blick auf die DDR. Auch die Lebenswelt der jungen Protagonistin, ihre Aufnahme bei den Jungpionieren und der Schulalltag bieten Diskussionsanreize.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Im_Strahl_der_Sonne.pdfVitaly Mansky
Vitaly Mansky
Mitwirkende: Zin-mi Lee, ihre Eltern u.a.
90 Min
deutsch und koreanisch mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ab 6 Jahre
Edition Salzgeber
Internationales Filmfestival „Schwarze Nächte“ Tallinn 2015: Preis für die beste Regie und Spezialpreis der Jury; Internationales Dokumentarfilmfestival Jihlava 2015: Preis für den besten Film; Dok Leipzig 2015; Internationales Dokumentarfilmfestival Amsterdam 2015; Docpoint Helsinki 2016; Docpoint Tallinn 2016