Filmplakat Jeder schreibt für sich allein

Jeder schreibt für sich allein

Deutschland 2023

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 war ein Bruch für die deutsche Literatur. Wer nicht ins Exil ging, kollaborierte, passte sich an oder zog sich zurück. Doch ein unpolitisches Leben und Schreiben gab es in der NS-Diktatur nicht. Der essayistische Dokumentarfilm von Dominik Graf und Felix von Boehm zeichnet ein differenziertes Bild der Schriftsteller*innen im Nationalsozialismus. Können wir sie – und ihre Werke – heute noch verstehen?

Genre

Dokumentarfilm, Literaturadaption

Klassenstufe

ab 11. Klasse

Altersempfehlung

ab 16 Jahre

Unterrichtsfächer

Deutsch, Geschichte, Ethik

Themen

Literatur, Nationalsozialismus, Emigration, Kollaboration, Widerstand

Kinostart

24.08.2023

Inhalt


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Als die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen, gingen fast alle bedeutenden Schriftsteller*innen ins Exil. Über diejenigen, die zwischen 1933 und 1945 im Land blieben, hat Anatol Regnier ein spannendes Buch geschrieben. Felix von Boehm und Dominik Graf haben es als Filmessay adaptiert. Regnier selbst führt darin als Literaturhistoriker in die Archive und an die Lebensorte bekannter Autor*innen, deren Biografien im NS-Regime zwischen ideologischer Begeisterung oder Anpassung, Berufsverboten oder heimlicher Ablehnung unterschiedliche Verläufe nahmen: Gottfried Benn, Erich Kästner, Jochen Klepper, Hans Fallada, Hanns Johst, Ina Seidel und Will Vesper. Einfache Kategorisierungen vermeidet der Film und er stellt insbesondere den bis heute verbreiteten Ausdruck „innere Emigration“ (Frank Thiess) in Frage. Es entsteht ein differenziertes Bild über das Künstler*innenleben im Faschismus und die Graustufen von Schuld und Mitverantwortung.

Umsetzung


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JEDER SCHREIBT FÜR SICH ALLEIN verbindet auf gelungene Weise essayistische und informative Elemente. Der Film nutzt unterschiedlichste visuelle Materialien: Reportage-Szenen mit Regnier, historische Archivfilme, Fotografien, Handyvideos, Reenactments, Spielfilm-Ausschnitte und sogar Probeaufnahmen von Grafs letztem Film, der Kästner-Adaption FABIAN. Die Montage bringt diese heterogenen Bilder jedoch in eine stringente Dramaturgie und setzt sie mal illustrativ, mal assoziativ zur Thematik ein. Eine klare Struktur – jeder Person ist eine Episode gewidmet – und Texttafeln mit wesentlichen Informationen helfen dabei, die Fülle an Material zu ordnen. Denn auch auf der Tonspur sprechen etliche Stimmen, zu hören sind Auszüge aus Werken oder Briefen, Interviews mit Expert*innen und auch ein literarisch stilisierter Voice-Over-Erzähler.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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JEDER SCHREIBT FÜR SICH ALLEIN vermittelt historisch genau, dass in der NS-Diktatur keine unpolitische Künstler*innen-Existenz möglich war. Im Zentrum steht die Frage, wie die Porträtierten auf den neuen Staat reagierten und was sie in dieser Zeit schrieben. Aufgrund der Länge bietet sich es sich an, mit Ausschnitten zu arbeiten. Für Geschichte ist etwa die Episode über Klepper interessant, der – trotz einer jüdischen Ehefrau – aus christlicher Überzeugung dem Regime Gehorsam leistete. Viel Stoff bietet der Film für den Deutschunterricht in der Oberstufe, etwa für eine Auseinandersetzung mit Leben und Werk von Gottfried Benn und Erich Kästner. Auch wenn einer der Autoren im Fokus der Unterrichtsreihe steht, sollte nach der Sichtung unbedingt auf die Form des Filmessays – Montage, prägnante Bildmotive (die verlorenen Schuhe), Erzähler-Stimme – eingegangen werden. In dieser Form betonen Graf und von Boehm unter anderem, dass der Blick von heute auf historische Biografien einer Spurensuche gleicht, die stets Rätsel aufgibt.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Jan-Philipp Kohlmann, 01.08.2023, letzte Aktualisierung: 02.08.2023

Regie

Dominik Graf, Felix von Boehm

Buch

Anatol Reigner, Dominik Graf, Constantin Lieb

Darsteller*innen

Mitwirkdene Anatol Regnier, Florian Illies, Géraldine Mercier, Albert von Schirnding, Christoph Stölzl, Henrike Stolze, Günter Rohrbach u. a.

Länge

169 Min

Sprachfassung

deutsche Originalfassung

Format

digital, Farbe

FSK

ohne Altersbeschränkung

Verleih

Piffl Medien

Festivals

Woche der Kritik Berlin 2023

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