
Julie bleibt still
Alles gut? - Diese Frage zieht sich in diversen Varianten durch den ganzen Film. Immer wieder wird das junge Tennistalent Julie von ihren Eltern, Freund*innen, Trainern nach ihrem Befinden gefragt und stets antwortet sie alles sei ok. Dabei hat man das Gefühl, dass eigentlich nichts in Ordnung ist, nachdem ihr Trainer suspendiert wurde… Ein stiller und nachdenklicher Film über die Macht- und Ohnmacht des Schweigens.
Julie zwijgt
Drama, Coming-of-Age
ab 10. Klasse
ab 15 Jahre
Französisch, Geschichte, Sozialkunde, Ethik, Erdkunde, Politik, Pädagogik, Deutsch
Erwachsenwerden, Einsamkeit, Freundschaft, Kommunikation, sexualisierte Gewalt, Sport
24.04.2025
Inhalt

Teenagerin Julie redet nicht, nachdem ihr Trainer Jeremy wegen fragwürdiger Trainingsmethoden und dem Selbstmord einer anderen Tennisspielerin freigestellt worden ist. Eine Untersuchung rollt an, viele Fragen werden von vielen Leuten gestellt, Aussagen werden gemacht, aber in all dem Trubel zieht sich Julie in ihr Schweigen zurück, wickelt es um sich herum wie eine schützende Decke. Sie konzentriert sich auf ihr Training und auf die Aufnahmeprüfung in den nationalen Nachwuchskader. Julie ist nicht der Typ, der seine Seele durch Reden erleichtern würde, auch wenn es dem introvertierten Mädchen vielleicht guttäte. Und doch taut sie im Lauf des Filmes allmählich auf, trifft sich mit Freund*innen, spielt mal ein Turnier einfach so aus Spaß und traut sich zu sagen, dass sie nicht zurück will zu Jeremy.
Umsetzung

Regisseur Leonardo van Dijl deutet in JULIE BLEIBT STILL viel an, ohne es explizit auszusprechen. Er lässt seiner Protagonistin ihr Schweigen und läuft damit der gängigen Erwartung auf eine Aufklärung wider. Wichtiger als Worte sind die Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen der Figuren. Dieser inhaltliche Schwebezustand findet seine optische Entsprechung im Spiel mit Unschärfen. Oft sieht man das Gesicht der Protagonistin in Nahaufnahme, während der Hintergrund verschwimmt. Wie im realen Training wiederholen sich auch im Film ständig die Routinen: Julies Leben besteht vor allem aus dem immergleichen Rhythmus von Tennis und Schule. Der Film arbeitet explizit mit Redundanzen und lenkt den Blick auf kleine Veränderungen. Dass man an diesem durchaus spröden Film dranbleibt, liegt vor allem am authentischen Charme der jungen Hauptdarstellerin Tessa Van den Broeck. Sie bringt ihre Erfahrungen als Tennisspielerin in ihre erste Filmrolle ein.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der Film lädt ein, das Thema sexuelle Gewalt zu thematisieren: Welche Arten von übergriffigem Verhalten gibt es? Woran erkennt man es, wie kann man sich wehren und welches individuelle Unterstützungssystem gibt es? Bei der Gelegenheit kann auch das Präventionskonzept der jeweiligen Schule erläutert werden. Mit den Schüler*innen kann außerdem diskutiert werden, inwiefern sie Julies Schweigen überzeugt: Unter welchen Umständen ist Reden hilfreich und wann eher nicht? Wie hätten sie sich an Julies Stelle verhalten? Unter filmformalen Aspekten kann die Funktion von Redundanzen analysiert werden. Auch bietet sich das Gespräch zwischen Julie und Jeremy zur Szenenanalyse an: Wie drücken die Figuren über ihre Körperhaltungen aus, was nicht mit Worten gesagt wird? Was kann man daraus über ihre Beziehung schließen?
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Julie_bleibt_still.pdfLeonardo van Dijl
Leonardo van Dijl, Ruth Becquart
Tessa Van den Broeck, Laurent Caron, Pierre Gervais u. a.
104 Min
deutsche Fassung, niederländisch-französische Originalfassung mit Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
eksystent filmverleih
(Auswahl 2024) Toronto International Film Festival; Filmfest Hamburg; Internationale Filmfestspiele Cannes: Semaine de la Critique; Melbourne International Film Festival; Thessaloniki Film Festival u. a.