
Jupiter
Leas jüngerer Bruder Paul hat eine geistige Behinderung, die ihre Eltern an ihre Belastungsgrenze bringt. Sie suchen ihr Heil in einer Sekte, die eine harmonische Existenz auf dem Jupiter verspricht. Doch dafür müssen die irdischen Körper der Anhänger*innen zurückbleiben. Aber ist Außenseiterin Lea wirklich bereit, die Erde zu verlassen?
Drama, Coming-of-Age
ab 11. Klasse
ab 16 Jahre
Deutsch, Ethik, Religion, Sozialkunde, Musik
Erwachsenwerden, Familie, Glauben, Behinderung, Religion, Selbstwirksamkeit, Sekten, (Massen)Suizid
23.01.2025
Inhalt

Was zunächst nach einem spontanen Familienwochenende in den Bergen aussieht, entpuppt sich für die Teenagerin Lea bald als Albtraum. Ihre Eltern und andere Mitglieder einer radikalen Glaubensgemeinschaft haben sich in der Abgeschiedenheit versammelt, um auf den Kometen Calypso zu warten, der sie zum Planeten Jupiter bringen soll. Nur dort, so verspricht es der charismatische Anführer Wolf, werden sie ihre wahre Bestimmung finden: Harmonie mit sich und ihrer Umgebung, ohne die Kämpfe und Widersprüche des Erdendaseins. Doch die tödliche Konsequenz dieses Glaubens bleibt unausgesprochen, das Wort Selbstmord fällt kein einziges Mal in JUPITER. Die religiösen Überzeugungen ihrer Familie machen die 14-Jährige in der Schule zur Außenseiterin. Die Irrungen und Wirrungen der Pubertät belasten sie zusätzlich, versprechen aber auch die Erfahrung von erster Liebe und beginnender Selbstständigkeit. Lea muss sich entscheiden, ob sie den Weg ihrer Familie oder ihren eigenen gehen will.
Umsetzung

JUPITER beansprucht die volle Aufmerksamkeit seines Publikums, wird doch die Situation, in der Lea sich befindet, erst nach und nach deutlich. Das Geschehen wird allein aus ihrer Perspektive erzählt, die Zuschauer*innen wissen also nie mehr als die Hauptfigur. Formal ist der Film anspruchsvoll und bricht mit der Gewohnheit des linearen Erzählens: Wiederholt werden Rückblenden in den Handlungsverlauf eingebunden, die in der Zeit immer weiter zurückgehen. Interludien, die mit wabernden Formen und einer unheimlichen Musik unterlegt sind, unterbrechen den Handlungsverlauf zusätzlich und geben Zeit zur Reflexion. Zu den wiederkehrenden Elementen gehört auch ein Countdown, der in die Handlung eingeflochten wird. Rosa- und Blautöne dominieren viele Bilder und mitunter steht auch mal ein Bild Kopf, um die Verwirrung der Protagonistin zu symbolisieren.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Der Film besticht durch seine komplexe Auseinandersetzung mit dem Innenleben einer Sekte und den Überzeugungen, die Menschen dazu bringen können, den Freitod zu wählen. Die Sektenanhänger*innen werden nicht als „verrückt“ dargestellt, sondern es werden Lebenslagen geschildert, die zu einem Abgleiten in eine solch abwegig erscheinende Gedankenwelt führen können. Das dient als Ausgangspunkt für Diskussionen mit den Schüler*innen: Wodurch fühlen sich viele Menschen als „falsch“ oder ohnmächtig in der Gesellschaft? Im Film beschreiben die Protagonist*innen immer wieder das Gefühl von Fremdheit und Verzweiflung. Worin gründet es? Zur Analyse der filmischen Mittel bietet sich unter anderem die Rolle der Musik an, die oft im Kontrast zu den Bildern steht: Der Score aus unheimlichen, elektronischen Klängen kündet von einer unterschwelligen Bedrohung, während die Bilder Idylle suggerieren.
Hinweise
Der Film thematisiert Suizid. Wenn Sie oder Menschen in Ihrem Umfeld suizidale Gedanken haben, finden Sie eine Liste mit Hilfsangeboten auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention:
www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Jupiter.pdfBenjamin Pfohl
Benjamin Pfohl, Silvia Wolkan
Mariella Aumann, Laura Tonke, Andreas Döhler, Ulrich Matthes, Paula Kober, Cynthia Micas u. a.
100 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 16 Jahre
missingFILMs
Internationale Hofer Filmtage 2024: Förderpreis Neues Deutsches Kino der Bavaria