
Köln 75
Als die 18jährige Vera Brandes das erste Mal Keith Jarrett spielen hört, ist ihr klar, dass er das auch in ihrer Heimatstadt Köln tun muss. Wie ihr das gelingt, verfolgt der Film von Ido Fluk mit ebenso großer Verve wie die Hauptfigur ihren Plan umsetzt. Daneben geht es aber anhand von Keith Jarett auch um die Mühen des Künstlerdaseins, der jeden Abend buchstäblich unter Schmerzen Schönes kreiert - das in diesem Fall Musikgeschichte wurde.
Drama, Musikfilm
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Musik, Sozialkunde, Geschichte, WAT/Wirtschaft, Berufsorientierung
Musik, Zeitgeschichte, Emanzipation, Künstler*innen, Musikgeschäft
13.03.2025
Inhalt

Die 18jährige Vera Brandes ist ein rebellischer Teenager aus gutem Hause. Ihre Leidenschaft ist Jazz, im Jahr 1975 nichts Ungewöhnliches. Als sie auf einem Festival das erste Mal den Pianisten Keith Jarrett hört, beschließt sie, dass er unbedingt auch in ihrer Heimatstadt Köln auftreten muss und setzt alles daran, diesen Plan gegen etliche Widerstände umzusetzen. Mit überzeugender Verve gelingt es ihr, dafür das Opernhaus auf eigenes Risiko einmalig zu buchen. Nun muss nur noch der vorgesehene Star des Abends vom Vorhaben überzeugt und an Ort und Stelle gebracht werden. Beides ist allerdings nicht ganz einfach, denn Jarett gilt als wenig flexibel und umgänglich. Aber davon lässt sich Vera nicht abschrecken. Das Ergebnis ist Musikgeschichte.
Umsetzung

Der israelische Regisseur Ido Fluk erzählt in seinem Film die Vorgeschichte des inzwischen legendären Konzerts vor 50 Jahren. Sein Fokus liegt dabei auf Vera Brandes, die sich nach diesem Abend als bis heute agierende Veranstalterin erstmals einen Namen gemacht hat. Eingebettet in einen dramaturgischen Rahmen, der die Hauptfigur in gesetztem Alter zeigt, lässt er das Lebensgefühl der jungen Vera Mitte der 1970er wieder aufleben, die sich in der Schule langweilt, für Musik brennt und keineswegs wie ihre konservativen Eltern werden will. Eine emanzipierte, junge Frau, die sich durchzusetzen weiß und nicht ahnen kann, dass ihr Engagement nicht nur für sie selbst weitreichende Folgen haben wird. Dabei folgt Fluk konsequent der frei wiedergegebenen Geschichte, bricht die Erzählung aber beispielsweise durch die direkte Ansprache der Figuren an das Publikum und holt damit die historische Anmutung der Geschichte ins Heute.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Wer sich ein wenig für zeitgenössischen Jazz interessiert, wird irgendwann auf das „Köln Concert“ stoßen, das bis heute meistverkaufte Soloalbum eines Jazzkünstlers. Allein schon der Filmtitel sagt, dass es nicht um das bekannte Konzert selbst geht, sondern die rasant inszenierten Mühen im Vorfeld. Die möglichen Gründe für dieses Hintergrundinteresse könnten eine erste Diskussionsgrundlage sein. Ein weiterer Gesichtspunkt ist die detaillierte Schilderung der wenig glamourösen Tourbedingungen Jarretts mit durchwachten Nächten in zu kleinen Autos und Essen in Raststätten sein. Wie oder warum Künstler trotz solcher Umstände kreativ sein können, vielmehr müssen, kann ebenfalls erörtert werden. Daneben werden die Figuren sehr detailverliebt in gut ausgestattetem Ambiente inszeniert. Für gewollte Irritation sorgen aber moderne Mittel wie ins Bild integrierte Animationen, das Durchbrechen der vierten Wand oder das immer atemlosere Tempo mit schnellen Schnitten. Die Intention dahinter kann ebenfalls diskutiert werden.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Ido Fluk
Ido Fluk
Mala Emde, John Magaro, Michael Chernus, Alexander Scheer, Ulrich Tukur, Jördis Triebel u. a.
112 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Alamode Filmverleih
Berlinale 2025: Special Gala