La Haine - Hass, für die Wiederaufführung: Plaion Pictures

La Haine - Hass

Frankreich 1995

30 Jahre nach seiner Erstaufführung kehrt LA HAINE zurück auf die Kinoleinwand – ein stilprägendes Werk des Banlieue-Films, das bis heute nachhallt. Mathieu Kassovitz wirft einen eindringlichen, ungeschönten Blick auf das Leben junger Menschen in den Pariser Vorstädten, die oft der zweiten oder dritten Generation außereuropäischer Einwanderer*innen entstammen. Der sich artikulierende Hass und die gezeigte Gewalt sind dabei kein Selbstzweck und laden keineswegs zur Nachahmung oder Bewunderung ein – sie sind verzweifelter Ausdruck von Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen, Perspektivlosigkeit und sozialem Druck. Auch wenn die wenigen Frauenfiguren aus heutiger Sicht unterrepräsentiert und klischeehaft erscheinen, bleibt LA HAINE ein wichtiger Film, der Ausgrenzungserfahrungen sichtbar macht und gesellschaftliche Fragen aufwirft, die noch immer aktuell sind – auch und gerade für junge Zuschauer*innen.

Originaltitel

La Haine

Genre

Drama

Klassenstufe

ab 10. Klasse

Altersempfehlung

ab 15 Jahre

Unterrichtsfächer

Französisch, Deutsch, Politik, GRW (Gesellschaft, Recht, Wirtschaft), Musik

Themen

Gewalt, Kriminalität, Diskriminierung, Mobbing, Filmgeschichte, Filmklassiker

Kinostart

07.08.2025

La Haine (Trailer Deutsch / German) - Vincent Cassel, Hubert Koundé, Saïd Taghmaoui

Inhalt


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24 Stunden im Leben von drei Jugendlichen aus einer Pariser Vorstadt (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set). Doch es ist nicht irgendein Tag, den "Hass" erzählt: Der Zum Inhalt: Spielfilm setzt am Morgen nach einer Krawallnacht ein, in der das Viertel der Freunde Saïd, Vinz und Hubert verwüstet wurde. Auslöser für den Aufruhr war der Gewaltexzess eines Polizisten, der einen Bekannten der drei schwer verletzt hat. Das Schicksal des in Lebensgefahr schwebenden Abdel wird sich an diesem Tag entscheiden. Doch zunächst streunen die Protagonisten durch ihre Banlieue, einen jener vernachlässigten Vororte Frankreichs, in denen sich die Plattenbauten auftürmen und wo die unterschiedlichen Minderheiten, denen die drei Freunde zugeschrieben werden, die Mehrheit ausmachen. Die Spannung ist allgegenwärtig und der Tag durch wiederholtes Aneinandergeraten mit der Polizei getaktet. Während der Aufstände hat Vinz eine Polizeipistole in die Hände bekommen. Der Provokateur droht damit, aus Rache für Abdel einen Polizisten zu töten. Der bedachte Boxer Hubert versucht, Vinz eines Besseren zu belehren. Als Zwischenglied vermittelt Saïd zwischen beiden und wird dabei zum Beobachter der Gewaltspirale, die sich unweigerlich entspinnt.

Umsetzung


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Bei seinem Kinostart 1995 löste HASS - LA HAINE in Frankreich eine Kontroverse aus: Von einer Seite wurde die negative Darstellung der Polizei kritisiert, von anderer das klischeehafte Bild der Banlieue. Beidem steht eine positive Rezeption beim Publikum und der Kritik gegenüber. Anhand markanter Filmreferenzen schreibt Mathieu Kassovitz seinen zweiten Langfilm in die Tradition des US-Zum Inhalt: Genrekinos ein: Der Off-Monolog von Hubert zum Filmanfang und -ende ist ein Zitat aus dem Western DIE GLORREICHEN SIEBEN (THE MAGNIFICENT SEVEN, John Sturges, USA 1960), die Szene, in der Vinz vor dem Spiegel mit dem Revolver hantiert, eine Anspielung auf TAXI DRIVER (Martin Scorsese, USA 1976) und der Werbespruch "Le Monde est à vous" ("Die Welt gehört Ihnen") – den Saïd anhand einer Sprühdose in "Le Monde est à nous" ("Die Welt gehört uns") umgestaltet – von zentraler Bedeutung im Gangsterfilmklassiker SCARFACE(Howard Hawks, USA 1932). Heute gilt HASS - LA HAINE als bekanntester französischer Beitrag zum Hood-Film, eine Weiterentwicklung des Gangster-Genres, die sich zu Beginn der 1990er-Jahre in den USA mit Filmen wie BOYZ IN THE HOOD (John Singleton, USA 1991) großer Beliebtheit erfreute. Zum Kultstatus von LA HAINE dürfte die ausdrucksstarke Inszenierung beigetragen haben, angefangen beim kontrastreichen Schwarz-Weiß, das den fiktionalen Charakter der Erzählung hervorhebt, und der expressiven Kameraarbeit, die mit Zeitlupen, Crash-Zooms, Vertigo-Effects oder auch Composite-Shots auffährt. Genauso außergewöhnlich ist die Musikauswahl: DJ Cut Killer beschallt die "cité", indem er Sound of da Police des New Yorker Hip-Hop-Aktivisten KRS-One mit Police der französischen Straßenrap-Gruppe Suprême NTM und schließlich Édith Piafs Chanson "Non, je ne regrette rien" kombiniert. Auch hier vermischen sich französische und US-Kultur, während die Kamera wie von der Musik beflügelt durch die Häuserschluchten schwebt.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Tatsächlich lässt sich der Stellenwert von Hip-Hop-Kultur in LA HAINE kaum überbetonen: Mit Musik, Breakdance und Graffiti drücken sich die Vorstadtjugendlichen aus und eignen sich dabei den sie umgebenden Raum an. Vor diesem Hintergrund lässt sich im Musik- wie im Sozialkundeunterricht der soziale Kontext herausarbeiten, aus dem die Hip-Hop-Kultur in den USA hervorging und eine Parallele zu den Strukturen in Frankreich ziehen: Welche Konsequenzen hat die Konzentration von Sozialwohnungen am Rande von Großstädten? Wie könnte Wohnungspolitik anders funktionieren? Gerade im Politikunterricht sollte zudem auf Protestbewegungen in vielen Banlieues infolge von Polizeigewalt eingegangen werden, angefangen bei einer Recherche zum Fall Makomé M'Bowolé von 1993, der zur Inspiration für das Drehbuch werden sollte, bis hin zum Tod von Nahel M., der im Sommer 2023 zu Protesten in Frankreich, Belgien und der Schweiz führte. Am Beispiel der dokumentarischen Aufnahmen im Vorspann von LA HAINE lohnt sich zuletzt der Blick auf die Darstellung vergleichbarer Vorstädte und Aufstände in den Medien: Warum werden die Protagonisten in der Szene, als eine Fernsehjournalistin sie interviewen will, aggressiv? Inwiefern vermittelt ein fiktionaler Film wie LA HAINE ein anderes Bild als die Nachrichten?

Veranstaltungen


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Dieser Text ist eine Übernahme von kinofenster.de

Autor*in: Dominique Ott-Despoix, 10.08.2023, letzte Aktualisierung: 25.07.2025

Regie

Mathieu Kassovitz

Buch

Mathieu Kassovitz

Darsteller*innen

Vincent Cassel, Hubert Koundé, Saïd Taghmaoui, Abdel Ahmed Ghili, Solo, Joseph Momo, Héloïse Rauth, Rywka Wajsbrot u. a.

Länge

98 Min

Sprachfassung

deutsche Fassung, französische Originalfassung

Format

35mm, digitalisiert 4k, scharz-weiß

FSK

ab 12 Jahre

FBW

Prädikat "Besonders wertvoll"

Verleih

für die Wiederaufführung: Plaion Pictures

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