Licht
Porträt zweier unangepasster Menschen: Die österreichische Regisseurin Barbara Albert erzählt in ihrem historischen Drama „Licht“ von der tatsächlich stattgefundenen Begegnung zwischen der blinden Pianistin Maria Theresia Paradis und dem als Wunderheiler geltenden Franz Anton Mesmer im Wien des Jahres 1777. Die junge Frau entkommt in Mesmers Sanatorium erstmals den Beschränkungen der höfischen Gesellschaft. Doch mit dem Wiederkehren ihrer Sehkraft droht sie ihr musikalisches Talent zu verlieren und sie muss sich entscheiden, welches Leben sie als Frau führen will.
Literaturverfilmung, (Historien-)Drama
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Musik, Geschichte, Ethik, Sozialkunde, Deutsch, Philosophie
Biografie, Menschen mit Behinderung, Hochbegabung, Musik, Identität, Freiheit, Gender/Geschlechterrollen, Gesellschaft, Medizin
01.02.2018
Inhalt
Am Piano fühlt sich Maria Theresia Paradis „wie ein General“. Das sind seltene Momente im Leben der 18-Jährigen, die dem Diktat ihrer ehrgeizigen Eltern untersteht, die ihre früh erblindete Tochter bei Kammerkonzerten vorführen. „Ein superiöres Talent“ wird ihr attestiert, ansonsten wird sie von der Wiener Hofgesellschaft des Jahres 1777 jedoch als Kuriosum betrachtet, das man bestaunt, belächelt, bemitleidet. Behandlungen mit Blei, Schwefel und Elektroschocks hat Resi, wie sie genannt wird, bereits durchlitten. Nun setzen die Eltern ihre Hoffnung auf den Arzt Franz Anton Mesmer, der einem „magnetischen Fluidum“ heilende Kräfte zuschreibt und um die Anerkennung seiner Methode kämpft. In seinem Sanatorium erlebt Resi erstmals Freiheit, Zuwendung und Akzeptanz. Und tatsächlich kehrt langsam ihre Sehkraft zurück, doch leidet darunter ihr virtuoses Klavierspiel.
Umsetzung
„Licht“ handelt von der tatsächlichen Begegnung von Paradis und Mesmer. Die Regisseurin stützt sich dabei auf eigene Recherchen und den Roman „Am Anfang war die Nacht Musik“. Ein detailliertes Set- und Kostümdesign sowie Musik und Sprache vermitteln authentisch die höfische Rokoko-Gesellschaft, die als restriktive und auf Äußerlichkeiten bedachte Ordnung charakterisiert wird, in der Menschen wie Resi oder Mesmer Außenseiter sind. Funktioniert der Film auf dieser Ebene als Kostümdrama, erzählt er überzeitlich von der Emanzipation einer jungen, blinden Frau, die sich nicht gesehen fühlt und in der Musik ihre Identität findet. „Licht“ ist ganz nah bei Resi (eindrucksvoll: Maria Dragus) und nimmt in subjektiven Aufnahmen konkret deren Perspektive ein. Wiederholt wird zudem der Status der Frau hinterfragt, sowohl am Hofe wie auch im untersten Stand der Mägde und Köchinnen im Sanatorium. Über allem steht dabei die Frage nach dem Wert eines Menschen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Film regt zunächst dazu an, sich mit den historischen Persönlichkeiten Maria Theresia Paradis, die nach einer erneuten Erblindung ihre Musikkarriere ausbaute und sich als Komponistin und Musiktherapeutin einen Namen machte, und dem Arzt Mesmer zu beschäftigen. Spannend ist dabei die Frage, ob die junge Frau tatsächlich das Sehen lernte, wozu es unterschiedliche Thesen gibt. Worauf könnte der Behandlungserfolg beruhen? Zudem bietet es sich an, sich mit der Gesellschaft des Rokokos zu beschäftigen, etwa mit dem Menschenbild jener Epoche. Neben historischen Fragen bietet auch Resis Situation als Blinde Diskussionsstoff. „Wer nicht sehen kann, wird nicht gesehen. Wer nicht gesehen wird, wird nicht gehört. Der lebt nicht.“, sagt sie etwa einmal im Film. Weiterführend geht es in „Licht“ immer auch um Sehen, Hören und Wahrnehmung (und die Frage, wie dies filmisch vermittelt wird) und um Musik als ein Mittel, sich auszudrücken und mit anderen zu kommunizieren.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Weiterführende Links
Webseite des Films mit UnterrichtsmaterialBegründung der fbw
Der Film bei filmportal.de
Barbara Albert
Kathrin Resetarits, frei nach dem Roman „Am Anfang war die Nacht Musik“ von Alissa Walser
Maria Dragus, Devid Striesow, Lukas Miko, Katja Kolm, Maresi Riegner u.a.
97 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 6 Jahre
Prädikat "besonders wertvoll"
farbfilm verleih
Weiterführende Links
Webseite des Films mit UnterrichtsmaterialBegründung der fbw
Der Film bei filmportal.de
