Filmplakat Lingui

Lingui

Frankreich, Deutschland, Belgien, Tschad 2021

Der Kosename"Mamita" mit dem sie ihre Mutter ruft, gefällt der 15-jährigen Maria so gar nicht mehr. Aus gutem Grund, denn sie ist ungewollt schwanger. Doch Abtreibungen sind im Tschad verboten und illegale Schwangerschaftsabbrüche teuer und gefährlich. So muss Marias Mutter Amina auf andere Wege sinnen, um ihrer Tochter das Schicksal zu ersparen, das sie selbst erlitt.

Originaltitel

Lingui, les liens sacrés

Genre

Drama, Coming of Age

Klassenstufe

ab 11. Klasse

Altersempfehlung

ab 16 Jahre

Unterrichtsfächer

Ethik, Französisch, Geografie, Geschichte, Sozialkunde, Religion, fächerübergreifend: Erziehung zur sexuellen Selbstbestimmung

Themen

globaler Süden, Abtreibung, Selbstbestimmung, Gender/Geschlechterrollen, sexualisierte Gewalt, Feminismus, Solidarität, Beschneidung, Neokolonialismus, Afrika, Religion/Religiosität, Islam

Kinostart

14.04.2022

Inhalt


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Mühsam schlitzt Amina Tag für Tag kaputte Autoreifen auf, um die darin befindlichen Drähte zu gewinnen, aus denen sie Feuerroste flechtet. Diese verkauft sie in den Straßen von N'Djamena, der Hauptstadt des Tschad. Allein muss Amina den Unterhalt für sich und ihre Tochter Maria verdienen, denn ihre Familie verstieß sie, als sie ein uneheliches Kind erwartete. Unverheiratete Frauen mit Kindern stehen in der sozialen Hierarchie des zentralafrikanischen Landes ganz unten. Doch Amina lässt sich nicht unterkriegen und ist stolz, dass sie ihrer halbwüchsigen Tochter ermöglicht, die Schule zu besuchen. Umso größer ist ihre Verzweiflung, als sie von Marias Schwangerschaft erfährt. Den Vater des Ungeborenen in die Pflicht zu nehmen, ist keine Option. Überhaupt sind in LINGUI die meisten Männer den Frauen keine wirkliche Hilfe. So schimpft der Imam Amina aus, weil sie den Besuch der Gottesdienste schleifen lässt, doch ihre Sorgen kann sie ihm nicht offenbaren. Letzten Endes kann sich die kämpferische Mutter nur auf die Solidarität unter Frauen verlassen.

Umsetzung


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LINGUI vom tschadischen Regisseur Mahamat-Saleh Haroun ist ein klar strukturierter Film, der in ruhigen, sehr ästhetischen Bildern einen ungewohnten Einblick in den weiblichen Alltag einer zentralafrikanischen Gesellschaft jenseits von Krisenberichterstattung gibt. Seine Protagonist*innen sind differenziert gezeichnet. Der Titel, welcher im Film selbst nicht weiter erklärt wird, bezieht sich auf die solidarischen Bande, welche die tschadische Gesellschaft durchziehen. Der Begriff zielt darauf, dass kein Mensch allein existieren kann und dass es eine Verbindung zum Mitmenschen braucht, um gemeinschaftlich zu (über)leben. Er impliziert jedoch auch, dass eben dieses Lingui auf der gesellschaftlichen Ebene nicht funktionieren kann, wenn die Rechte der Frauen mit Füßen getreten werden. Doch finden die Frauen einen ganz eigenen Weg, sich gegen die Männerwelt zu behaupten.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Filme aus Afrika schaffen es kaum in unsere Kinos, Filme aus dem Tschad, einem der ärmsten Länder der Welt, noch viel seltener, denn es gibt dort keine Filmherstellungs- oder Kinoinfrastruktur. LINGUI lädt ein, unser Bild von Afrika zu überprüfen: Was wirkt vertraut? Wo sind wir überrascht? Was wissen wir überhaupt jenseits der medialen Klischees von diesem Kontinent und was speziell über den Tschad? Auch hierzulande war es ein langer Kampf, bis das Recht auf Abtreibung durchgesetzt worden ist und es muss immer wieder verteidigt werden. Wie bewerten die Schüler*innen den Umgang von Amina und Maria mit dieser Situation? Die meisten Gesellschaften versuchen Sexualität in irgendeiner Form zu normieren und zu regulieren. Warum ist das so? Welche Regeln und Normen finden die Schüler*innen sinnvoll und welche nicht? Mahamat-Saleh Haroun bedient sich in seinem Film einer elliptischen Erzählweise, die mit vielen Auslassungen arbeitet. Die Schüler*innen können diese Lücken in der Handlung ausfindig machen und analysieren, warum man den Film trotzdem ohne Probleme versteht.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Dörthe Gromes, 18.03.2022, letzte Aktualisierung: 14.04.2022

Regie

Mahamat-Saleh Haroun

Buch

Mahamat-Saleh Haroun

Darsteller*innen

Achouackh Abakar Souleymane, Rihane Khalil Alio, Youssouf Djaoro u. a.

Länge

87 Min

Sprachfassung

deutsche Fassung, Originalfassung in französisch und arabisch

Format

digital, Farbe

FSK

ab 16 Jahre

Verleih

déjà-vu Film

Festivals

(Auswahl) Internationale Filmfestspiele von Cannes 2021 (Wettbewerb); Filmfest Hamburg 2021: Produzentenpreis; Film Festival Cologne 2021, Schlingel Internationales Filmfestival 2021; Torino Film Festival 2021: Interfedi Award for the Respect of Minority Rights and Laity

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