
Milch ins Feuer
Sommer auf dem Land: Katinka und ihre Schwestern verbringen jede freie Minute am Fluss. Während eine schwanger ist und mit ihrer Entscheidung ringt, kämpft Katinka unermüdlich darum, den Milchhof der Familie weiterzuführen – gegen Zweifel und Resignation. Justine Bauers einfühlsamer Abschlussfilm zeigt authentisch den harten Alltag zeitgenössischer Landwirtschaft, erzählt dabei aus einer starken Frauengemeinschaft heraus.
Drama, Coming-of-Age
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Sozialkunde, Erkunde, Ethik, Deutsch, GRW (Gesellschaft, Recht, Wirtschaft), Kunst, fächerübergreifend: Berufsorientierung
Landleben, Frauen, Familie, Erwachsenwerden, Geschwister, Landwirtschaft, Suizid
07.08.2025
Inhalt

Sommer auf dem Land. Die junge Bäuerin Katinka und ihre zwei Schwestern verbringen jede freie Minute am Fluss, besprechen dort alles miteinander. Die eine ist schwanger und kann sich nicht entscheiden, ob sie das Kind behalten wird. Katinka will unbedingt den Milchhof der Familie weiterführen, während um sie herum andere Landwirt*innen resigniert aufgeben. Sie will nichts anderes, geht in der Arbeit mit den Kühen und auf dem Feld völlig auf. Aber selbst ihre Mutter zweifelt daran, ob das Unterfangen Zukunft hat, während die Großmutter ihr moralisch Halt gibt. Männer gibt es nur am Rande als Nachbarn oder unzuverlässige Kindserzeuger. Eine starke Frauengemeinschaft, die sich pragmatisch und uneitel gegenseitig unterstützt und so das Landleben am Laufen hält.
Umsetzung

In ihrem Abschlussfilm erzählt Justine Bauer ungeschönt vom heutigen Alltag in der Landwirtschaft. Der Fokus liegt auf der nur aus Frauen bestehenden Familie. Die Arbeit ist trotz des Einsatzes von Maschinen immer noch körperlich hart und erlaubt kaum Freizeit, auch wenn z. B. das Striegeln von Pferden oder Kühen für manche nach Vergnügen aussehen mag. Für die Dreharbeiten kehrte die Regisseurin in ihre Heimatregion in Baden-Württemberg zurück und lässt in die Geschichte eigene Erfahrungen einfließen. Im Film spielen überwiegend Laiendarsteller*innen, die in der regionalen Mundart Hohenlohisch sprechen. Das verleiht der im Grunde unspektakulären Geschichte Authentizität, die gelegentlich von Katinka lakonisch aus dem Off kommentiert wird. So erscheinen auch dramatische Ereignisse wie der Suizid eines Nachbarn als natürliche Facetten des Lebens.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Die scheinbar undramatische Erzählweise könnte ein erster Anknüpfungspunkt für eine Diskussion sein. Sie schildert in Ausschnitten ohne romantische Verklärung zeitgenössische landwirtschaftliche Lebensrealität, die mehr mit dem Kampf ums Überleben als mit idyllischer Natur zu tun hat. Die Bedingungen heutiger Landwirtschaft und deren Ursachen können anhand des Suizids des Nachbarn weiteren Austausch anregen. Die Regisseurin erzählt unverkennbar auch aus eigenem Erleben – ein Eindruck, der sich durch den konsequent gesprochenen Dialekt noch verstärkt. Er macht den Ton des Films zugleich altmodisch wie zeitlos und weckt Assoziationen an Edgar Reitz’ Heimat-Trilogie. Daran anknüpfend kann über die schwindende Bedeutung von Dialekten gesprochen werden. Ein zeitentrückter Eindruck entsteht darüber hinaus auch durch die statische Kamera, die schöne, aber inzwischen ungewohnte Bilder erzeugt – etwa, wenn zu Beginn die über dem Wasser schaukelnde Katinka nur beim Schwingen kurz in den Bildrand tritt. Das lädt zu einer Analyse der Bildsprache ein.
Hinweise
Inhaltsvermerk: Suizid
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Milch_ins_Feuer.pdfJustine Bauer
Justine Bauer
Johanna Wokalek, Pauline Bullinger, Anne Nothacker, Sara Nothacker, Lore Bauer, Lorena Elser, Simon Steinhorst, Martin Bauer, Alexandra Balmer, Lisa Renner, Angelina Herrmann u. a.
79 Min
Hohenlohisch, Alemannisch, Deutsch mit Untertiteln
digital, Farbe
liegt noch nicht vor
Filmperlen
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