
Nico
Es ist ein ganz normaler Sommertag in Berlin, den Nico mit ihrer besten Freundin Rosa lachend und tanzend genießt, als die toxische Gewalt von Rassismus über sie hereinbricht. „Nie wieder tut mir jemand weh”, schwört sie sich beim Karatetraining, das ihr hilft, mit ihrem Trauma umzugehen und wieder Selbstvertrauen zu gewinnen. Ein bewegender Film über das Zusammenleben in Diversität, Freundschaft und Feminismus, und eine Frau of Color, die nicht aufgibt.
Drama
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Deutsch, Sozialkunde, Politik, Geschichte, Ethik, Psychologie
Rassismus, Islamophobie, Diskriminierung, Intersektionalität, Gewalt, Diversität, Migrationsgesellschaft, Frauen, Feminismus, Homosexualität, Selbstbewusstsein, Selbstbehauptung, Solidarität, Freundschaft
12.05.2022
Inhalt

Nico ist eine selbstbewusste und unabhängige Frau, die als Altenpflegerin arbeitet und wegen ihrer zugänglichen Art bei allen beliebt ist. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Rosa genießt Nico unbeschwert den Sommer. Die Frauen wechseln geübt zwischen ihrer Muttersprache Farsi und Deutsch hin und her und bewegen sich selbstverständlich durch das urbane, diverse Berlin. Sie gehören dazu — oder doch nicht? Als Nico eines Abends aus rassistischen Gründen brutal angegriffen wird, ändert sich alles schlagartig: Verängstigt und bedrückt zieht sie sich immer mehr zurück, auch von Rosa. Sie fängt an Karate zu lernen, um nie wieder Opfer zu werden. Auf einem Rummelplatz begegnet Nico der Mazedonierin Ronny, der sie sich annähert, bis sie sie wiedererkennt: Ronny ließ Nico nach dem Überfall im Stich, aus Angst, ohne Papiere von der Polizei erwischt zu werden. Durch Karate gewinnt Nico allmählich wieder Selbstvertrauen und Lebensfreude. Sie will nicht mehr zulassen, dass ihre Wut und Angst sie lähmen.
Umsetzung

Die überwiegend von Hand geführte Kamera kreiert dokumentarisch anmutende Szenen. Der Einsatz von Laiendarsteller*innen, wie etwa bei den alten Patient*innen, die Nico pflegt, verleihen dem Film Authentizität. Dieser realistische Stil wird bewusst gebrochen durch die subjektive, inszenierte Visualität und Tonebene bei dem rassistischen Angriff auf Nico: Das Bild dreht sich wie in Nicos Augen: es wird immer partieller, verschwommener und dunkler. Auch der Ton ist hier auf Nicos Wahrnehmung fokussiert. In den sich wiederholenden Flashbacks erscheinen diese Bilder erneut und lenken die Aufmerksamkeit des Publikums auf das Trauma, durch das Nico immer wieder aus ihrem Alltag herausgerissen wird. Die Montage des Films entspricht dem Lebensgefühl der pulsierenden Metropole Berlin, wie auch den sich überschlagenden Ereignissen und dem dramatischen Wandel in Nicos Leben.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Anhand der Erfahrungen, die Nico macht, können verschiedene Formen von Diskriminierung wie Rassismus, Islamophobie, Sexismus und Body Shaming, sowie ihre Intersektionalität, diskutiert werden. Nico wird im Film nicht nur als vermeintliche Person of Color und Muslimin verbal und körperlich angegriffen, sondern erlebt auch mehrmals Eingriffe durch Männer in ihren persönlichen Raum als Frau. Letztere können im Kontext von feministischer Selbstbehauptung, Solidarität und Empowerment besprochen werden. Der Film zeigt einen erfrischend selbstverständlichen Umgang sowohl mit Queerness, als auch mit der Zugehörigkeit von Menschen mit migrantischen Biographien zu unserer diversen deutschen Gesellschaft. Diese Darstellung kann verglichen werden mit anderen Filmen, die eher eine weiße, heteronormative Perspektive einnehmen und kulturelle Differenz stereotyp erzählen. Ferner kann untersucht werden, wodurch der Eindruck von Realismus im Film entsteht: Welche filmischen Mittel, z. B. im Hinblick auf die Kamera, die Besetzung und Dialoge, tragen dazu bei? Die Schüler*innen können zudem erarbeiten, wie sich die Szene mit dem Angriff auf Nico und deren Wiederholung in den Flash Backs vom Rest des Films abheben: Wie ändern sich dort die Perspektive, die Bildsprache und Tonebene? Welcher Effekt auf die Zuschauenden ist damit verbunden?
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Eline Gehring
Sara Fazilat, Francy Fabritz, Eline Gehring
Sara Fazilat, Sara Klimoska, Javeh Asefdjah, Andreas Marquardt, Brigitte Kramer, Isidoro Fernandez Mompelier, Sabrina Tannen u. a.
79 Min
deutsche Originalfassung (mit Passagen in Farsi, Englisch, Spanisch, Mazedonisch)
digital, Farbe
ab 12 Jahre
UCM.One
Filmfestival Max Ophüls Preis 2021: Bester Schauspielnachwuchs (Sara Fazilat)