
Noch lange keine Lipizzaner
Olga Kosanović verarbeitet die absurden Hürden des österreichischen Einbürgerungsverfahrens zu einem klugen, wütenden und humorvollen hybriden Dokumentarfilm. Noch lange keine Lipizzaner verbindet Interviews, Performances und absurde Gameshows und legt dabei offen, wie Nationalität und Staatsangehörigkeit nicht naturgegeben, sondern politisch konstruiert und kontrolliert sind. Ein persönlicher, politischer Film über Ausschluss, Identität und Teilhabe.
Dokumentarfilm
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Sozialkunde, Politik, Ethik, Deutsch, Medienkunde, Geschichte, Philosophie, Religion, Pädagogik, Psychologie, fächerübergreifend: Demokratiebildung
Zugehörigkeit, Identität, Othering, Rassismus, Nationalismus, Bürokratie, Wahlrecht, Demokratie, Diskriminierung
02.10.2025
Inhalt

Die Regisseurin beleuchtet die komplexe Beziehung zwischen Identität, Zugehörigkeit und den Herausforderungen des Einbürgerungsprozesses in Österreich. Kosanović, in Österreich geboren, sieht sich mit der absurden Realität konfrontiert, dass ihr Antrag auf Staatsbürgerschaft abgelehnt wurde, weil sie 58 Tage zu viel im Ausland war. Dies nimmt sie als Ausgangspunkt für eine tiefere Auseinandersetzung mit strukturellem Rassismus und den Missständen, die in den bürokratischen Hürden und der restriktiven Politik Österreichs verankert sind. Sie kombiniert Dokumentation, Performance und Interviews, um die (un)sichtbaren Barrieren zu zeigen, die Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund daran hindern, ihre Identität auszuleben. Der Film thematisiert, wie Nationalismus und Diskriminierung individuelle Schicksale beeinflussen und das gesellschaftliche Klima prägen und regt an, über Zugehörigkeit und die willkürlichen Kriterien nachzudenken, die bestimmen, wer als zugehörig oder fremd markiert wird.
Umsetzung

Der Film kombiniert dokumentarisches Material mit performativen Elementen, Animationen und fiktiven Spielen, die die absurde Logik des österreichischen Einbürgerungsverfahrens offenlegt. Die Montage verbindet alltägliche Realität, Fiktion und Kommentar zu einem vielschichtigen Narrativ. Szenen wie die Geburtslotterie, die Staatsangehörigkeit und soziales Milieu zuteilt, werden pointiert eingesetzt. Interviews mit Expert*innen – mit und ohne eigene Erfahrung im Einbürgerungsprozess – sind visuell durch farbige Hintergründe strukturiert und schaffen so thematische Räume. Humor und Ironie durchziehen den Film, ohne seine politische Schärfe zu mindern. Der Film hinterfragt das Konstrukt nationale Zugehörigkeit, zeigt institutionelle Ausschlüsse auf und verhandelt Identität, Demokratie und Teilhabe zwischen Gesetz, Gefühl und gesellschaftlicher Realität.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Im Unterricht kann über Demokratie, Staatsbürgerschaft, Identität und strukturelle Diskriminierung diskutiert sowie die Darstellung von Zugehörigkeit, Ausgrenzung und Othering analysiert werden – etwa anhand der starken Symbolik des Titels oder der fiktiven Gameshow als filmischem Stilmittel, das bürokratische Willkür verdeutlicht. Der Film bietet Anknüpfungspunkte zur Analyse von Montage, Musik und Genre-Mix. Auch eine Untersuchung des Films als autofiktionales Werk und die Reflexion über die Rolle von Humor in politischen Dokumentarfilmen ist möglich. Zudem können sich die Schüler*innen mit Mehrfachdiskriminierung auseinandersetzen und der Frage, wie persönliche Narrative gesellschaftliche Machtverhältnisse sichtbar machen. Der Film regt an, eigene Erfahrungen mit Zugehörigkeit zu reflektieren und kritisch über Teilhabe in pluralen Gesellschaften nachzudenken.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Noch_lange_keine_Lipizzaner.pdfViki-Filmtipp-ZOOM-Noch_lange_keine_Lipizzaner.pdf
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmDas Recht, Rechte zu haben - Video von Aktivist*innen auf bpb.de
Artikel auf bpb zum Thema "Was ist soziale Ungleichheit"
Artikel auf bpb.de zum Thema "Soziale Herkunft und Bildung"
Artikel auf bpb.de über Diskriminierungserfahrungen Jugendlicher
Artikel auf bpb.de über Identitätsentwicklung Jugendlicher angesic
Olga Kosanović
Olga Kosanović
Mitwirkende: Daniel Razi, Joy-Bianca Gündl, Lavrenty Kolgatin, Ali Gedik, Leila Offinassinga, Leily Offinassinga, Chokrj Belaid, Couma-Woury Ly, Filipa Gregec, Arieh Bauer, Andela Zivotic, Derya Arslan, Adel Ermak, Bamlak Werner, Amir Ahmadi u. a.
95 Min
deutsche Originalfassung, teilw. serbisch/englisch/französisch mit deutschen Untertiteln
digital, Farbe
ohne Altersbeschränkung
mindjazz pictures
(Auswahl 2025) Filmfestival Max Ophüls Preis; Diagonale Festival des österreichischen Films; FDF Ljubljana Filmfestival; DoKka Filmfestival Karlsruhe; Filmfestival Freistadt neuer Heimatfilm; Shortynale; Das Filmfest Prag u. a.
Downloads
FilmTipp_Noch_lange_keine_Lipizzaner.pdfViki-Filmtipp-ZOOM-Noch_lange_keine_Lipizzaner.pdf
Weiterführende Links
Webseite des Verleihs zum FilmDas Recht, Rechte zu haben - Video von Aktivist*innen auf bpb.de
Artikel auf bpb zum Thema "Was ist soziale Ungleichheit"
Artikel auf bpb.de zum Thema "Soziale Herkunft und Bildung"
Artikel auf bpb.de über Diskriminierungserfahrungen Jugendlicher
Artikel auf bpb.de über Identitätsentwicklung Jugendlicher angesic