Norwegian Dream
Norwegian Dream? Von wegen! Für den 19-jährigen Robert bedeutet die Ankunft in dem skandinavischen Land harte Arbeit in einer Fischfabrik mit mechanischen Abläufen und Überstunden. Aber dann gibt es noch Ivar, der ihn anleitet. Der Adoptivsohn des Fabrikbesitzers verkörpert eine ganz andere Männlichkeit als die polnischen Kollegen. Kann Robert zu seinen aufkommenden Gefühlen für Ivar stehen?
Drama, Coming-of-Age
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Sozialkunde, Deutsch, Englisch, Erdkunde, Ethik, Biologie, Wirtschaft/WAT
Männlichkeit, Migration, Diskriminierung, Migrationsgesellschaft, Homosexualität, Arbeit, Rassismus, Gewerkschaften, Gender/Geschlechterrollen, Armut, Außenseiter, Kapitalismus, Identität, Rebellion, Heimat, Erwachsenwerden, Sexualität, Natur, Umwelt, LGBTQIA+
01.02.2024
Inhalt
Der 19-jährige Robert beginnt, in einer norwegischen Fischfabrik zu arbeiten, um die Schulden seiner Mutter zu begleichen. Schnell findet er bei seinen polnischen Kollegen Anschluss. Sie machen sich über den Vorarbeiter Ivar lustig, der in der Pause mit Kopfhörern im Discostil tanzt. Aber Robert ist von Ivar, dem Schwarzen Adoptivsohn des Fabrikbesitzers, fasziniert. Zögernd nimmt er dessen Angebot für einen Nebenjob an. Als eine Freundin Ivars die beiden für „süß“ erklärt, ergreift er jedoch die Flucht. Erst allmählich kommen sie sich wieder näher, schließlich auch körperlich. Robert überredet Ivar, ihn und die Arbeiter beim Streik zu unterstützen. Doch wegen des Drucks, Geld zu verdienen, wird Robert selbst zum Streikbrecher. Nicht nur Ivar, sondern auch die Kollegen verachten ihn. Am Ende legt Robert seinen Posten als Streikbrecher nieder und gesteht Ivar seine Liebe.
Umsetzung
Mit Roberts Anreise über das Meer etabliert der Film zu Beginn eine schöne, zugleich raue Landschaft. Sie mag die Kühle symbolisieren, mit der die norwegische Gesellschaft ihm und seinen Kollegen begegnet. Sie leben weitgehend abgeschirmt an einem Ort, den Roberts Mutter mit dem Mond vergleicht, und arbeiten in einer Nahrungsproduktionsstätte, deren wirtschaftlicher Erfolg auf der Ausbeutung von Migrant*innen beruht. Das Setting mit seinen mechanischen Abläufen verleiht dem Drama einen fast dokumentarischen Charakter und verweist auf brutale Arbeitsroutinen. Mit entblößten Körpern in der Umkleide und dem Hanteln hebenden Mitbewohner wird die Männlichkeit in Roberts Umfeld ausgestellt. Tanzend und im Glitzerdress verkörpert Ivar eine andere Männlichkeit. Über Blicke erzählt der Film von dem Begehren, das Robert und Ivar zueinander entwickeln, das sie aber auch immer wieder zu verbergen versuchen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Ausgehend vom Film lässt sich über Männlichkeits- und Geschlechterrollen und speziell über das Thema Homosexualität diskutieren. In welcher Weise werden gleichgeschlechtliche Liebe und ihre gesellschaftliche Anerkennung noch immer erschwert? Und wie fängt der Film das Begehren der beiden Protagonisten ein – etwa durch Blickinszenierungen, die gleichzeitig viel vom Verstecken von Gefühlen erzählen? Wie stellt er verschiedene Männerbilder gegenüber? Die Schüler*innen können erörtern, was es bedeutet, wenn zwei Menschen aus sehr unterschiedlichen Lebensrealitäten bzw. Klassen einander begegnen. Das Setting der Fischfabrik bietet sich an, um die Lachszucht und -verarbeitung als Beispiel der industrialisierten Nahrungsmittelproduktion zu erkunden und die Situation vor allem migrantischer Arbeiter*innen hier, aber auch in ähnlichen Kontexten in Deutschland zu beleuchten.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Norwegian_Dream.pdfLeiv Igor Devold
Justyna Bilik, Gjermund Gisvold, Radosław Paczocha
Hubert Miłkowski, Karl Bekele Steinland, Edyta Torhan, Øyvind Brandtzæg u. a.
98 Min
deutsche Fassung, englisch-polnisch-norwegische Originalfassung mit dt. Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Salzgeber
2023) Nordische Filmtage Lübeck; Internationales Filmfest Emden-Norderney: Iris-Preis für Hubert Miłkowski als bester männlicher Hauptdarsteller