Paternal Leave - Drei Tage Meer
Leo reist allein nach Italien, auf der Suche nach einem Vater, den sie nie kennengelernt hat. PATERNAL LEAVE zeigt ein Wochenende zwischen Fremdheit und vorsichtiger Annäherung, in dem jede Geste zählt. Ein stiller Film über Verantwortung, Sprachlosigkeit und das, was unausgesprochen bleibt.
Parternal Leave
Drama, Coming-of-Age
ab 7. Klasse
ab 12 Jahre
Deutsch, Ethik, Religion, Sozialkunde, Italienisch
Vater-Tochter-Beziehung, Eltern-Kind-Beziehung, Entfremdung, Familie, Sprachlosigkeit, LGBTQIA*, Homophobie, Herkunft, Gewalt, Gender/Geschlechterrollen, Verantwortung
27.11.2025
Inhalt
Leo ist 15, als sie sich von Berlin allein an die italienische Adriaküste aufmacht – im Gepäck eine Adresse und eine Wut, die kaum zu bändigen ist. Am Ziel steht ein schäbiges Strandcafé, wo sie Paolo trifft: den Vater, den sie nie kannte. Paolo ist überrumpelt. Die Konfrontation holt eine verdrängte Vergangenheit zurück und gefährdet sein fragiles Jetzt, in dem er für seine jüngere Tochter Emilia da sein will. In Blicken, Ausbrüchen und flüchtigen Momenten tastet sich das ungleiche Duo an eine gemeinsame Sprache heran. Halt findet Leo bei Edoardo, einem sensiblen Jungen aus der Gegend, der selbst mit familiärer Ablehnung ringt. Ihre kurze, intensive Freundschaft wird zum Resonanzraum für das, was Worte nicht sagen. Der Film begleitet Vater und Tochter durch ein Wochenende, das keine Auflösung verspricht, aber eine Ahnung davon gibt, wie Nähe trotz Entfremdung möglich werden könnte.
Umsetzung
Alissa Jung inszeniert ihr Regiedebüt mit zurückhaltender Intensität. In langen Einstellungen, halben Blicken und tastenden Gesten entfaltet sich das Beziehungsgeflecht zwischen Vater und Tochter. Statt erklärender Dialoge dominieren nonverbale Spannungen. Leo und Paolo sprechen nicht dieselbe Sprache, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Wenn sie auf Deutsch insistiert und er auf Italienisch ausweicht, zeigt sich Sprachlosigkeit, die tiefer reicht als jede Vokabel. Die Kamera von Carolina Steinbrecher folgt den Figuren präzise über verlassene Strände, durch ein marodes Strandcafé und entlang der nebligen Küste Norditaliens, wo Flamingos zu poetischen Spiegeln des Ungleichgewichts werden. Der Film verwebt Leos Perspektive mit Edoardos, der seine sexuelle Identität sucht; sein Vater reagiert aus Homophobie mit Misstrauen und Härte. Musik, von 90er-Rap bis zu Kae Tempests Lyrik, verstärkt das Spannungsfeld zwischen Nähe und Rückzug, Verletzlichkeit und Rückhalt.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
PATERNAL LEAVE bietet vielfältige Impulse zur Auseinandersetzung mit familiären Bindungen, individueller Verantwortung und emotionaler Selbstbehauptung. Leos Suche nach ihrem Vater eröffnet Gespräche über Herkunft, Zugehörigkeit und das Recht auf Antworten. Die Figur Edoardo bringt Erfahrungen queerer Jugendlicher und familiärer Gewalt zur Sprache, ein sensibel gesetzter Kontrapunkt, der Fragen nach Akzeptanz und verletzlicher Männlichkeit aufwirft. Auch die Sprachlosigkeit zwischen Leo und Paolo, wörtlich wie emotional, lädt zur Reflexion über Kommunikation ein. Als ästhetischer Einstieg eignet sich die Analyse der Kameraarbeit: Wie fängt die Bildsprache Nähe, Distanz und innere Konflikte ein? Landschaften, Körperhaltungen, Blickachsen und Geräusche werden hier zu Trägern einer Emotion, die sich Worten oft entzieht und genau deshalb umso stärker wirkt.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Paternal_Leave.pdfAlissa Jung
Alissa Jung, Matteo Burani
Camilla Brandenburg, Luca Marinelli, Arturo Gabbriellini, Adele Schaumburg, Eva Löbau u. a.
113 Min
deutsch-italienische Originalfassung, mit Untertiteln; barrierefreie Fassungen über Greta & Starks verfügbar
digital, Farbe, Cinemascope
ab 12 Jahre
eksystent filmverleih
Berlinale 2025, Sektion Generation 14plus 2025: Gewinner Cinema Vision Preis
