
Remember
Der 90-jährige Auschwitz-Überlebende Zev sucht einen früheren SS-Mann und Mörder seiner Familie, der unter falschem Namen in den USA leben soll. Sein Plan ist, ihn zu töten. Was seine Mission besonders erschwert: Zev ist dement. Mit reduzierten Mitteln und damit umso eindringlicher erzählt, richtet das spannende und anrührende Roadmovie einen außergewöhnlichen Blick auf das Thema Demenz sowie auf den Holocaust und die Notwendigkeit, sich zu erinnern.
Remember
Drama, Thriller
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Geschichte, Ethik, Politik, Sozial-/Gemeinschaftskunde, Philosophie
Holocaust, Alter, Demenz, Rache, Identität, Recht und Gerechtigkeit, Judentum
31.12.2015
Inhalt

Zev Guttmann, ein 90-jähriger Auschwitz-Überlebender, wohnt in einem Altersheim in New York. Seine Frau Ruth ist seit wenigen Tagen tot, wodurch sich der an Demenz leidende alte Herr noch orientierungsloser fühlt als sonst. Nach ihrem Begräbnis wird Zev von seinem Freund und Mitbewohner Max, ebenfalls ein Auschwitz-Überlebender, an ein altes Versprechen erinnert: Rache an einem ehemaligen SS-Blockführer zu nehmen, der für die Ermordung ihrer Familien in dem KZ verantwortlich war und nun unter falschem Namen in Amerika leben soll. Max sitzt im Rollstuhl und kann kaum atmen. So gibt er Zev eine akribische Anweisung zu dem Vorgehen, den Nazi zu finden und zu töten. Heimlich stiehlt der sich aus dem Altersheim und verfolgt eine Spur, die ihn quer durch das Land führt – eine Reise, die ihn zur Erinnerung zwingt und am Ende eine erschreckende Erkenntnis birgt.
Umsetzung

Spannend und gleichzeitig anrührend erzählt das Roadmovie aus der Perspektive des hochbetagten Holocaust-Überlebenden, was die „Suspense“ dauerhaft aufrechterhält: Wie die Hauptfigur müssen die Zuschauer/innen ständig wachsam sein und sich die Wahrheit Stück für Stück zusammenpuzzeln. Verkörpert wird Zev auf eindrucksvolle Weise von dem mittlerweile 85-jährigen Christopher Plummer. Ihm gelingt die Darstellung eines gezeichneten Mannes, der stets schwankt zwischen Erschöpfung und Entschlossenheit, Hilflosigkeit und geschickter List und der ein großes Geheimnis in sich trägt. Wie undurchsichtig, verwirrend und bisweilen einsam die Welt von einem Demenzkranken erlebt wird, verdeutlicht der Film ebenso wie beim Spannungsaufbau mit reduzierten Mitteln und ohne Effekthascherei – durch den pointierten Einsatz der Musik, durch sinnbildhafte Bildkompositionen und durch eine Kameraführung, die mit der Erwartungshaltung der Zuschauer/innen spielt – um am Ende eine untergründige und umso eindringlichere Wirkung zu erzeugen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit

Besonders als der demenzkranke Zev zu der gewagten Mission der Nazijagd aufbricht, ist es wichtig, sich zu erinnern: An das geplante Vorgehen, aber auch an die Verbrechen der Nazis an ihm, Max und ihren Familien, die in den Augen von Max und Zev ihre Selbstjustiz rechtfertigen. Hiervon ausgehend lässt sich die Geschichte des Films auf einer Metaebene diskutieren und zudem auf aktuelle Gerichtsprozesse beziehen, in denen frühere SS-Männer angeklagt werden: Sind alte Menschen voll schuldfähig bzw. löst sich mit der Identität eines Menschen durch eine Demenzerkrankung auch dessen Schuld auf? Geht es um die Herstellung von Gerechtigkeit oder um Rache? Geht es um individuelle oder um kollektive Schuld? Welche Bedeutung haben die späten Prozesse – als letzte Chance, Täter persönlich zur Rechenschaft zu ziehen – für unsere Erinnerungskultur? Der außergewöhnliche Ansatz, mit dem der Film sowohl das Thema Demenz als auch das des Holocaust reflektiert und sie miteinander verknüpft, könnte auch im Vergleich mit anderen Filmbeispielen analysiert werden.
Veranstaltungen

Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
Film Tipp Remember.pdfAtom Egoyan
Benjamin August
Christopher Plummer, Martin Landau, Bruno Ganz, Jürgen Prochnow, Dean Norris u.a.
94 Min
deutsche Fassung, englische Originalfassung mit dt. Untertiteln
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Prädikat „wertvoll“
Tiberius Film
Toronto International Film Festival 2015